Ricarda Lang: „Wir brauchen eine feministische Wirtschaftspolitik“
Hinsichtlich des Fachkräftemangels denkt Grünen-Chefin Ricarda Lang an die Frauen – und hinterfragt die 40-Stunden-Arbeitswoche.
Stuttgart/Berlin – Der Fachkräftemangel in Deutschland ist nicht zu unterschätzen. Zuletzt veröffentlichte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Zahlen dazu, was passieren würde, sollte die Bundesrepublik auf die Einwanderung von Fachkräften verzichten. In diesem Fall würden Deutschland bis ins Jahr 2035 sieben Millionen weniger Arbeiterinnen und Arbeiter zur Verfügung stehen.
Ricarda Lang: „Wir müssen die Erwerbstätigkeit von Frauen steigern“
Deshalb will die Ampelkoalition die Integration von Fachkräften vereinfachen, was Grünen-Chefin Ricarda Lang befürwortet. Allerdings sieht die Politikerin damit das Fachkräfteproblem noch nicht gelöst, wie BW24 berichtet. Sie sagte in einem Video, das die Gruppe The Gender Equality Advisory Council (GEAC) am 27. Dezember auf Twitter teilte: „Wenn wir diesem etwas entgegensetzen wollen, geht das nur, wenn wir die Erwerbstätigkeit von Frauen steigern. Das ist aber nur möglich, wenn wir die viele unbezahlte Arbeit – vom Kümmern um Kinder bis zum Pflegen von Angehörigen, die in dieser Gesellschaft zum ganz großen Teil von Frauen geleistet wird – endlich anerkennen. Und zum Ausgangspunkt für eine neue Arbeitsmarktpolitik machen.“
Im Detail müsse man laut Lang für „eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sorgen, zum Beispiel durch „mehr Betreuungsangebote für Kinder“.
Grünen-Chefin Ricarda Lang kritisiert 40-Stunden-Woche
Allerdings bringt die Grünen-Chefin auch eine Abkehr von der 40-Stunden-Arbeitswoche ins Spiel. Die sei ihrer Meinung nach sowieso „aus dem letzten Jahrhundert“. In der heutigen Zeit müsse eine gute Wirtschaftspolitik, so Lang, eine „Caring Economy“ sein – also eine Wirtschaft, die auf Fürsorge basiert. Lang: „Kurz gesagt: Wir brauchen eine feministische Wirtschaftspolitik.“

Der Ruf nach einer Abkehr von der 40-Stunden-Arbeitswoche ist allerdings nicht neu. Business-Experte Marco Lücke sagte im Gespräch mit BW24, dass er an die 4-Tage-Woche glaubt: „Ich denke, es wird sich in Zukunft durchsetzen. Es geht immer mehr darum, dass Angestellte sich wohlfühlen müssen – anstatt nur ihre Stunden zu schrubben.“