Zug schleift Frau in Schwaben mehrere Kilometer mit

Eine 39-Jährige ist im schwäbischen Landkreis Donau-Ries mehrere Kilometer von einem Zug mitgeschleift und schwer verletzt. Offenbar war die Frau zuvor aus einem Waggon auf der falschen Seite ausgestiegen. Die Zuggarnitur ist Jahrzehnte alt.
Die 39-Jährige aus dem Landkreis Donau-Ries war am Montagabend in dem Zug von Aalen (Baden-Württemberg) nach Donauwörth unterwegs. Offenbar wollte sie an einer Haltestelle vor Nördlingen aussteigen – so ist jedenfalls die These des Polizeipräsidiums Schwaben Nord zum Unfallhergang.
Tür auf der falschen Seite geöffnet
Demnach öffnete sie die Tür auf der falschen Seite und stieg aus. „Als sie offenbar den Fehler bemerkte und den Zug wieder betreten wollte, schloss sich die Zugtüre“, heißt es weiter im Polizeibericht. Fakt ist: Die Türe klemmte die Hand der Frau ein. Im Polizeibericht heißt es weiter: „Der Zug setzte seine Fahrt fort und schleifte die Frau offenbar mehrere Kilometer mit.“
Der Zugbegleiter bemerkte kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Nördlingen die Hand, die ins Innere des Zuges ragte. Er betätigte sofort die Notbremse, der Zug blieb im Norden der Stadt in der Nähe der Stadtmauer stehen. Man kann nur erahnen, was die Frau mitgemacht hat: Die Polizei spricht von „schwersten Verletzungen an den Füßen, Beinen sowie am Oberkörper.“ Die Frau kam in eine Nördlinger Klinik zur Behandlung. Wie lange die 39-Jährige mitgeschleift wurde, ist derzeit unklar.
Der letzte Halt vor der Notbremsung in Pflaumloch ist etwa vier Kilometer entfernt, der erste in Wasseralfingen 30 Kilometer. Der Zug war nach Polizeiangaben nur mit fünf Passagieren besetzt, weshalb es keine Zeugenaussagen zum Hergang gibt.
Waggontyp stammt aus den 50er Jahren

Es stellt sich allerdings die Frage, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Die Bahnstrecke wird seit dem letzten Fahrplanwechsel im Dezember vom privaten Bahnbetreiber GoAhead betrieben. Da dieser jedoch nicht die ausreichende Zahl an Lokführern einstellen konnte, wird die Riesbahn derzeit von Zügen der Deutschen Bahn und des privaten Bahnunternehmens Weser Ems Eisenbahn (WEE) betrieben, die auch den Unglückszug stellte.
Bei dem WEE-Waggonmaterial handelte es sich nach Informationen unserer Zeitung um N-Wagen, die ab 1959 für die DB gebaut wurden. Laut WEE-Homepage haben ihre eingesetzten Waggons Baujahr 1966 bis 1975, die andernorts bereits vob Museumsbahnen genutzt werden. Ein Teil der auf der Riesbahn eingesetzten Waggons hat laut GoAhead keine „Seitenselektive Türsteuerung“, die das Öffnen auf der falschen Seite verhindert. Bei neueren Zügen ist diese Steuerung Standard.
Lokomotiven von Bahnmuseum ausgeliehen
Es gibt in den alten Waggons auch auch keine Sensoren oder Lichtschranken, die ein Schließen verhindern, wenn sich noch etwas zwischen den Türgummis befindet. Zum Teil werden auch vom Nördlinger Bahnmuseum ausgeliehene Lokomotiven eingesetzt. Der Zugführer, der die Weiterfahrt freigab, stand wohl am Bahnsteig und konnte die andere Seite, an der die Frau vermutlich ausstieg, nicht einsehen. Die Polizei ermittelt. Der Zug wurde zur Spurensicherung beschlagnahmt.