Ausflügler-Chaos in den Bergen: Münchner fährt Konter - Garmischer, die zur Wiesn „die Stadt vollspeien“
Die Garmischer Bürgermeisterin hat die Nase voll von manchen Tagestouristen aus München in ihrem Ort - und wettert öffentlich gegen sie. Ein Münchner schießt jetzt zurück.
- In der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Reiseeinschränkungen sind Ausflugsziele wie Garmisch-Partenkirchen beliebter denn je.
- Die Garmisch-Partenkirchener Bürgermeisterin Elisabeth Koch hat für rücksichtslose Ausflügler auch aus München deutliche Worte gefunden.
- Ein Münchner schießt jetzt zurück - und mit scharfen Worten gegen die Pendler in seine Stadt.
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- Nicht nur Garmisch-Partenkirchen selbst, auch Eschenlohe sieht sich plötzlich mit Massentourismus konfrontiert - ein völlig neues Phänomen für die Region.
Garmisch-Partenkirchen - Als Elisabeth Koch an Christi Himmelfahrt und Pfingsten in ihrem Ort, an den Bergbahnen und Wanderparkplätzen unterwegs war, um sich ein Bild von der Situation mit den Tagesausflüglern zu machen, traute sich teilweise ihren Augen nicht: Hier wurde wild gecampt, dort rücksichtslos geparkt, an vielen Stellen fand sie Müll und menschliche Hinterlassenschaften. „Das ist eine Katastrophe für Mensch und Natur, das kann sich die Marktgemeinde nicht mehr länger anschauen“, so ihr Fazit.
Manche Ausflügler aus München nach Garmisch-Partenkirchen „versauen die komplette Herde“
Natürlich würden sich nicht alle Tagesausflügler problematisch verhalten, sagt Koch. Manche aber schon. Und das seien dann diejenigen, „die die komplette Herde versauen“. Andernorts ist die Lage derzeit ähnlich angespannt. Am Walchensee kam es zu Pfingsten zu einem Parkchaos neuen Ausmaßes*, Im Landkreis Miesbach mit Tegernsee und Schliersee begann der Ausflugs-Wahnsinn schon früher.* Am Tegernsee eskalierte der Streit zwischenzeitlich sogar.*
Garmischer Bürgermeisterin will Parkplätze verbessern und dann „abkassieren“
Garmisch-Partenkirchen werde sich das laut Koch nicht länger anschauen*. Sie werde Lösungen erarbeiten, auch werde an bestimmten, ertüchtigten Parkplätzen „die Gemeinde dann halt entsprechend abkassieren“. Neben Garmisch-Partenkirchen haben auch andere Gemeinden im Landkreis Probleme mit dem zunehmenden Tagestourismus - so beispielsweise Unterammergau*.
Münchner reißt die Hutschnur: „...bitte die Einpendelei aus Garmisch nach München beenden.“
Drastische Worte, die der Münchner Joachim Friedberger so nicht auf sich sitzen lassen will. Er schlägt zurück, konfrontiert Koch mit ihren eigenen Aussagen und münzt sie auf München um. Nicht ganz ernst gemeint, aber mit ernstem Hintergrund, wie er Merkur.de* sagt.
“Dreck und Abgase“ wegen Pendlern aus dem Süden nach München
Sein erster Vorschlag: „..., dass Sie doch bitte die Einpendelei aus Garmisch nach München beenden.“ Er sei es leid, „jeden Morgen, jeden Abend am Luise-Kieselbach-Tunnel ein Verkehrschaos wegen der Pendler aus den südlichen Landkreisen hinnehmen zu müssen, den Dreck und die Abgase dieser Pendler einatmen zu müssen.
Münchner bemerkt ironisch: Pendler bringen der Stadt gar nichts
Außerdem: Die Pendler brächten der Stadt gar nichts. „Die meisten bringen sich sogar ihre Brotzeit von daheim mit, die konsumieren hier bei uns in München gar nichts, schaffen keinen Arbeitsplatz, die nehmen nur, aber geben nix.“ Und auch in München werde geparkt, dass es der Sau graust: Die Pendler „parken hier unsere engen Anwohnerstraßen zu, wir Münchner müssen in unseren Vierteln stundenlang nach Parkplätzen suchen, hier wo wir daheim sind“.
Auf diese Problematik hatten Münchner bereits in der Vergangenheit hingewiesen, wie tz.de* berichtete. Auslöser waren Pendler, die unrechtmäßig parkten. Was für die einen ein großes Ärgernis darstellte, sahen die anderen als wegen der chaotischen Parkverhältnisse in München als nicht anders machbar.
Münchner mit Ironie: Garmischer auf der Wiesn, „die im September die Stadt vollspeien“
Bezogen auf die Kritik an Campern, die ihre Notdurft in Wäldern und Wiesen verrichten, und damit, so Koch, die „komplette Herde versauen“, denkt Friedberger an das Münchner Oktoberfest und stellt ironisch fest:
„Frau Koch, erlauben Sie mir die Anmerkung, dass ich sehr froh bin, dass dieses Jahr keine Wiesn stattfindet. Wissen Sie, es sind sicher nicht alle Garmischer so, aber die wenigen, die im September die Stadt vollspeien, überall hinbieseln, die versauen halt die komplette Herde…“
Streit zwischen Münchnern und Umlandbewohnern darf nicht eskalieren: „Es ist ein Geben und Nehmen.“
Am Ende konstatiert Friedberger: So wie Elisabeth Kochs Aussagen „vielleicht polemisch“ waren, so seien seine „ein wenig überspitzt“. Jeder müsse aber einsehen: „Es ist ein Geben und Nehmen.“ Investitionen in den Garmisch-Partenkirchener Tourismus seien wohl sinnvoller, so der Münchner, als nur „entsprechend abkassieren“ zu wollen. Denn eine „schlechte Grundstimmung zwischen den Münchnern und den Bewohnern der Umlandgemeinden“ wolle doch niemand.
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Am letzten Wochenende der Pfingstferien wächst die Sorge vor Ausflügler-Anstürmen in Oberbayern*. Die Verantwortlichen richten einen Appell an Gäste - der gilt besonders in den Bergen gilt.
Eine Blechlawine Erholungssuchender verstopfte am Brückentag nach Fronleichnam die Straßen im Landkreis Miesbach - auch Busse kamen nicht mehr durch. Teilweise muss die Polizei eingreifen. Auch aus dem Walchen- und Kochelseegebiet gab es drastische Schilderungen. Ausflügler-Chaos auch in Schliersee*: Der Ort will nun gegen dreiste Falschparker vorgehen - auch Camper stehen in der Kritik.
Die Walchensee-Ranger treten am kommenden Montag ihren Dienst an*. Davon verspricht sich der Kochler Bürgermeister Thomas Holz viel. Eine andere Geschichte macht ihn ratlos.
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