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Der Winter ist zurück. Minusgrade, Schnee und Glatteis sorgten am Dienstag vielerorts für Chaos auf bayerischen Straßen – und es soll so winterlich bleiben. Spargelbauern bangen Angst um ihre Ernte.
Als eine Katastrophe will Ulrich Karl die Situation auf seinen Spargelfeldern nicht bezeichnen. Zumindest noch nicht. „Aber wenn es kalt ist, wächst Spargel viel langsamer und wenn es so eisig bleibt, wird frischer Spargel in den kommenden Tagen knapp werden“, prophezeit der Landwirt (57), der in der Nähe von Schrobenhausen etwa zehn Hektar Spargelfelder bewirtschaftet. „Bei den jetzigen Temperaturen stechen wir nur jeden zweiten Tag Spargel – höchstens.“
Ein großer Kontrast zu den üppigen Erträgen Anfang des Monats. Die warmen Sonnentage mit gut 20 Grad waren optimal für das Spargelwachstum. Nun bangt der Landwirt um sein Gemüse, denn laut Deutschem Wetterdienst kehrt der Frühling vorerst nicht zurück. Für die Nacht zum Freitag werden teils bis zu minus sechs Grad prognostiziert – damit wäre es die kälteste Nacht der Woche.
Bei Frost und Schnee hört der Spargel auf zu wachsen
Es kann auch Schnee fallen, doch die gute Nachricht: Die weißen Flocken schaden dem Spargel geschmacklich nicht. Kritisch wird es laut Ulrich Karl, wenn die Kälte bis zur Wurzel in rund 40 Zentimetern Tiefe durchdringt. „Wir messen im Wurzelbereich derzeit gut zwölf Grad“, sagt er. Bei unter zehn Grad stellen die Spargelpflanzen das Wachstum komplett ein und machen eine Art Winterschlaf. Davor schützen kann er sie nur, indem er die Felder mit Plastikfolien bedeckt.
So versucht auch Obstbauer Helmut Jäger (66) aus der Nähe von Lindau die Erträge seiner Erdbeerfelder zu sichern. Unter der Folie steigt die Temperatur um zwei bis drei Grad, sagt er. Dann haben es Erdbeeren als bodennahe Gewächse immer noch schwer, doch immerhin sind sie dem Frost nicht schutzlos ausgeliefert – im Gegensatz zu Jägers Apfel-, Kirsch- und Birnbäumen. Große Sorgen bereitet dem Obstbauer, dass die Vegetation fast zwei Wochen voraus ist. Die Blüten sind kälteempfindlich. Bisher seien zwar fast keine den eisigen Temperaturen zum Opfer gefallen. „Aber ab minus fünf Grad sind Ernteausfälle programmiert“, erklärt Jäger. Er hofft daher, dass die Prognosen der Wetterexperten nicht eintreffen. „Oder dass der Bodensee für uns wie eine Wärmflasche wirkt, denn in Seenähe kann es bis zu drei Grad wärmer sein.“
Glatte Fahrbahnen und Unfälle auf Bayerns Straßen
Ziemlich ungemütlich war es gestern auch auf den Straßen im Freistaat. Nachdem in der Nacht zum Dienstag die Temperaturen in den Keller gesackt sind, waren tagsüber viele Fahrbahnen schneebedeckt und äußerst rutschig. Eine Gefahr vor allem für diejenigen Autofahrer, die bereits mit Sommerreifen unterwegs waren.
Öfter gekracht hat es in Oberfranken. Pünktlich zum Arbeitsstart haben quer stehende Lastwagen und Unfallwagen vielerorts die Straßen blockiert – und die Geduld der Autofahrer strapaziert. Zeitweise bis zu 20 Kilometer lang in jede Fahrtrichtung hat sich der Verkehr am Dienstagvormittag auf der Autobahn 9 zwischen Bayreuth und Pegnitz gestaut. Der Grund: Innerhalb kurzer Zeit sind mehrere Zentimeter Neuschnee gefallen. Das war zu viel für die Räumfahrzeuge, sie kamen nicht mehr hinterher. Wie ein Sprecher des Verkehrslagezentrums in Rosenheim mitteilt, blieb es zum Glück aber meist bei Blechschäden.
Neuschnee auf der Zugspitze sorgt für Skispaß
Gute Nachrichten gibt es dagegen für Skifahrer: Gut ein halber Meter neuer Pulverschnee lag am Dienstag auf Deutschlands höchstem Berg – und in den nächsten Tagen soll es weiter schneien. Einem Sprecher der Bayerischen Zugspitzbahn zufolge fahren die Lifte noch bis zum 1. Mai. Wintersportler sollten trotz Schneespaß allerdings aufpassen, denn es herrscht Lawinenwarnstufe drei von fünf.
von Regina Mittermeier mit dpa