Wer fährt nun zum ESC? Plauzen-Punker machen großes Versprechen

München - Sie meinen es bierernst: Nachdem Xavier Naidoo nun doch nicht Deutschland beim ESC vertreten wird, bereiten sich die Spaß-Punker "Die Kassierer" auf den Auftritt beim Song Contest vor.
Bei ihnen dreht sich fast alles um "Saufen, saufen, jeden Tag nur saufen". So heißt passenderweise auch der größte Hit der "Kassierer". Über 30.000 Fans wollen mittlerweile die Anarcho-Rocker aus Bochum im nächsten Jahr auf der Bühne des Eurovision Song Contest in Schweden sehen. Und die nehmen die Herausforderung nur zu gerne an. Zwar ist noch offen, wer nach dem Aus von Xavier Naidoo zum ESC fahren wird. Aber die Chancen der Kassierer sind dadurch sicherlich nicht gesunken. Sie selbst machen sich offenbar Hoffnungen.
Großes Versprechen: "Ein Lied, das man auch nüchtern aushalten kann"
Ihr Lied werde allerdings von der üblichen Thematik abweichen und "dem Anlass entsprechend" sein, versicherte Sänger Wolfgang "Wölfi" Wendland im Interview mit Sat1. "Ein Lied zu schaffen, das man drei Minuten lang auch nüchtern aushalten kann, wird uns - auch wenn's schwerfällt - gelingen", fügte der Musiker mit dem beachtlichen Bierbauch grinsend hinzu. Stilistisch sei die Band breit aufgestellt: Von Rock bis Jazz habe man alles drauf, so Wendland.
Auch er kritisiert, dass der NDR "quasi diktatorisch" Xavier Naidoo als den Künstler bestimmt hatte, der Deutschland beim ESC vertreten sollte. Doch den Shitstorm, der sich über den Sohn Mannheims ergossen hatte, hält Wendland für übertrieben: Der 44-Jährige, der wiederholt mit diversen umstrittenen Aussagen von sich reden machte, sei vielleicht "ein bisschen konfus", "irgendwelche Boshaftigkeiten" dürfe man ihm jedoch nicht unterstellen.
Die Art der Nominierung war selbst innerhalb der ARD auf Kritik gestoßen. „Ich hätte es begrüßt, wenn diese Diskussion ARD-intern hätte geführt werden können, bevor mit der Nominierung Fakten geschaffen wurden“, kritisierte ARD-Programmdirektor Volker Herres in der „Welt am Sonntag“.
Ann Sophie sauer auf den NDR
Ann Sophie, die im vergangenen Jahr für den ESC-Verweigerer Andreas Kümmert als Zweite beim Vorentscheid eingesprungen war, wittert nach dem ESC-Hickhack anscheinend eine zweite Chance für sich: "Xavier Naidoo hat abgesagt .... ....ja gut. Dann fahr ich halt wieder", twitterte die Sängerin am Wochenende.
Ein Smiley machte jedoch deutlich, dass sie dieses Angebot wohl eher nicht ganz so ernst meinte.
Auf den NDR ist Ann Sophie auch nicht mehr gut zu sprechen. In einem Eintrag auf ihrer Facebook-Seite beschwerte sich die 25-Jährige, sie habe seit ihrem letzten Platz mit der Null(-Punkte-)Nummer "Black Smoke" beim Eurovision Song Contest in Wien im vergangenen Jahr "nie wieder etwas Ernsthaftes" von ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber gehört - und dass, obwohl er ihr gegenüber beteuert habe, dass er "mich als Künstlerin sehr schätzen würde und dass er weiter mit mir arbeiten wolle". Enttäuscht fährt sie fort, ihr sei nach dem ESC gesagt worden, "dass ich mit Euch - den Fans und dem Publikum - nicht connected hätte und daraufhin wurde ich ignoriert. Deswegen, liebe Fans, gab es kein zweites Video, keine zweite Single und erst recht keine Konzerte. Und nicht, weil ich nicht wollte."
Sender bastelt an neuem Konzept
Unterdessen bastelt der Sender an einem neuen Vorentscheid für den größten europäischen Musikwettbewerb: „An der Frage, wie der deutsche Beitrag für den ESC in Stockholm gefunden wird, wird jetzt gearbeitet“, sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke am Montag in Hamburg, wo noch bis zu diesem Dienstag auch die Intendanten der Landesrundfunkanstalten tagen. Am Samstag hatte NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber, der auch ARD-Unterhaltungskoordinator ist, die Nominierung des umstrittenen Naidoo zurückgezogen.
Ob sich für den NDR Konsequenzen aus der Absage an Naidoo ergeben, ließ Sprecher Gartzke am Montag offen. „Über mögliche Verpflichtungen des NDR gegenüber Xavier Naidoo können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben machen, da das Projekt nicht zustande kam und wir daher zunächst mit dem Management reden müssen.“ Auch die Sprecherin des Künstlers, Merle Lotz, machte zu vertraglichen Details keine Angaben.
Auf seiner Homepage und bei Facebook hatte der Sänger am Samstag unter anderem erklärt, er habe nach reichlicher Überlegung zugesagt. „Wenn sich nun kurz nach unserer vertraglichen Einigung mit dem NDR und dem Abschluss aller Vorbereitungen die Planungen der ARD durch einseitige Entscheidung geändert haben, dann ist das ok für mich.“
hn/dpa