Update vom 1. Juli, 14.20 Uhr: Die Corona-Zahlen sinken, doch trotzdem sehen viele Experten die rasche Ausbreitung der Delta-Mutation als bedrohlich für das weitere Vorgehen in der Pandemie. Der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat die Diskussion um schärfere Regeln zum Schutz vor der Delta-Variante als unverantwortliche Panikmache kritisiert. „Ich halte die Debatte derzeit für in Teilen fast schon hysterisch“, sagte Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Es ist unverantwortlich, immer wieder mit Endzeitszenarien zu operieren.“
Die Delta-Variante dürfte bereits Ende Juli hierzulande die dominierende Mutante werden, sagte der KBV-Chef. „Aber deshalb müssen wir nicht in Panik verfallen“, mahnte er. Delta sei zwar ansteckender, aber nach heutigen Erkenntnissen wohl nicht wesentlich gefährlicher als die bisher im Umlauf grassierenden Virusvarianten.
Doch auch Gassen denkt, dass die Infektionszahlen durchaus wieder steigen könnten. „Aber es gibt bisher keine fundierten Hinweise darauf, dass dadurch auch der Anteil der schweren Erkrankungen wieder steigt, zumal Geimpfte zuverlässig geschützt sind“, betonte Gassen.
Er forderte ein Umdenken bei der Beurteilung der Infektionslage. „Es war schon immer falsch, nur starr auf die sogenannte Inzidenz zu schauen“, sagte Gassen. Angesichts des enormen Impffortschritts werde es aber „immer absurder, das weiter zum Maßstab des Handelns zu machen“. Wenn immer mehr Menschen durch eine Impfung vor schweren Krankheitsverläufen geschützt seien, dürfe die Infektionszahl nicht die entscheidende Rolle spielen.
Update vom 1. Juli, 12.30 Uhr: Die Infektionszahlen und die Inzidenz sinken, doch der Anteil der Delta-Variante steigt auch in Deutschland weiter an. Den Sommer-Urlaub treten nach lang anhaltenden Einschränkungen trotzdem viele Bürger an. Nicht selten sorgt das Coronavirus jedoch auch im Urlaub für Einschränkungen, auf Mallorca mussten sich dutzende Schüler in Zwangsquarantäne begeben.
Die meisten der 181 spanischen Schüler, die negativ auf das Coronavirus getestet worden waren, sind am Donnerstag aus der
Zwangsquarantäne auf Mallorca nun jedoch zu ihren Heimatregionen aufgebrochen. Am Vortag hatte ein Gericht die von der Regionalregierung angeordnete Einweisung der Schüler in das eigens angemietete Corona-Hotel „Palma Bellver“ für rechtswidrig erklärt und die Freilassung der teilweise minderjährigen Schüler angeordnet. Die Behörden hatten die Zwangsquarantäne für die Teilnehmer von Abiturfahrten mit den engen Kontakten der Schüler bei Partys zu positiv Getesteten begründet. Weitere 51 positiv getestete Schüler mussten in Quarantäne bleiben.
Insgesamt wurden nach Abiturfahrten von verschiedenen Abschlussjahrgängen auf die Mittelmeerinsel in ganz Spanien rund 1700
Corona-Fälle gemeldet. Alle Infizierten - die meisten hatten die Insel vor Bekanntwerden der Massenansteckung verlassen - und auch etwa 5000 Kontaktpersonen sind an ihren Heimatorten in Quarantäne. Von eventuell betroffenen Urlaubern aus Deutschland wurde zunächst nichts bekannt. Viele der Jugendlichen hatten in sozialen Medien und mit Transparenten an den Balkonen ihrer Hotelzimmer gegen die auf zehn Tage angelegte Quarantäne protestiert. Sie sprachen von „Entführung“. Zwei Schüler hatten am Dienstagabend sogar ohne Genehmigung das „Palma Bellver“ verlassen.
Die Corona-Zahlen steigen in Spanien mit 47-Millionen-Einwohner-Land nach längerer Zeit wieder. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bereits wieder bei gut 67, auf den Balearen bei 59, auf den Kanaren bei 64 und in Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona sogar bei 121. Sorgen bereitet auch die Ausbreitung der als ansteckender geltenden Delta-Variante des Virus.
Update vom 1. Juli, 11.10 Uhr: Mindestens jede zweite Corona-Ansteckung in der laufenden Woche dürfte nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) bereits auf die ansteckendere Delta-Variante* zurückgehen. Es sei damit zu rechnen, dass die in Indien entdeckte Mutante derzeit „mindestens die Hälfte aller Neuinfektionen ausmacht“, schreibt das RKI in einem Bericht vom Mittwochabend. Der Anteil von Delta an einer Stichprobe aus dem Zeitraum 14. bis 20. Juni wird darin mit rund 37 Prozent beziffert. Das ist mehr als doppelt so viel wie in der Woche zuvor, als es noch 17 Prozent waren.
WHO-Bezeichnung | Pangolin Bezeichnungen | Erstmalig nachgewiesen |
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Alpha | B.1.1.7 | September 2020 in Großbritannien |
Beta | B.1.351 | Mai 2020 in Südafrika |
Gamma | P.1 alias B.1.1.28.1 | November 2020 Brasilien |
Delta | B.1.617.2 | Oktober 2020 Indien |
Update vom 1. Juli, 9.47 Uhr: Die Delta-Variante breitet sich in Deutschland aus. Schärfere Corona-Regeln zum Schutz vor der hochansteckenden Delta-Variante sind im Gespräch. Zur aktuellen Corona-Lage informieren Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, RKI-Chef Lothar Wieler und Bundesinnenminister Seehofer auf einer Pressekonferenz in Berlin.
Berlin - Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Donnerstagmorgen eine bundesweite Inzidenz von 5,1 (Vortag: 5,2; Vorwoche: 6,6). In den vergangenen 24 Stunden sind 892 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Vor einer Woche waren 116 Corona-Fälle mehr verzeichnet worden. Weitere 63 Menschen starben in oder an Corona.
Nur zwei hell orangefarbene Flecken (Inzidenz 25 bis 50) sind auf dem Covid-19-Dashboard des RKI zu erkennen: Der Landkreis Lichtenfels (Bayern) ist in dieser Farbe markiert. Die 7-Tage-Inzidenz* liegt dort bei 31,4. Sowie der Stadtkreis Heilbronn mit einem Wert von 30,0.
Auffällig: Immer mehr Regionen sind auf der Corona-Karte mausgrau eingefärbt. Das sieht zwar langweilig aus, bedeutet aber, dass „keine Fälle übermittelt worden sind“.
3.729.033 Menschen in Deutschland haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert. |
90.938 Corona-Todesfälle wurden bislang laut RKI in Deutschland verzeichnet. |
Die Zahl der Genesenen gibt das RKI mit 3.625.700 an. |
54 Prozent haben bisher eine Corona-Impfdosis erhalten. 36,5 Prozent der Gesamtbevölkerung sind volständig geimpft. |
Auf den Covid-Intensivstationen der deutschen Kliniken werden fast nur noch Langzeitpatienten behandelt. „Die allermeisten der rund 600 Covid-Patienten auf den Intensivstationen sind Langzeitpatienten. In Einzelfällen kommt es auch noch zu Neuaufnahmen, doch viele sind bereits seit Monaten in intensivmedizinischer Behandlung“, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) der Funke-Mediengruppe.
Es handele sich größtenteils um Patienten, die sich in der dritten Welle im Frühjahr angesteckt hätten, sagte Marx. „Wir wissen heute, dass zehn Prozent der Covid-Intensivpatienten länger als zwei Monate in den Kliniken bleiben“, erklärte er. „Beatmete Covid-Patienten bleiben im Schnitt 14 Tage auf der Intensivstation, zehn Prozent benötigen mehr als 35 Tage Beatmungstherapie.“ Man müsse davon ausgehen, dass jeder zweite beatmete Patient sterbe.
Auf den Intensivstationen in Deutschland liegen aktuell 607 Corona-Patienten. 425 davon müssen nach den Daten des DIVI-Intensivregisters künstlich beatmet werden. Die Zahl der Patienten liegt erstmals wieder auf dem Niveau vom Oktober 2020. Aktuell sind 1.710 Intensivbetten für Covid-19-Patienten frei. (ml)*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA