Update vom 26. März, 20.48 Uhr: Brandenburg will die Corona-Regeln im privaten Umfeld. Während der Osterzeit soll es vom 1. bis 6. April eine Ausgangsbeschränkung von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 an drei Tagen in Folge geben. Das teilte die Staatskanzlei in Potsdam mit. Ausnahmen aus triftigem Grund seien möglich. Darauf habe sich das Kabinett am Freitag verständigt, der Beschluss soll aber erst am Dienstag fallen.
Liegt die Inzidenz länger erheblich über 100, sollen Kreise und kreisfreie Städte weitere Schritte ergreifen. Lockerungen für Kultur und Tourismus sollten regional ab Mitte April über Modellprojekte möglich sein. Geplant ist eine App zur Nachverfolgung von Kontakten.
Update vom 26. März, 15.01 Uhr: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58) hat kein Verständnis für die Öffnungsstrategien und Modellprojekte in einigen Bundesländern.
„Wir sind gerade in einem exponentiellen Wachstum. Das wird drastisch zunehmen“, sagte Lauterbach n-tv. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar. „Wir müssen die Zahlen erstmal in den Griff bekommen.“
Modellprojekte geben seiner Ansicht nach das falsche Signal. „Sie geben das Signal, das wir Fallzahlen runterbekommen, indem wir lockern. Das ist vollkommen abwegig“, bekräftigt der SPD-Politiker. Arbeitgeber sollten verpflichtet werden zweimal pro Woche zu testen, daneben sollte Homeoffice Pflicht werden. Zudem fordert der Epidemiologe eine Ausgangssperre für zwei Wochen. Es ginge darum sehr hohe Fallzahlen in den nächsten Wochen und damit Tod und schwerwiegende Krankheiten zu verhindern. „Es hilft nicht den Kopf in den Sand zu stecken.“
Vor bis zu 100.000 Neuinfektionen täglich warnte RKI-Chef Lothar Wieler an diesem Freitag. Wenn, es jetzt nicht gelänge die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Auch Lauterbach schließt 100.000 Neuinfektionen in den nächsten Wochen nicht aus. Es sei die Größenordnung die kommen kann. Lauterbach bleibt angesichts der Lage optimistisch: „Wenn wir schnell reagieren, können wir das abwenden.“
Update vom 26. März, 13.46 Uhr: Deutschland hinkt beim Impfen noch hinterher. Bisher sind etwa 12 Millionen Corona-Impfdosen verabreicht worden. Laut dem sogenannten Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums sind 4,4 Prozent der Bevölkerung (3.683.034 Personen) vollständig geimpft. 8.357.237 Personen mindestens eine Impfdosis erhalten. Am Donnerstag (25. März) 279.064 Impfdosen verimpft. Bitter jedoch: Traumhafte Urlaubsziele hängen Deutschland bei den Corona-Impfungen hoffnungslos ab, berichtet Merkur.de*.
Update vom 26. März, 13.21 Uhr: Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten in Deutschland steigt weiter an. Derzeit müssen 3.322 Corona-Patienten auf einer Intensivstation behandelt werden, davon werden 1.818 künstlich beatmet. Das geht aus den Daten des Divi-Registers hervor (Stand: 26. März, 13.27 Uhr). Aktuell sind demnach noch 3.288 Intensivbetten frei. Am Vortag waren, laut dem Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) noch 3.260 Menschen mit einer Coronainfektion in intensivmedizinischer Behandlung.
Erstmeldung vom 26. März 2021
Saarbrücken - Der Virologe Martin Stürmer hat sich skeptisch über die geplanten Corona-Lockerungen im Saarland geäußert. Der Versuch sei sehr mutig, sagte Stürmer am Freitag im RBB-Inforadio. Auch die Grundidee, sich Alternativen zum Lockdown* zu überlegen, sei nicht schlecht. Stürmer riet allerdings davon ab, die Regelung gleich für das ganze Bundesland zu beschließen. Die 7-Tage-Inzidenz liegt in Deutschland momentan bei 119.
„Ich finde, man sollte jetzt erstmal versuchen, das Infektionsgeschehen insgesamt wieder in den Griff zu bekommen“, gab der Virologe zu bedenken. „Auch wenn jetzt das Saarland eine niedrige Inzidenz* hat, heißt es ja nicht, dass das so bleiben muss.“
Stürmer fügte hinzu: „Und deswegen würde ich erstmal runterfahren und gleichzeitig ebensolche Modelle nicht aus den Augen verlieren - aber ich würde sie kleiner und gezielter machen.“
Die saarländische Landesregierung will ab dem 6. April mit einer entsprechenden Rechtsverordnung die Corona-Restriktionen für Gastronomie, Sport und Kultur sowie private Treffen lockern. Mit einem negativen Corona-Test* soll auch der Besuch von Theatern, Kinos, Konzerthäusern und Fitnessstudios wieder möglich sein. Wenn sich das Vorgehen als erfolgreich erweist, sollen ab dem 18. April weitere Öffnungsschritte folgen. Momentan liegt die 7-Tage-Inzidenz laut RKI-Angaben im Saarland bei 61,1. Das sieht gut aus - vor Ostern.
Doch die Entwicklung ist dynamisch. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler haben sich an diesem Freitag bei der obligatorischen Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage geäußert. Wieler warnte dabei: „Wir befinden uns am Anfang der dritten Welle. Es gibt deutliche Signale, dass diese Welle noch schlimmer werden kann, als die anderen beiden.“
Der Deutsche Städtetag appellierte derweil an die Länder, rasch die Einzelheiten der geplanten Modellprojekte für Öffnungsschritte in der Corona-Krise festzulegen. Der Präsident des kommunalen Spitzenverbandes und Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte dem Portal t-online, die Städte begrüßten Modellprojekte, um Öffnungsschritte für einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens zu untersuchen.
„Es ist gut, dass Bund und Länder diese Woche solche Modellprojekte in einigen ausgewählten Regionen grundsätzlich verabredet haben“, sagte Jung. „In den Ländern müssen nun rasch die Einzelheiten dafür festgelegt werden. Erst dann können Städte Modellprojekte starten. Es ist unglücklich, wenn der Eindruck entsteht, die Städte seien nicht kreativ und entschlossen genug.“
Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen soll einem Zeitungsbericht zufolge unter anderem in der Millionenstadt Köln modellhaft erprobt werden, wie Einzelhandel, Gastronomie und Veranstaltungsstätten sicher geöffnet werden könnten. Am Beispiel der größten Stadt in NRW solle erprobt werden, wie entsprechende Maßnahmen in einer Metropole greifen, berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger am Freitag. (afp) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA