Umfrage: Große Mehrheit glaubt nicht, dass Schule gut auf das Leben vorbereitet
Eine neue Umfrage offenbart die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung mit dem Schulsystem. Der Konsens: es fehle an finanziellen Mitteln.
München – Schule soll den Weg ins Leben ebnen. Hier sollen alle wichtigen Fähigkeiten erlernt werden, um auf spätere Herausforderungen vorbereitet zu sein. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Redaktionsnetzwerks Deutschland stellte aber fest, dass dieses Ziel in den Augen der Bevölkerung wohl verfehlt werde. Das Meinungsforschungsinstitut führte die repräsentative Umfrage am 30. und 31. März 2023 durch. Beteiligt waren 1.009 Personen.
Umfrage: Unzufriedenheit mit deutschem Schulsystem in der Bevölkerung
85 Prozent der Befragten waren unzufrieden mit dem Bildungssystem in Deutschland – eine überwältigende Mehrheit. Sie glaubten nicht, dass die Schulen im Land ausreichend auf das Leben vorbereiten würden. Es waren lediglich 13 Prozent, die eine gegenteilige Meinung vertraten. Scheinbar ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Lehrermangel, schlechte Ausstattung und ein gravierender Rückstand in der Digitalisierung sind unbestreitbare Handicaps des Bildungssystems. Ein grundlegendes Problem dürfte einigen dieser Mankos zugrunde liegen: Mehr als zwei Drittel der Befragten (77 Prozent) beklagten die Knappheit finanzieller Mittel an Schulen.

Bildungsministerin erkennt „tiefe Krise“ an: Corona habe brenzlige Lage verstärkt
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) benannte das Problem inzwischen deutlich und forderte Reformen. Im Interview mit der Bild am Sonntag im März redete sie von einer „tiefen Krise, die uns alle betrifft“. Auch die Corona-Pandemie und die zeitweisen Schulschließungen hätten nach wie vor Anteil an schweren Lernrückständen vieler Schüler, wie sie der Augsburger Allgemeinen mitteilte.
61 Prozent der Befragten bemängelten, dass für die Beseitigung dieses Lernrückstandes nicht genug durch die Schulen unternommen werde. Aber die Corona-Pandemie bot auch die Chance, endlich die Digitalisierung voranzutreiben – als Online-Unterricht temporär die einzige Möglichkeit war. 45 Prozent der Befragten fanden laut RND, dass Schulen jetzt, drei Jahre nach Beginn der Pandemie, wenigstens etwas besser auf digitalen Unterricht vorbereitet seien. Einen noch größeren Erfolg sahen 16 Prozent, die mittlerweile sogar eine deutlich bessere Umsetzbarkeit anerkannten.

Der Weg aus der Bildungskrise? Bildungsministerin fordert mehr Zusammenarbeit
„Ein Weiter-so darf es nicht geben“, forderte die Bildungsministerin Stark-Watzinger trotzdem in einem Thesenpapier vor dem Bildungsgipfel im März. Vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien müssten besonders beachtet werden, denn sie seien stärker als andere von den Defiziten in der Bildung betroffen. „Die soziale Herkunft darf nicht länger über den Bildungserfolg eines Menschen entscheiden“, schrieb die Ministerin. Sie mahnte, gute Bildung sei in Deutschland die wichtigste Grundlage für Wachstum und Wohlstand. Der Bild am Sonntag sagte sie, Bund, Länder und Kommunen müssten in der Bildung vermehrt an einem Strang ziehen.
Die schlechte Planung der Länder sei auch im Großteil der Augen der Befragten (62 Prozent) ein Grund für den Lehrermangel an deutschen Schulen. Auch eine unzureichende Bezahlung der Lehrer könne die Situation beeinträchtigen, wie 37 Prozent der Befragten angaben. (Maibrit Schültken)