Reinhold Würth: „Arroganz ist die ekelhafteste Eigenschaft, die ein Unternehmer haben kann“
Reinhold Würth blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Er machte den Schrauben-Hersteller Würth zum Weltmarktführer und setzte dabei auf Bodenständigkeit.
Künzelsau - Er gehört zu den geheimnisvollen Milliardären Baden-Württembergs und legte eine beispiellose Karriere hin: Mit gerade einmal 19 Jahren hat Reinhold Würth im Jahr 1954 das Unternehmen seines verstorbenen Vaters übernommen. In den darauffolgenden Jahren baute er den Schrauben-Hersteller mit Sitz in Künzelsau (Hohenlohekreis) zum internationalen Marktführer in der Befestigungs- und Montagetechnik aus. Angefangen hat Würth mit zwei Angestellten, heute sind es mehr als 84.000 Mitarbeiter weltweit.
Reinhold Würth: Mitarbeiter werden durch Beförderungen arroganter
„Von den frühen Anfängen an hat Reinhold Würth eine Unternehmenskultur geprägt, die auf Hochachtung vor den Mitarbeitern und ihren Leistungen basiert“, heißt es in einem Bericht auf der Unternehmenswebsite. Als Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe ist er noch immer eng mit der Firma verbunden, während seine Tochter Bettina Würth als Beiratsvorsitzende sowie die Konzernleitung seine Tradition fortführen.
In all seinen Schaffensjahren hat der mittlerweile 87-jährige Unternehmer aus Baden-Württemberg gelernt: Wer nicht auf Augenhöhe kommuniziert, ruft Unzufriedenheit bei Mitarbeitern hervor. „Wir haben ein unglaublich solides Unternehmen mit einer sehr geringen Fluktuation - unter fünf Prozent aller Mitarbeiter pro Jahr. Das heißt: Die Mitarbeiter fühlen sich bei uns wohl“, sagte er gegenüber der WirtschaftsWoche. „Nie habe ich etwas verlangt, das ich nicht selbst bereit wäre, zu tun. Für mich ist Arroganz die ekelhafteste Eigenschaft, die ein Unternehmer haben kann.“

Dass Mitarbeiter, die eine Beförderung erhalten, arrogant werden, habe er selbst oft erlebt. „Meistens steckt dahinter kein böser Wille. Ganz im Gegenteil: Menschen wachsen mit ihren Aufgaben, bekommen eine Beförderung, haben Erfolg und werden dann oft unbemerkt überheblich. Es geschieht auch aus Unsicherheit, dass sie sich dann auf ihre Macht stützten, sie andere spüren lassen.“ In seinen Ausführungen geht Würth sogar noch weiter: „Arroganz ist wie das Blut für einen Jagdhund, der eine Spur aufnimmt. Der vergisst alles andere abseits der Spur. Menschen sind so tief mit einer Aufgabe beschäftigt und merken gar nicht, wie sich ihre Ausdrucksweise verändert.“
Der Unternehmer Reinhold Würth weiß, was es heißt, mit wenig Geld auszukommen
Wie er im Gespräch mit der WirtschaftsWoche erklärte, sieht Reinhold Würth es als seine große Aufgabe an, Arroganz von Unternehmen fernzuhalten. „Deshalb führe ich manches Vieraugengespräch mit einer Führungskraft, um sie auf den Boden der Menschlichkeit zurückzuholen. Dafür sind sie oft dankbar.“
Würth selbst hat früh gelernt, was es heißt, mit wenig Geld auszukommen. In jungen Jahren schaltete er beim Autofahren den Motor aus, wenn er den Berg hinunterfuhr. Noch immer ärgere ihn, wenn irgendwo ein Licht brenne, „das nicht brennen muss“. Es sei nicht einfach, den nachkommenden Generationen verständlich zu machen, „was es heißt, zehn Euro zu haben“. Dennoch sei es ihm ein besonderes Anliegen, dass seine Familie trotz des Reichtums auf dem Boden bleibe.
Nicht nur für Reinhold Würth ist Arroganz eine Eigenschaft an Menschen, die er zutiefst ablehnt. Auch bei anderen namhaften Unternehmern wird Überheblichkeit nicht gerne gesehen. So verriet etwa der Technik-Chef von Daimler, dass Arroganz für ihn ein K.O.-Kriterium bei der Auswahl von Bewerbern sei.
Reinhold Würth: Krawatten stehen für Respekt und Anstand
Wie Reinhold Würth in einem Interview mit der Zeit außerdem klarmachte, ist ihm Anstand sehr wichtig. Dieser zeige sich unter anderem auch durch das Tragen von Krawatten bei wichtigen Terminen. „Ich fände es ungehörig, ohne Krawatte und mit halb offenem Hemd einen Termin wahrzunehmen. Die Krawatte steht für Respekt.“ Dass Bundeskanzler Olaf Scholz ab und an auf Krawatten verzichte, bezeichnet Würth als „komische Zeitgeisterscheinung“.
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Ebenso habe er bemerkt, dass heutzutage bei jüngeren Menschen die „Oberflächlichkeit“ zugenommen habe. Zu Würths Jugendzeit sei Freiheit nie selbstverständlich gewesen, weshalb man „mehr musste und weniger konnte“. Zum heutigen Zeitpunkt seien die Bedingungen für junge Menschen weitaus besser und würden mehr Gestaltungsspielraum mit sich bringen. „Das darf einem aber nicht zu Kopfe steigen“, so Würth.