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Corona: Inzidenz steigt über 800 - Erste Details zur Impfplicht durchgesickert

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Von: Marc Dimitriu, Magdalena Fürthauer, Katharina Haase, Christina Denk

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Während die deutschlandweite Inzidenz einen Rekordwert erreicht, wird die einrichtungsbezogene Impfpflicht kontrovers diskutiert. Der News-Ticker.

Update vom 23. Januar, 7.17 Uhr: Die vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete bundesweite 7-Tage-Inzidenz hat erstmals die Schwelle von 800 überschritten. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 806,8 an. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 85 440 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.04 Uhr wiedergeben.

Corona in Deutschland: Ampel-Koalition berät über Impfplicht ab 18 - erste Details bekannt

Währenddessen nehmen die Pläne der Regierung zur Vorbereitung der Impfpflicht Form an. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese, der zusammen mit anderen Abgeordneten der Ampel-Koalition Eckpunkte einer Impfpflicht ab 18 Jahren vorbereitet, nennt jetzt Einzelheiten der Pläne: Die Pflicht sollte auf ein bis zwei Jahre befristet sein, für nicht mehr als drei Impfungen gelten und über Bußgelder durchgesetzt werden, sagt der Innen- und Rechtspolitiker der Deutschen Presse-Agentur. Die Obergrenze für ein Zwangsgeld liege nach dem Verwaltungs-Vollstreckungsgesetz bei 25 000 Euro.

Währenddessen sinkt die Zustimmung zu einer allgemeinen Impfplicht in der Bevölkerung. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur befürworten 60 Prozent eine allgemeine Impfpflicht, 32 Prozent sind dagegen, 8 Prozent machen keine Angaben. Anfang Dezember waren noch 63 Prozent dafür und nur 30 Prozent dagegen.

Update vom 22. Januar, 22.22 Uhr: Die Gesundheitsminister der Länder haben eine Priorisierung der PCR-Tests und Kontaktverfolgung beschlossen. In einem Bundesland ist das bereits Realität. Wegen steil ansteigender Fallzahlen nehmen einige Gesundheitsämter in NRW bereits nur noch zu besonders gefährdeten Corona-Infizierten Kontakt auf. Die Situation in den Gesundheitsämtern sei angespannt, teilte das Gesundheitsministerium laut ZDF mit. Das Land unterstütze die Ämter mit mehr finanzierten Stellen, auch Soldatinnen und Soldaten seien im Einsatz.

Nordrhein-Westfalen liegt aktuell bei einer 7-Tage-Inzidenz von 680,8, so das RKI am Freitag (21.1). Damit gehört das Bundesland jedoch längst nicht zu den Spitzenreitern. Vier Bundesländer weisen derzeit eine Inzidenz von über 1000 auf. Berlin (1.258,3), Hamburg (1.221,9) und Bremen (1.258,7) lagen bereits am Freitag über der Marke. Nun hat auch Brandenburg als viertes Bundesland die 1000 überschritten.

Corona in Deutschland: Gesundheitsminister beschließen Novavax als bevorzugten Impfstoff für die Impfpflicht

Update vom 22. Januar, 20.48 Uhr: Am Samstag haben sich die Gesundheitsminister der Länder beraten. Dabei ging es unter anderem um die geplante, einrichtungsbezogene Impfpflicht (siehe auch Update vom 22. Januar, 19.00 Uhr). Die Gesundheitsminister beschlossen dazu, dass Beschäftigte im Gesundheitsbereich und in der Pflege „bevorzugt“ den Impfstoff von Novavax erhalten können. Laut einem Bericht des Tagesspiegel soll eine erste Lieferung von 1,75 Millionen Dosen des Impfstoffs ab 21. Februar zur Verfügung stehen.

Novavax ist ein proteinbasierter Corona-Impfstoff, eine im Kampf gegen andere Krankheiten seit langem bekannte und genutzte Methode. Daher könnte der Impfstoff auch für Menschen interessant sein, die Vorbehalte gegen die neuartigen Technologien der mRNA- und Vektorimpfstoffe haben. Einige Bundesländer forderten eine Verschiebung der Impfpflicht, die am 15. März in Kraft treten soll. Es solle erst auf die Einführung des Novavax-Impfstoffs gewartet werden. Für eine vollständige Impfung mit dem Vakzin von Novavax benötigt es zwei Impfdosen. Die Forderung wies SPD-Co-Chefin Saskia Esken jedoch zurück.

Indes hat Virologe Drosten vor einer kombinierten Mutation aus Delta und Omikron gewarnt.

Corona in Deutschland: Impfpflicht für spezielle Berufe gerät in den Fokus

Update vom 22. Januar, 19.00 Uhr: Die Gesundheitsminister der Länder haben am Samstag neben PCR-Tests und Kontaktverfolgung auch die anstehende, einrichtungsbezogene Impfpflicht ins Auge gefasst. Diese soll ab dem 15. März für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kliniken, Pflegeheimen, Arzt- und Zahnarztpraxen, Rettungs- und Pflegediensten, Geburtshäusern und anderen medizinisch-pflegerischen Einrichtungen gelten.

Unter anderem für Pfleger tritt am 15. März die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Kraft.
Unter anderem für Pfleger tritt am 15. März die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Kraft. Diese wurde von den Gesundheitsministern nun kontrovers diskutiert. © Sebastian Gollnow/dpa

Die Gesundheitsminister sprachen sich für ein mehrstufiges Verfahren aus, sodass ungeimpfte Beschäftigte nicht sofort mit einem Tätigkeitsverbot belegt werden müssten. Kritiker hatten immer wieder Befürchtungen geäußert, dass durch die Impfpflicht im bereits knapp besetzten Pflegebereich weitere Arbeitskräfte verloren gehen könnten. Im mehrstufigen Verfahren sollten so zunächst Bußgelder verhängt werden. Einige Bundesländer forderten zudem eine Verschiebung der Impfpflicht. SPD-Co-Chefin Saskia Esken hat diese Forderungen heute zurückgewiesen. Die Impfpflicht greife erst ab dem 15. März, es gebe genug Zeit, dass dann auch andere Impfstoffe von Herstellern wie Novavax zur Verfügung stünden.

Corona in Deutschland: Reform für Kontaktpersonen wird wohl kommen

Update vom 22. Januar, 15.55 Uhr: Die Gesundheitsminister der Länder haben laut dpa am Samstag bei einer Schaltkonferenz beschlossen, sich künftig auf die Kontaktverfolgung von Corona-Fällen im Klinik- und Pflegebereich sowie in der Behinderten-Betreuung zu konzentrieren. Damit folgen sie einem Vorschlag von Karl Lauterbach.

Neben der Kontaktaufnahme zu infizierten Personen und deren Haushaltsangehörigen solle die Nachverfolgung in diesen Bereichen „mit höchster Priorität“ zum Schutz sogenannter vulnerabler Gruppen durchgeführt werden, hieß es in einem einstimmig gefassten Beschluss. Verwiesen wird darin auf die erwarteten weiter stark steigenden Infektionszahlen durch Omikron, die sich trotz der milderen Verläufe bald in den Gesundheitseinrichtungen bemerkbar machen dürften.

Karl Lauterbach
Karl Lauterbach spricht sich - wie die übrigen Gesundheitsminister der Länder - für einen neuen Fokus in der Kontaktverfolgung aus. © IMAGO / Political-Moments

„Neben den von Bund und Ländern beschlossenen Anpassungen der Quarantäne und Isolierungsregeln sollte deshalb auch die Kontaktpersonennachverfolgung strategisch bundeseinheitlich neu ausgerichtet werden“, heißt es weiter. Man brauche schlicht eine „länderübergreifend einheitliche Ausrichtung“. „Weitere Kontaktpersonen“ müssten demnach damit rechnen, dass sie „in der Regel mit deutlichem Zeitverzug oder nicht mehr durch die zuständigen Behörden kontaktiert werden können“, so die Gesundheitsminister.

Coronavirus: RKI vermeldet neuen Inzidenz-Rekord

Update vom 22. Januar, 10.25 Uhr: Auch am Samstag steigen die Corona-Zahlen in Deutschland scheinbar unaufhörlich weiter - und erreichen sogar einen erneuten Rekordwert. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut RKI mittlerweile bei 772,7, am Freitag war sie noch bei 706,3. Noch nie im Laufe der Pandemie gab es deutschlandweit eine so hohe Inzidenz. Hinzugekommen sind damit 135.461 Neuinfektionen und 179 Todesfälle.

Landkreise mit der höchsten Inzidenz befinden sich weiterhin in und um Brandenburg, doch auch rund um München gehen die Zahlen durch die Decke. So verzeichnet der Landkreis Dachau 1288.1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in der letzten Woche.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten daher auch heute wieder über das weitere Vorgehen. Auf der Tagesordnung stehen laut der Nachrichtenagentur AFP die Impfpflicht, der Umgang mit dem Genesenenstatus sowie generell die Maßnahmen im Hinblick auf die Omikron-Variante. Gegen 12 Uhr mittags wird ein Statement erwartet.

Corona in Deutschland: Saarlands 2G-Regel im Einzelhandel gerichtlich ausgesetzt

Update vom 21. Januar, 18.20 Uhr: Das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes (OVG) hat die Zutrittsbeschränkung zu Einzelhandelsgeschäften nach der 2G-Regelung vorläufig außer Vollzug gesetzt. Damit gebe man einem Eilantrag mehrerer saarländischer Fachmärkte für Elektronikartikel statt, teilte das OVG in Saarlouis am Freitag mit. Die Entscheidung bedeute, dass im Saarland bis auf Weiteres die 2G-Regelung im Einzelhandel generell nicht mehr anzuwenden sei.

Für Niedersachsen kippte das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg die Regeln bereits Mitte Dezember. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte die 2G-Regel für den Einzelhandel im Freistaat diese Woche außer Vollzug gesetzt. Nach Auffassung des Oberverwaltungsgericht des Saarlandes „verstößt die Regelung gegen das aus dem Rechtsstaatsprinzip abgeleitete Gebot der Bestimmtheit von Normen“. Von der Vorschrift seien nur Ladenlokale ausgenommen, deren Waren- oder Dienstleistungsangebot der Deckung des täglichen Bedarfs diene.

Allerdings gelten auch für weitere Ladengeschäfte Ausnahmen. Es sei aber unklar, nach welchen Kriterien die Einzelhandelsbetriebe von der Ausnahmeregelung erfasst würden. Denn weder aus dem Ausnahmekatalog, noch aus der amtlichen Begründung ergäben sich einheitliche, objektivierbare Kriterien für den erweiterten Geltungsbereich der Regelung. Die Entscheidung ist unanfechtbar.

Corona in Deutschland: BaWü setzt ausgesetzte Regeln wieder in Kraft

Update vom 21. Januar, 12.28 Uhr: Die Menschen in Baden-Württemberg müssen sich schon nächste Woche auf neue Corona-Regeln einstellen. Voraussichtlich gilt dann nur noch die zweithöchste Stufe, die normale Alarmstufe, die mit einigen Lockerungen verbunden wäre. Das Land will das am 12. Januar ausgesetzte reguläre Stufensystem der Corona-Beschränkungen Mitte nächster Woche wieder in Kraft setzen, wie eine Sprecherin des Staatsministeriums am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart mitteilte.

Die Regierung reagiert damit auch auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs, das das Einfrieren der Alarmstufe II mit harten Einschränkungen für Ungeimpfte für teilweise rechtswidrig erklärt hatte. Bleibt die Belastung der Krankenhäuser auf dem derzeitigen, etwas niedrigerem Niveau, gilt wieder die normale Alarmstufe. Eigentlich sieht diese Stufe deutlich weniger Einschränkungen vor. Allerdings will die Regierung die Regeln in den einzelnen Stufen noch einmal anpassen, insbesondere bei Veranstaltungen. Sie will mit der Neufassung der Corona-Verordnung auch die Ergebnisse des nächsten Bund-Länder-Treffens am kommenden Montag zur weiteren Corona-Strategie abwarten.

Es ist umstritten, inwieweit man wegen der milderen Krankheitsverläufe bei der Omikron-Variante die Maßnahmen lockern kann. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte zuletzt zur Vorsicht gemahnt, weil die Daten zu Omikron noch nicht belastbar seien. Das Einfrieren der Alarmstufe II, das ursprünglich bis Ende Januar geplant war, widerspricht nach Einschätzung des VGH dem Infektionsschutzgesetz des Bundes. Die grün-schwarze Landesregierung hatte aus Sorge um die Omikron-Variante des Coronavirus diese Stufe in der Corona-Verordnung beibehalten und damit die Grenzwerte für die Belastung der Krankenhäuser bis Ende Januar außer Kraft gesetzt.

Die Sprecherin des Staatsministeriums erklärte, die VGH-Entscheidung betreffe zunächst nur die Corona-Verordnung Studienbetrieb. „Wir werden die Corona-Hauptverordnung aber wie ohnehin geplant in der kommenden Woche aktualisieren und das „Einfrieren“ der Alarmstufe II, das explizit als Übergangslösung bis maximal 1. Februar gestaltet war, beenden.“ Die Stufensystem-Logik werde grundsätzlich beibehalten. „Maßnahmen sollten auch in Zukunft an der Hospitalisierungsinzidenz und der Belastung der Intensivstationen orientiert sein. „Denn auch in der Omikron-Welle geht es darum, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu bewahren und dafür zu sorgen, dass Kranke in Baden-Württemberg eine angemessene Behandlung erhalten.“

Virologe macht Hoffnung auf baldige Besserung

Update vom 21. Januar, 11.50 Uhr: Noch steuert die Omikron-Welle auf ihren Höhepunkt zu. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit macht trotzdem schon leichte Hoffnung auf eine Entspannung der Lage. Um diese besser beurteilen zu können, sei aber der Verlauf der Welle in den nächsten ein bis zwei Wochen entscheidend, erklärte der Mediziner gegenüber der Hamburger Morgenpost. „Momentan gehe ich davon aus, dass wir in den nächsten ein bis zwei Monaten aber damit durch sind.“

Man müsse seiner Meinung nach dann darüber diskutieren, wie es weitergehe und ob die Phase der Endemie erreicht sei. Er gehe allerdings davon aus, dass nun keine weitere Corona-Variante folgen werden, die schlimmere Auswirkungen als die bisherigen haben. „Das ist sehr unwahrscheinlich.“

Virologe Klaus Stöhr warnt vor weitgehenden Lockerungen in der Omikron-Welle - strengere Regeln hält er ebenfalls für falsch

Update vom 21. Januar, 10.25 Uhr: Virologe Klaus Stöhr hält eine Neubewertung der Corona-Maßnahmen im Lichte der Omikron-Variante nicht für nötig, warnt aber auch vor zu weitgehenden Lockerungen. „Also jetzt alles zu öffnen, hört sich für mich ein bisschen so an wie vom rechten Straßengraben in den linken Straßengraben reinzufahren. Irgendwo ist die Fahrbahn ja in der Mitte und die finden, glaube ich, andere Länder besser“, sagte Stöhr im Sender RBB am Donnerstagabend.

Wegen vieler weniger schwerer Krankheitsverläufe und der hohen Immunisierungsrate in Deutschland sei es auf keinen Fall richtig, „so weiterzumachen wie die letzten anderthalb Jahre“, betonte der Virologe. Die Omikron-Variante breitet sich zwar rasant aus, geht allerdings tendenziell mit milderen Verläufen einher als die Delta-Variante. Länder wie Spanien erwägen daher einen Wechsel der Corona-Strategie, auch weil die Zahl der Corona-Intensivpatienten längst nicht so steigt wie in der Delta-Welle.

Vor den Spitzenberatungen von Bund und Ländern steigt die Zahl derer, die auf eine Neubewertung der Corona-Maßnahmen dringen. So wie die CSU. „Wahr ist, mit Omikron ändern sich die Grundlagen. Wir brauchen einen Omikron-Check für das Corona*-Management in Deutschland“, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume der Welt. Bereits am Montag, dem 24. Januar, wollen die Regierenden beim Corona Gipfel über die Schutzmaßnahmen beraten.

Inzidenz schießt auf mehr als 700 – 49 Kreise über 1000: Eine Stadt besonders arg gebeutelt

Update vom 21. Januar, 9.30 Uhr: Nicht nur die 7-Tage-Inzidenz und die Neuinfektionen sind wieder auf neue Rekord-Stände gestiegen, auch die Zahl der Stadt- und Landkreise, die über einer Inzidenz von 1000 liegen, sind enorm angestiegen. Mittlerweile liegen ganze 49 Kreise darüber. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vortag fast verdoppelt, gestern waren es noch 25. Vorgestern lag die Zahl noch bei 15. Die fünf Kreise in Deutschland mit der höchsten Inzidenz liegen alle in Berlin. Berlin-Mitte, Neukölln, Spandau, Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow führen die traurige Liste an.

Update vom 21. Januar, 6.34 Uhr: Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz hat erstmals die Schwelle von 700 überschritten. Das RKI meldete am Freitagmorgen einen Wert von 706,3. Am Vortag hatte er bei 638,8 gelegen, vor eine Woche bei 470,6, und vor einem Monat bei 306,4.

Binnen eines Tages wurden 140.160 Corona-Neuansteckungen registriert (Vorwoche: 92.223). 170 Todesfälle an oder mit Corona kamen hinzu (Vorwoche: 286). Experten rechnen mit immer mehr Infektionen, die nicht erfasst werden können, unter anderem, weil Labore und Gesundheitsämter zunehmend an Kapazitätsgrenzen geraten.

Krankenhausgesellschaft: Omikron-Welle belastet bereits Normalstationen

Indes hat die Belastung auf den Normalstationen laut Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG) in Regionen mit hohen Omikron-Zahlen massiv zugenommen. „Mit Blick auf die Zahlen scheint zwar die Belastung auf der Intensivstation abzunehmen, die Belastung auf der Normalstation bleibt allerdings hoch oder steigert sich sogar deutlich“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß den RND-Zeitungen vom Freitag.

Das RKI hatte zuletzt allerdings eine Stagnation bei der Hospitalisierungsinzidenz festgestellt. Im jüngsten Wochenbericht stellte das RKI auch einen weiter rückläufigen Trend bei den Patientenzahlen auf den Intensivstationen fest - die aktuell explodierenden Infektionszahlen werden sich demnach allerdings erst verzögert dort widerspiegeln.

Mit Blick auf die Bund-Länder-Beratungen am Montag verlangte Gaß konkrete Aussagen zur allgemeinen Impfpflicht. Die Deutsche Interdisziplinär Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) wurde bei dem Thema deutlich: „Die Impfpflicht für Erwachsene ist alternativlos, um die Pandemie langfristig hinter sich zu lassen“, sagte Divi-Präsident Gernot Marx dem RND. „Ohne eine höhere Impfquote bleiben wir in einer Art Dauerschleife verhaftet.“

Eine Mitarbeiterin einer Teststation in der Innenstadt von Oldenburg nimmt im Januar 2022 einen Abstrich von einem jungen Mann.
Szene von einer mobilen Corona-Teststation. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Virologe Kekulé hält Corona-Impfpflicht für nutzlos

Der Virologe Alexander Kekulé hat sich indes vehement gegen eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. „Ich war schon bei der Delta-Variante gegen die allgemeine Impfpflicht, weil sie epidemiologisch nicht erforderlich war. Bei Omikron ist sie noch viel weniger angemessen“, sagte er im Podcast „Die Wochentester“ von Kölner Stadt-Anzeiger und RND.

Eine Pflicht zu Impfung hilft nach Ansicht Kekulés nicht: „Ich verstehe nicht, warum man Impfstoffe, die für die ursprüngliche Wuhan-Variante gemacht wurden, verpflichtend machen will für eine künftige Variante, von der man die Eigenschaften gar nicht kennt.“ Wenn der Impfstoff gegen Omikron ausgeliefert werde, sei die Omikron-Welle durch. Er gehe davon aus, dass die Herbst-Welle eher noch leichter verlaufen werde. „Dann sind wir mit der Pandemie im Sinne von sozialen und wirtschaftlichen Disruptionen durch. Dann wird es eine weitere Infektionskrankheit sein.“

„Werden so hohe Fallzahlen bekommen“: Lauterbach kündigt PCR-Test-Änderung an

Update vom 20. Januar, 15.40 Uhr: Lauterbachs Vorschlag für eine Priorisierung bei PCR-Tests erhält Unterstützung vom Präsidenten der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. Bei jüngeren Menschen würde es ausreichen, eine Corona-Infektion mit einem Schnelltest festzustellen, sagte er im Deutschlandfunk. Eine Bestätigung mit einem PCR-Test sei aus seiner Sicht nicht mehr nötig.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen forderte, dass die PCR-Testkapazitäten „als Erstes zur Sicherung der kritischen Infrastruktur und Erkennung von Infektionen bei symptomatischen Personen eingesetzt“ werden sollten. Schulen schloss er dabei im Gespräch mit der Rheinischen Post explizit ein.

Corona-Impfpflicht: Lauterbach fordert weiter die Einführung

Die jüngste Entwicklung befeuert auch die Debatte über eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Lauterbach bekräftigte im ZDF seine Haltung, dass diese eingeführt werden müsse: „Wir kommen ohne Impfpflicht aus meiner Sicht aus dem Schlamassel nicht heraus“, sagte er. Ärztepräsident Reinhardt sprach sich in den Zeitungen der Funke Mediengruppe ebenfalls erneut für eine allgemeine Impfpflicht aus. Diese könne in einigen Wochen gerechtfertigt sein, wenn dann keine deutlich höhere Impfquote in Deutschland erreicht worden sei.

Allerdings gibt es auch Zweifel an der Impfpflicht, gerade wegen Omikron. „Für die Omikron-Welle kommt die Impfpflicht wahrscheinlich zu spät“, sagte der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit der Bild. Nach der Omikron-Welle mit sehr vielen Infektionen wiederum stelle sich „die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Pflicht“.

In der kommenden Woche wird der Bundestag erstmals über die mögliche Impfpflicht diskutieren. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte dazu am Donnerstag vor Beginn einer Klausurtagung seiner Fraktion, nach der Debatte am kommenden Mittwoch „werden wir schnell erste Eckpunkte vorlegen“. Er gehe davon aus, dass über eine Impfpflicht diskutiert werde, „die ab einer bestimmten Altersgrenze gelten wird“.

Nötig seien auch weitere Aufklärungskampagnen und niedrigschwellige Impfangebote, betonte Mützenich. Bis zum Herbst solle eine „so starke Grundimmunisierung“ der Bevölkerung erreicht werden, dass das Land mit der Pandemie „gelassener“ umgehen könne als 2020 und 2021.

Corona Lauterbach
Lauterbach rechnet in den kommenden Wochen weiter mit einem steilen Anstieg der Corona-Infektionen. © Kay Nietfeld/dpa

Lauterbach will Priorisierung bei PCR-Tests

Update vom 20. Januar, 9.23 Uhr: Angesichts knapper werdender PCR-Tests will Lauterbach Beschäftigte in sensiblen Gesundheitseinrichtungen bei der Laborauswertung bevorzugen. „Wir werden tatsächlich so hohe Fallzahlen bekommen, dass wir die PCR verteilen müssen, priorisieren müssen, dazu werde ich am Wochenende einen Vorschlag vorlegen, wie das passieren soll“, kündigte Lauterbach am Mittwochabend an. Die Beschlussvorlage soll laut Lauterbach schon am Montag bei erneuten Beratungen von Bund und Ländern beschlossen werden.

Weit über 100.000 Neuinfektionen: Und Lauterbach rechnet bald mit noch viel mehr - „größte Wahrscheinlichkeit“

Erstmeldung vom 20. Januar 2022:

Berlin - In Deutschland hält der aktuelle Corona-Trend an: Die Infektionszahlen steigen - und brechen Tag für Tag neue Rekorde. Die Inzidenz* in der Bundesrepublik liegt am Donnerstagmorgen, 20. Januar, bei 638,8 (Vortag: 584,4). Weiter meldet das RKI am Donnerstag über 133 000 Infektionen - beides neue Höchststände. Karl Lauterbach rechnet damit, dass sich diese Entwicklung nicht allzu schnell ändern wird. Bis Mitte Februar prognostiziert der Gesundheitsminister mehrere Hunderttausend Neuinfektionen* am Tag.

Corona: Lauterbach rechnet mit mehreren Hunderttausend Neuinfektionen am Tag

Es sei mit Blick auf realistische Szenarien davon auszugehen, „dass die Welle Mitte Februar ungefähr ihren Höhepunkt haben wird und dass wir dann mehrere Hunderttausend Fälle pro Tag erwarten müssen“, sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Zwar sei es nicht sicher, dass es zu den Szenarien komme, aber „die haben die größte Wahrscheinlichkeit“.

Dabei gebe es Länder, die solche Zahlen auch mit Blick auf die Intensivstationen verkraften könnten - allerdings sei die Lage in Deutschland eine andere. Lauterbach warnt: „Da wir in Deutschland eine hohe Zahl von Ungeimpften bei den Älteren haben, kann es bei uns ganz anders ausgehen als beispielsweise in Italien, Frankreich oder England“. Ein konkretes Beispiel: In England etwa liege die Zahl der Ungeimpften in der Gruppe der über 50-Jährigen bei ein bis zwei Prozent. „Das sind Werte, an die wir nicht herankommen“.

Corona in Deutschland: Hospitalisierungsrate laut Lauterbach „irrelevante Momentaufnahme“

Bislang spiegelt sich die von der Virusvariante Omikron ausgelöste Welle jedoch nicht auf den Intensivstationen. Laut Medizinervereinigung Divi ist dort ist die Zahl der Corona-Patienten seit der ersten Dezemberhälfte von rund 5000 auf zuletzt 2664 gesunken. Momentan infizieren sich vergleichsweise wenig Ältere, die besonders anfällig für schwere Verläufe sind.

Lauterbach sagte zu der sinkenden Hospitalisierungsrate, dies sei eine „irrelevante Momentaufnahme“, da die Welle, die aktuell in England und Frankreich laufe, in Deutschland erst noch komme. „Die richtige Belastung auf den Intensivstationen würde ich Mitte, Ende Februar erwarten, das ist noch ein Monat hin und dann hoffe ich, dass es dann noch gut aussieht“, sagte Lauterbach. „Das wird die Belastungsprobe sein, nicht das, was wir jetzt sehen.

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