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Ärger in neuem Flüchtlingshaus: Aktuelle Mieter in Stuttgart fühlen sich schikaniert

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Von: Nadja Pohr

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Eine junge Frau sitzt verzweifelt mit den Händen vor dem Gesicht geschlagen auf einer Couch
Eine Mieterin des Stuttgarter Boardinghauses klagte über teilweise fehlendes Warmwasser sowie Probleme beim Internet- und Fernsehempfang, seit sie die Kündigung erhalten hatte. Das sei „Psychodruck“, kritisiert der Mieterverein. (Symbolfoto) © IMAGO/Sergio Monti

Das Boardinghaus in Stuttgart-Weilimdorf wurde von der Stadt als zusätzliche Flüchtlingsunterkunft angemietet. Die Mieter, die dort noch wohnen, fühlen sich seither von den Eigentümern des Hauses schikaniert. Der Mietverein richtet sich nun mit einem Appell an die Stadt.

Stuttgart - Eine Prognose im September rechnete mit rund 1.300 neuen Ukraine-Flüchtlingen, die in der Landeshauptstadt Stuttgart ankommen könnten. Angesichts der Berechnungen baute die Stadt Stuttgart zwei Containerdörfer und mietete darüber hinaus zwei ehemalige Hotels mit insgesamt 1.100 Plätzen und ein Boardinghaus in Weilimdorf (556 Plätze) an.

Mit dem Boardinghaus gibt es nun allerdings großen Ärger, wie BW24 berichtet - der Fall landete mittlerweile sogar beim Amtsgericht Bad Cannstatt. Denn die aktuell dort lebenden Mieter werfen dem Vermieter des Hauses Schikane vor. Man wolle die Bewohner heraus ekeln, um die ukrainischen Flüchtlinge in den Appartments unterzubringen.

Ärger in neuer Flüchtlingsunterkunft: Bewohnern klagen über Probleme beim Warmwasser, Internet und TV

Viele Bewohner des Boardinghauses in Stuttgart haben bereits eine Kündigung erhalten. Doch seitdem würden komische Dinge im Haus geschehen, wie eine Mieterin dem SWR erzählt. „Irgendwann hatten wir kein WLAN mehr, kein Warmwasser für ein paar Tage, Kabelfernsehen war dann auch weg“, berichtet die junge Frau. Zudem sei die Zimmerreinigung eingestellt worden und es sei auch schon vorgekommen, dass Personen ohne Erlaubnis die Wohnungen betreten und nach dem Auszugstermin gefragt hätten, heißt es in der Stuttgarter Zeitung (StZ).

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Die Mieter fühlen sich schikaniert und glauben, die Eigentümer wollen sie durch diese Maßnahmen vertreiben, um mehr Appartments an Flüchtlinge vermieten zu können. Der Mietervereinsvorsitzende Rolf Gaßmann appelliert deshalb an die Stadtverwaltung, ihr Versprechen zu halten, dass die Bewohner „nicht verdrängt werden sollen“. Diese fürchten mittlerweile auch, dass sie einfach auf die Straße gesetzt werden, schreibt Gaßmann in einem Brief an das Rathaus. „Ihr Vertragspartner schert sich aber nicht um diese Zusicherung, offensichtlich weil die durch die Stadt für Flüchtlinge angebotene Miete höher ist“, verweist er in dem Brief laut der StZ.

Mieterverein befürchtet, dass die Stimmung in Stuttgart bald kippen könnte

Der Stuttgarter Mietverein habe nun beim Amtsgericht Bad Cannstatt eine einstweilige Verfügung gegen die Eigentümer, die Bruchteilsgemeinschaft Dobler & Dr. Dobler, beantragt, damit die Schikane beendet wird. Der Vorsitzende Rolf Gaßmann warnt die Rathausspitze in seinem Brief außerdem, den „Psychodruck auf die Mieter“ in Weilimdorf nicht eskalieren zu lassen.

„Sollte in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, dass die Stadt Stuttgart von Bürgern bewohnte und unbefristet vermietete Apartments zur Flüchtlingsunterbringung räumen lässt, so würde die Stimmung gegen die Aufnahme von Flüchtlingen umschlagen und die Stadt würde rechtsradikalen Hetzern Argumente liefern“, schreibt er. Sollte auch die Stadt nichts gegen die Eigentümer unternehmen können, müsse man den Vertrag kündigen.

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