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Egal, ob Auto, Rad oder Zug: Unternehmen zahlt Millionen für Arbeitsweg der Mitarbeiter

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Von: Julian Baumann

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Unternehmen wie Mercedes-Benz oder Porsche bieten den Mitarbeitern in höheren Rängen Dienstfahrzeuge. Die SAP will ihrer Belegschaft eine Alternative ermöglichen.

Stuttgart/Walldorf - Die Gehälter bei Mercedes-Benz und die Vergütungen bei Porsche können sich zwar durchaus sehen lassen, in den höheren Rängen erhalten die Mitarbeiter der beiden Traditionskonzerne aus Stuttgart aber auch Dienstwagen aus der eigenen Fahrzeugflotte. Porsche hatte seine Manager bereits 2021 zum Umstieg auf E-Autos gedrängt. Gerade in größeren Städten mit einer gut ausgebauten Infrastruktur und kürzeren Arbeitswegen kommen viele Angestellte aber auch mit Bus und Bahn, dem Fahrrad oder sogar den immer beliebter werdenden E-Scootern zur Arbeit.

Als eines der ersten großen deutschen Unternehmen will der Softwarekonzern SAP aus Walldorf (Baden-Württemberg) den Mitarbeitern deshalb eine Alternative zu den Dienstwagen bieten. Dabei sollen die Angestellten ein frei verfügbares Mobilitätsbudget erhalten, wie das Handelsblatt berichtet. Ob sie dieses Budget für die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln einsetzen, hin und wieder mal mit dem Taxi zur Arbeit kommen oder damit ihr treues Fahrrad reparieren lassen, bleibt ihnen überlassen. Das Unternehmen lässt sich das Angebot einiges kosten, schreibt BW24.

Bahn, Mietwagen, Fahrrad oder Taxi? Mit dem Mobilitätsbudget sollen SAP-Mitarbeiter freie Wahl haben

Bislang fahren viele deutsche Unternehmen bei der Förderung der Mobilität ihrer Mitarbeiter eine zweigleisige Strategie. Hohe und wichtige Positionen wie Manager haben oftmals Anspruch auf einen Dienstwagen, die unteren Ränge bekommen gerade bei Firmen aus der Autoindustrie immerhin Rabatte auf Neuwagen. Wer stattdessen lieber mit Bus und Bahn zum Arbeitsplatz kommt, erhält in vielen Betrieben einen Zuschuss für das Ticket. Dass sich die Mitarbeiter selbst aussuchen können, wie und wofür sie das Mobilitätsbudget einsetzen wollen, ist in Deutschland dagegen noch nicht allzu weit verbreitet.

Die SAP ist der umsatzstärkste Softwarekonzern in Europa, was sich für die Mitarbeiter auch bei den Gehältern niederschlägt. Zudem haben die Walldorfer aber mit 17.000 Fahrzeugen auch den mit Abstand größten Fuhrpark an Dienstwagen im ganzen Land. Davon will der Softwarekonzern nun aber offenbar loskommen, obwohl das Mobilitätsbudget eine Alternative zum Dienstwagen sein und diesen nicht ersetzen soll. Dem Handelsblatt zufolge haben alle dienstwagenberechtigten Mitarbeiter der SAP, was rund 20.000 Menschen entspricht, ab dem 1. April 2023 die Möglichkeit, das Angebot des Mobilitätsbudgets in Anspruch zu nehmen.

SAP-Pilotversuche zeigen Interesse der Mitarbeiter – viele nutzen Budget für Bus und Bahn

Das Mobilitätsbudget richtet sich dabei nicht nach dem Gehalt des Mitarbeiters oder dessen Stand im Konzern, sondern schlichtweg nach dem jeweiligen Bedarf. Im Jahr 2020 hat die SAP bereits einen Pilotversuch mit 500 Mitarbeitern gestartet. Das Ergebnis zeigte, dass 60 Prozent der Nutzer das Budget für öffentliche Verkehrsmittel verwendeten, 30 Prozent für Autos, davon überwiegend Carsharing, und zehn Prozent für Fernbus oder Zugtickets für Familienmitglieder. Weil das Angebot so gut ankam, soll es ab April allen dienstwagenberechtigten Mitarbeitern zur Verfügung stehen. „Das Interesse ist riesig“, sagte Flottenchef Stefan Krautwasser.

Eine U-Bahn der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) steht an der Haltestelle Olgaeck. im Vordergrund überquert ein Radfahrer die Gleise, im Hintergrund sind Autos zu sehen.
Mit dem Mobilitätsbudget können Mitarbeiter selber wählen, wofür sie die Förderung ausgeben: Für den Arbeitsweg per Bahn, fürs Auto oder für die Reparatur des Fahrrads. © Max Kovalenko/Imago

Der Vorstoß der SAP hat Signalwirkung und könnte auch andere deutsche Konzerne davon überzeugen, eine Alternative zu den Dienstwagen anzubieten. Gerade im Hinblick auf die Mobilitätswende sind die Dienstwagen bei vielen Firmen der Hauptgrund für die schlechte CO2-Bilanz. Ab 2025 dürfen zudem keine Verbrenner-Modelle mehr in die Dienstwagen-Flotte aufgenommen werden. Ganz abschaffen will aber auch die SAP die Dienstwagen nicht, sondern den Mitarbeitern eine flexible Alternative bieten. Die Pilotversuche wurden bislang gut angenommen und das nicht nur an den SAP-Standorten der großen Metropolen, sondern auch am Hauptstandort im beschaulichen Walldorf.

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