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Amoklauf bei Zeugen Jehovas in Hamburg: Was hinter der Glaubensgemeinschaft steckt

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Von: Kai Hartwig

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Ein Amoklauf in einem Hamburger Glaubenszentrum der Zeugen Jehovas fordert acht Menschenleben. Was über die Gemeinschaft bekannt ist.

Hamburg - Am Donnerstagabend (9. März) sorgte ein tödlicher Amoklauf in Hamburg für Entsetzen. Laut Polizeiangaben wurden in einem Gemeindezentrum der Zeugen Jehovas Schüsse abgegeben, dabei starben acht Menschen. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei befindet sich auch der mutmaßliche Täter, laut Spiegel.de, ein Ex-Mitglied der Zeugen Jehovas, unter den Todesopfern. Die Hamburger Polizei geht derzeit davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt.

Schüsse in Hamburg: Amoklauf in Glaubenszentrum der Zeugen Jehovas

Der Amoklauf, vor dem auch das ZDF während der Sendung Maybrit Illner warnte, ereignete sich um kurz nach 21 Uhr in einem Gebäude der Zeugen Jehovas, das sich in der Straße Deelböge befindet. Dort grenzen die Hamburger Stadtteile Groß Borstel, Alsterdorf und Eppendorf aneinander. Das Gebäude wird von den Zeugen Jehovas als Glaubenszentrum genutzt. Auf Videoaufnahmen, welche die Tat zeigen sollen, war zu erkennen, wie eine Person im ersten Stock des Gebäudes an Fenster herantrat. Der mutmaßliche Täter schoss durch die Fenster auf Menschen, die sich dort befanden. Es soll zum Tatzeitpunkt ein Gottesdienst der Zeugen Jehovas dort stattgefunden haben, wie auch die Polizei bestätigte.

Schüsse in Hamburg
Polizisten stehen an dem Glaubenszentrum der Zeugen Jehovas in Hamburg, wo mehrere Menschen nach einem Amoklauf starben. © Jonas Walzberg/dpa

Bei den Zeugen Jehovas handelt es sich um eine an das Christentum angelehnte Glaubensgemeinschaft. Ihren Ursprung haben die Zeugen Jehovas in der Bibelforscherbewegeung, auch Internationale Bibelforscher-Vereinigung genannt. Laut Homepage der Zeugen Jehovas gibt es „pro Woche zwei reguläre Gottesdienste. Im Mittelpunkt dieser öffentlichen Zusammenkünfte steht die Bibel und wie man sie im Alltag lebendig werden lässt.“

Während des Amoklaufs fand eine solche Zusammenkunft statt. Zugang zu den Gottesdiensten der Zeugen Jehovas haben nach Angaben auf der Homepage grundsätzlich auch Menschen, die der Glaubensgemeinschaft nicht angehören. „Man muss kein Zeuge Jehovas sein, um unsere Gottesdienste zu besuchen. Jeder ist herzlich eingeladen, einmal hereinzuschauen“, heißt es dort.

Zeugen Jehovas haben mehr als 170.000 Mitglieder in Deutschland

Die Gebäude der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas werden als Königreichssaal bezeichnet. Der Begriff wird seit 1935 für die Glaubenszentren benutzt. Neben dem Königreichssaal an der Straße Dellböge gibt es in Hamburg noch sieben weitere Glaubenszentren der Zeugen Jehovas. In der Hansestadt hat die Glaubensgemeinschaft eigenen Angaben nach 3847 Mitglieder, die von den Zeugen Jehovas Verkündiger genannt werden. Deutschlandweit kommen die Zeugen Jehovas auf demnach auf 175.558 Mitglieder (Stand: Januar 2023).

Als Basis des Glaubens sehen die Zeugen Jehovas die Bibel an. Allerdings berufen sie sich auf eine eigene Übersetzung des Alten und Neuen Testaments. Diese nennt sich „Neue-Welt-Übersetzung“, keine andere Glaubensgemeinschaft erkennt diese Bibel-Übersetzung an. Dagegen ist die „Neue-Welt-Übersetzung“ für die Zeugen Jehovas die einzig gültige Wahrheit. Ablehnend stehen sie der Evolutionstheorie gegenüber.

Von Nicht-Mitgliedern der Zeugen Jehovas werden diese oftmals als Sekte bezeichnet. Die Glaubensgemeinschaft wehrte sich bereits gerichtlich gegen diese Einordnung. So wurde 2005 nach einem 15 Jahre dauernden Rechtsstreit vom Oberverwaltungsgericht Berlin entschieden, dass den Zeugen Jehovas der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) in der Hauptstadt zustehe. Ehemalige Mitglieder werfen den Zeugen Jehovas allerdings immer wieder vor, dass die Glaubensgemeinschaft sich kaum von einer Sekte unterscheide. (kh)

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