Update vom 22. Januar, 18:30 Uhr: Die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante des Coronavirus ist möglicherweise tödlicher als die bislang vorherrschende. Darauf gebe es „einige Hinweise“ sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Freitag in einer Pressekonferenz im Regierungssitz Downing Street in London. Die hohe Belastung der Krankenhäuser im Land sei zu einem erheblichen Teil auf die neue Virusvariante zurückzuführen, so der konservative Politiker.
Ob und wie viel tödlicher die neue Corona-Mutation* ist, sei noch sehr unsicher, warnte der wissenschaftliche Berater der Regierung Patrick Vallance. Gehe man bei der bisherigen Variante davon aus, dass von 1.000 Menschen im Alter von 60 Jahren zehn sterben, seien es bei der Variante etwa 13 oder 14 Todesfälle. Das entspräche einer um 30 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für einen tödlichen Verlauf der Covid-19-Erkrankung.
Die Mutation war Ende vergangenen Jahres in der südostenglischen Grafschaft Kent aufgetaucht und hatte sich mit rasender Geschwindigkeit in London und Teilen des Landes ausgebreitet.
Update vom 22. Januar, 15.45 Uhr: Mit einer zentralen Gedenkfeier nach Ostern in Berlin will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Erinnerung an die Toten der Corona-Pandemie wach halten. Gemeinsam mit den anderen Verfassungsorganen wolle er damit „ein Zeichen setzen, dass wir als Gesellschaft gemeinsam trauern, dass wir die Toten und das Leid der Hinterbliebenen nicht vergessen“, teilte das Bundespräsidialamt am Freitag mit.
In Deutschland sind seit Beginn der Pandemie vor rund einem Jahr mehr als 50.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben, wie das RKI am Freitag mitteilte. „Das ist eben nicht nur eine Zahl, das ist nicht nur ein statistischer Wert, den wir heute zur Kenntnis nehmen und der sich morgen wieder verändert“, sagte Steinmeier in einer Online-Gesprächsrunde. „Sondern hinter jeder Zahl steht ein Schicksal. Es ist ein Mensch verloren, der uns am Herzen lag.“
Zugleich rief der Bundespräsident alle Bürger zu einem „Zeichen des stillen Gedenkens“ auf: Bis zu dem geplanten Trauerakt sollten sich möglichst viele Menschen an der Aktion „#lichtfenster“ beteiligen, ein Licht in ihre Fenster stellen und auch ein Bild davon mit dem Hashtag in den sozialen Medien teilen. Im Schloss Bellevue werde gut sichtbar ein Licht im zentralen Fenster über dem Portal leuchten. „Wir stellen ein Licht ins Fenster. Ein Licht der Trauer, ein Licht der Anteilnahme, ein Licht des Mitgefühls“, sagte Steinmeier in seinem Aufruf.
Ende vergangenen Jahres sind in Deutschland laut Statistischem Bundesamt fast ein Drittel mehr Menschen gestorben als im Durchschnitt der Vorjahre. Nach vorläufigen Ergebnissen gab es in der 52. Kalenderwoche (21. bis 27. Dezember 2020) mindestens 24.470 Todesfälle. Das sind 31 Prozent, oder 5832 Fälle, mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, wie das Amt am Freitag in Wiesbaden mittelte. Die Zahl der Menschen, die an oder mit einer Corona-Infektion gestorben sind, lag laut Robert-Koch-Institut (RKI) in der 52. Kalenderwoche bei 5040.
Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen im Corona-Hotspot Sachsen. „Wie schon in der Vorwoche hat sich dort auch in der 52. Kalenderwoche die Zahl der Sterbefälle bezogen auf den Durchschnittswert der vier Vorjahre für diese Woche mehr als verdoppelt“, berichteten die Statistiker. Nach plus 111 Prozent in der Vorwoche waren es in der 52. Kalenderwoche 114 Prozent oder 1228 Todesfälle mehr. In Thüringen stieg die Zahl der Todesfälle um 62 Prozent, in Brandenburg um 60 Prozent, in Sachsen-Anhalt um 46 Prozent verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.
Update vom 22. Januar, 13.55 Uhr: Nach Meinung von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat der Bund bald die Grenzen seiner Möglichkeiten bei den Corona-Maßnahmen erreicht. „Es gibt eine überschaubare Zahl an Instrumenten, mit denen wir die Pandemie bekämpfen können. Und im Prinzip haben wir bald alle Register gezogen“, sagte er im Interview mit dem Spiegel.
Bis auf einen totalen Shutdown gäbe es nicht mehr viele Maßnahmen, die noch verfügt werden könnten. Ein Herunterfahren der Wirtschaft und ein Schließen der Grenzen lehne er ab. Eine Abschottung Deutschlands sieht er als kein mögliches Mittel. „Wir leben in einem offenen Europa. Wir können uns nicht einfach abkoppeln wie etwa Neuseeland“, so Haseloff.
Update vom 22. Januar, 11.48 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn warb bei der Bundespressekonferenz um Verständnis für die Verlängerung des Lockdowns. Die aktuellen Zahlen seien ermutigend, aber noch immer auf einem hohen Niveau. „Es ist noch nicht vorbei“, stellte er klar. Zudem warnte er vor einer Verbreitung der Virus-Mutation. Spahn sagte es gebe Hoffnung durch die Impfkampagne. „Wir befinden uns zwar auf dem Höhepunkt der Pandemie, und gleichzeitig haben wir den Weg raus aus der Pandemie begonnen“. Die Null-Covid-Strategie sieht er für Deutschland nicht geeignet.
Der RKI-Präsident Lothar Wieler machte insbesondere auf die hohen Todeszahlen in Deutschland aufmerksam. „Das ist eine bedrückende, für mich schier unfassbare Zahl“, sagte er. Die derzeit sinkenden Infektionszahlen sehe er positiv. „Wir dürfen eben nicht nachlassen.“ Ein weiteres Problem sind die vielen Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen. Etwa 900 Fälle seien bekannt, „wahrscheinlich gibt es auch eine Dunkelziffer.“
Virologe Christian Drosten warnte vor einer zu schnellen Lockerung der Maßnahmen im Hinblick auf die Mutation. Er erklärte sein Szenario von möglichen 100.000 täglichen Infektionen pro Tag*. Auch DIVI-Präsident Gernot Marx warnte vor voreiligen Lockerungen. Derzeit sei ein deutlicher Rückgang bei der Zahl der Intensivpatienten erkennbar. Auf den Intensivstationen sei kein „Weihnachts- und Silvesterpeak“ zu erkennen
Update vom 22. Januar, 11.11 Uhr: Die Bundespressekonferenz ist beendet. In Kürze erfolgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen.
Update vom 22. Januar, 11.07 Uhr: Den Unterschied der Impfquoten zwischen den Bundesländern erklärt Spahn damit, dass einige Bundesländer bereits stärker Krankenhauspersonal geimpft haben, andere zunächst ausschließlich in Pflegeheimen geimpft haben. Die Impfung in Krankenhäusern gehe deutlich schneller. „Das wird sich ausgleichen“, versichert Spahn.
Update vom 22. Januar, 10.55 Uhr: Zur „Zero Covid“-Strategie erklärt Spahn, er tue sich schwer mit Vergleichen mit Inselstaaten wie Australien und Taiwan. Das sei eine „völlig unterschiedliche Ausgangslage“, Deutschland befindet sich in der Mitte eines Kontinents. „Deswegen sehe ich Null als dauerhafte Zielmarke nicht als das, was in einem Land wie Deutschland mit unserer Lage und Situation funktionieren kann.“
Je näher die Inzidenz der Null-Inzidenz komme, umso besser. „Wir müssen die Inzidenzen herunter bekommen“, so Wieler. Das funktioniere nur durch Kontaktreduzierung und zuverlässige PCR-Tests. Durch die „Public Health“-Maßnahmen könne man auch die Virus-Mutationen kontrollieren.
Update vom 22. Januar, 10.47 Uhr: Die Selbsttestung sei erst möglich, sobald es eine Zulassung gibt, erklärt Spahn. Es müsse sichergestellt werden, dass auch ein Laie ein richtiges Ergebnis bekommt. Sonst bestehe das Risiko von falschen Testergebnissen. „Die Heimtestung hätte ich gerne auch zur Verfügung. Sie muss aber gut und verlässlich sein“, stellt Spahn klar.
Update vom 22. Januar, 10.42 Uhr: Eine zu frühe Öffnung könnte zu einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen und auch der Zahl der Patienten auf den Intensivstationen führen, mahnt Marx klar. Die Zahl der Intensivpatienten sei in der zweiten Welle etwa doppelt so hoch gewesen, wie in der ersten Welle im Frühjahr.
Update vom 22. Januar, 10.38 Uhr: Drosten erklärt auf Nachfrage seine Prognose der möglichen 100.000 täglichen Neuinfektionen. „Das ist ein Szenario, keine Berechnung“, so der Virologe. Man müsse sich klarmachen, dass man in so etwas „hineinlaufen“ könnte. Sollten die Risikogruppen in wenigen Wochen durch die Impfung geschützt sein, würden sicherlich Forderungen nach Lockerungen kommen. Ein solches Szenario sei dann durchaus möglich. „Wir sollten uns nicht zu sorglos hinstellen“, so Drosten.
Update vom 22. Januar, 10.28 Uhr: „Wir können keinen Weihnachts- oder Silvester-Peak erkennen“, sagt DIVI-Präsident Marx. Er lobt dafür die Bevölkerung. Insgesamt sei auf den Intensivstationen ein positiver Trend zu erkennen. Die Zahlen würden deutlich sinken. „Man kann aber noch nicht von Entspannung sprechen“. Die Infektionszahlen müssten daher weiter gesenkt werden und Maßnahmen eingehalten werden. „Eine Ausbreitung der Mutation führt zu einer Auslastung der Intensivmedizin“, so Marx. Er macht darauf aufmerksam, dass das Personal auf den Intensivstationen stark belastet sei.
Update vom 22. Januar, 10.23 Uhr: Für die Kontrolle dieser Mutante seien die Verlängerung und Verschärfung der Corona-Maßnahmen richtig und wichtig. Wie stark sich die Mutation ausbreiten wird, sei nicht endgültig vorauszusagen, so Drosten. Die genannten Zahlen seien nicht „statistisch repräsentativ“. Man müsse sich noch gedulden, bis das möglich sei.
Update vom 22. Januar, 10.20 Uhr: Virologe Christian Drosten gibt zunächst Informationen zur Sequenzierung. Das Die Mutante aus Großbritannien sei zunächst durch eine Auffälligkeit in PCR-Testungen entdeckt und anschließend durch Sequenzierungen bestätigt worden. Die Virus-Variante sorge neuesten Erkenntnissen zufolge für eine zusätzliche Infektiosität von 22 bis 35 Prozent auf den R-Wert.
„Was ich hier erzählen kann, ist zum Teil nur anekdotisch“, stellt Drosten klar. Die Mutation sei durch den Reiseverkehr über die Weihnachtsfeiertage „eingeschleppt“ worden - nicht nur aus Großbritannien, sondern auch aus anderen Nachbarländern.
Update vom 22. Januar, 10.13 Uhr: RKI-Chef Wieler ergreift das Wort. Die Infektionszahlen in Deutschland gehen leicht zurück, berichtet er. Das RKI-Dashboard färbe sich langsam heller. „Leider sehen wir nach wie vor sehr viele Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen“, stellt Wieler allerdings klar. Etwa 900 Fälle seien bekannt, „wahrscheinlich gibt es auch eine Dunkelziffer.“
Er macht auf die Todeszahlen aufmerksam, die weiterhin viel zu hoch sein. „Es ist eine bedrückende, für mich schier unfassbare Zahl“, so Wieler zu den heute überschrittenen 50.000 Corona-Todesfällen in Deutschland. Daher sei es wichtig, die Maßnahmen weiterhin einzuhalten. „Wir können nur zu einem normalen Alltag zurückkehren, wenn wir die Fallzahlen senken und dauerhaft niedrig halten“, so der RKI-Chef. Er appelliert an die Impfung und die Einhaltung der Maßnahmen. „Geben wir dem Coronavirus keine Chance.“
Update vom 22. Januar, 10.08 Uhr: „Wir wollen die Verbreitung der Corona-Mutation möglichst minimieren“, so Spahn. Daher sei eine Lockerung des Lockdowns derzeit keine Option. Auch neue Maßnahmen, wie das Einführen der medizinischen Maskenpflicht, seien daher notwendig. Spahn erklärt, dass es Hoffnung durch die Impfkampagne gibt. „Wir befinden uns zwar auf dem Höhepunkt der Pandemie, und gleichzeitig haben wir den Weg raus aus der Pandemie begonnen.
Die Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca sei ebenfalls abzusehen. „Machen Sie mit, lassen wir jetzt nicht nach“, appelliert Spahn. Er stellte in Aussicht, dass in den Heimen bis Mitte Februar jedem Bewohner ein Angebot gemacht werden kann.
Update vom 22. Januar, 10.05 Uhr: „Die Zahlen sind ermutigend, sie entwickeln sich in die richtige Richtung“, stellt Spahn klar. Aber sie sind dennoch auf einem zu hohen Niveau. Das Ziel ist es, die Infektionszahlen weiter zu senken, um die Gesundheitsbehörden und insbesondere die Krankenhäuser zu entlasten. Eine zu frühe Lockerung könne zu einer Entflammung der Situation führen, das habe man in vielen europäischen Ländern gesehen.
Update vom 22. Januar, 10 Uhr: Die Bundespressekonferenz zur aktuellen Lage im Corona-Lockdown beginnt. Gesundheitsminister Spahn ergreift zunächst das Wort. Zunächst erinnert er an die Anfänge der Pandemie im vergangenen Jahr und die bisherigen Folgen. „Es ist noch nicht vorbei“, erklärt er.
Update vom 22. Januar, 9.55 Uhr: In einer Bundespressekonferenz sprechen ab 10 Uhr unter anderem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), RKI-Chef Lothar Wieler, Virologe Christian Drosten und Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), zur aktuellen Lage im Corona-Lockdown in Deutschland.
Update vom 22. Januar, 06.49 Uhr: In Deutschland sind seit Beginn der Pandemie mehr als 50.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Die deutschen Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) 859 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden, wie das RKI am Freitagmorgen bekanntgab. Damit stieg die Gesamtzahl der Todesfälle auf 50.642. Vor genau einer Woche waren 1113 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet worden. Der Höchststand von 1244 neuen Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden.
Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI außerdem 17.862 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Vor genau einer Woche hatte das RKI 22.368 Neuinfektionen verzeichnet. Seit Beginn der Pandemie zählt das RKI 2.106.262 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 22.01., 00.00 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 1.780.200 an.
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Freitagmorgen bei 115,3. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Zahl schwankte danach und sinkt seit einigen Tagen wieder. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern bleiben jedoch groß: Die höchsten Inzidenzen haben Thüringen mit 218,4 und Brandenburg mit 194,4. Den niedrigsten Wert hat Bremen mit 80,9. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstagabend bei 0,93 (Vortag: 0,87).
Update vom 21. Januar, 20.41 Uhr: Die Reproduktionszahl in Deutschland ist wieder etwas gestiegen. Wie aus dem aktuellen Lagebericht des Robert-Koch-Instituts vom Donnerstagabend hervorgeht, beträgt das Vier-Tage-R 0,84 (Vortag: 0,79) und das Sieben-Tage-R 0,93 (Vortag: 0,87). Da die Reproduktionszahl damit aber weiterhin unter 1 liegt, flacht das Infektionsgeschehen weiter ab.
Das macht sich in ersten Ansätzen auch bei der älteren Bevölkerungsgruppe bemerkbar. Nachdem das RKI am Mittwoch für die Bevölkerung 80+ eine Sieben-Tage-Inzidenz von 268 Fällen pro 100.000 Einwohnern gemeldet hatte (siehe Erstmeldung), sind es nun 259.
Trotz dieser leichten Tendenz der Besserung mahnt das RKI, die Gefahr des Coronavirus nicht zu unterschätzen. Denn „nach wie vor ist eine hohe Anzahl an Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten“. Das Institut schätzt daher „die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als sehr hoch ein“.
Erstmeldung vom 21. Januar: Berlin - Die Politik hat die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus jüngst noch einmal verlängert. Mindestens bis Mitte Februar befindet sich Deutschland damit im Lockdown*. Sorge bereiten dabei insbesondere Virus-Mutationen wie die aus Großbritannien, die nach ersten wissenschaftlichen Erkenntnissen zwar nicht zwingend schlimmere Krankheitsverläufe mit sich bringen, aber wohl ansteckender* sind.
Daher hat für die Bundesregierung das Niedrighalten der Fallzahlen aktuell oberste Priorität, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel* am Donnerstagvormittag (21. Januar) noch einmal eindringlich betonte. Sind die Zahlen gering, dann falle dem Virus „auch nicht so viel ein“ bezüglich der Mutation, erklärte die CDU-Politikerin*. Die einfache Rechnung: Je weiter verbreitet das Virus ist, desto wahrscheinlicher werden auch Mutationen.
In diesem Zusammenhang verweist die Kanzlerin immer wieder auf die bedrohliche Lage in Irland, wo sich die Virus-Mutation immer weiter ausbreitet und in den letzten 14 Tagen 1.191 Fälle pro 100.000 Einwohner registriert wurden**. Noch angespannter ist die Lage momentan in Portugal (14-Tage-Inzidenz von 1320), wo 20 Prozent der Neuinfektionen auf eine Mutation zurückgehen. Die Corona-Fälle in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land erreichten mit 14.600 zuletzt einen Rekordwert. Das labile Gesundheitssystem droht zu kollabieren.
Irland und Portugal gelten für die Bundesrepublik als mahnendes Beispiel. Deswegen wird die Kanzlerin auch nicht müde, auf die Virus-Mutation hinzuweisen. In Deutschland besteht aktuell aber dennoch Hoffnung.
Denn in puncto Infektionszahlen gab es zuletzt positive Entwicklungen. Mit vom Robert-Koch-Institut* gemeldeten 20.398 Neuinfektionen ist die Lage zwar immer noch prekär, es zeichnet sich allerdings ein deutlicher Rückgang ab. Im Vergleich zur Vorwoche wurden knapp 19 Prozent weniger Fälle gemeldet, die Sieben-Tages-Inzidenz geht den zehnten Tag in Folge zurück und erreicht mit 119,0 das niedrigste Niveau seit 1. November. Deutschland macht also Fortschritte auf dem Weg aus der Krise.
Das zeigt sich auch beim Blick auf die jeweiligen Bundesländer. Mit Thüringen und Brandenburg rangieren nur noch zwei Bundesländer über der 200er-Marke. Am entspanntesten ist die Lage derzeit in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Auch in Baden-Württemberg ist die Inzidenz nach Wochen wieder zweistellig.
Bundesland | 7-Tage-Inzidenz laut RKI (Stand: 21. Januar, 0 Uhr) |
---|---|
Thüringen | 225 Fälle pro 100.000 Einwohner |
Brandenburg | 203 |
Sachsen-Anhalt | 195 |
Sachsen | 186 |
Berlin | 120 |
Bayern | 120 |
Hessen | 120 |
Mecklenburg-Vorpommern | 113 |
Nordrhein-Westfalen | 111 |
Saarland | 109 |
Rheinland-Pfalz | 101 |
Baden-Württemberg | 99 |
Niedersachsen | 90 |
Schleswig-Holstein | 89 |
Bremen | 86 |
Hamburg | 83 |
Ebenfalls Grund zur Hoffnung gibt die Entwicklung der Reproduktionszahl.* Befindet sich der sogenannte R-Wert über längere Zeit unter 1, flacht das Infektionsgeschehen ab. Aktuell liegt das Vier-Tage-R bei 0,79 und das 7-Tage-R bei 0,87. Der Rückgang der Infektionszahlen zeigt laut Merkel, „dass die harten Einschnitte, die die Menschen in Deutschland seit Wochen auf sich nehmen müssen, sich auszuzahlen beginnen. Und es zeigt im Grunde, dass sich die Mühe lohnt.“
Trotz allem Grund zu vorsichtigem Optimismus warnte die Kanzlerin am Donnerstag davor, die Corona-Krise zu unterschätzen. Handle man jetzt nicht, drohe eine dritte, möglicherweise noch heftigere Pandemie-Welle. Aber: „Wir können das noch verhindern“, stellte Merkel klar: „Es ist noch etwas Zeit, um der Gefahr, die in diesem mutierten Virus steckt, vorzubeugen.“
Während die aktuellen Zahlen also durchaus positiv zu bewerten sind, wenngleich sie natürlich nur eine Momentaufnahme darstellen, bereiten andere Entwicklungen Sorge. Das Virus grassiert derzeit insbesondere bei der älteren, zur Risikogruppe gehörenden Bevölkerung.
Am Mittwochabend meldete das RKI für Personen zwischen 60 und 79 Jahren zwar eine Inzidenz von 95 Fällen pro 100.000 Einwohnern, also weniger als im gesamtdeutschen Durchschnitt. Bei der Bevölkerungsgruppe 80+ sieht die Lage allerdings deutlich dramatischer aus. Hier liegt die Inzidenz derzeit bei hohen 268. Diese Zahl begründet sich auch mit dem Anstieg der Fälle in Alten- und Pflegeheimen, wie es im RKI-Lagebericht vom Mittwoch heißt. Das weiß auch Merkel, die den Frust der Bevölkerung über die Restriktionen verstehen könne, denn „es ist eine schwere Zeit“. Nach wie vor, da gebe es auch nichts zu beschönigen. (as) *Merkur.de und tz.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks
** Quelle: Weltgesundheitsorganisation, Stand: 20. Januar, 10 Uhr: Die WHO gibt die Inzidenz im Zeitraum von zwei Wochen an, weswegen es zu teilweise deutlichen Unterschieden mit den lokalen Angaben, die in der Regel innerhalb von einer Woche betrachtet werden, kommen kann. Deutschland liegt im Europa-Vergleich auf Rang 26. Die vollständige Liste können Sie hier abrufen.