- Wien/Tel Aviv - Der jüdische Holocaust-Überlebende Simon Wiesenthal ist tot. Wiesenthal, der als "Nazi-Jäger" bekannt wurde, starb in der Nacht zum Dienstag im Alter von 96 Jahren in seiner Wohnung in Wien, wie sein sein Büro bestätigte. Wiesenthal überlebte mehrere Konzentrationslager und wurde im Mai 1945 von amerikanischen Soldaten im Lager Mauthausen in Österreich befreit. Nach seiner Befreiung widmete er sein Leben der Suche und Verfolgung von untergetauchten Nazi-Verbrechern.
Er gründete das Wiesenthal-Zentrum, das mit Zweigstellen in aller Welt auf die Ahndung von NaziVerbrechen dringt.
Die jüdische Kultusgemeinde Wien wird am Mittwoch am Zentralfriedhof in einer Trauerzeremonie von Wiesenthal Abschied nehmen. Anschließend wird der Leichnam nach Israel übergeführt, wo für Freitag die Beerdigung geplant ist.
Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem erklärte, Wiesenthal sei "einzigartig" gewesen "in einer Umgebung, die nicht genug dafür tat, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen". In seiner Entschlossenheit, das volle Ausmaß der Nazi-Verbrechen zu dokumentieren, sei er das "Gewissen der Welt" gewesen.
Das Internationale Auschwitz-Komitee bezeichnete Wiesenthals Tod als "großen Verlust". Vizepräsident Christoph Heubner sagte der dpa in Berlin: "Er hat ganz sicher eine Rolle gespielt, dass Überlebende eine Form der Gerechtigkeit gefunden haben". Der Journalist, Schriftsteller und ehemalige Vizevorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, würdigte Wiesenthal als "gerechten und weisen Menschen".