Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lobte die Bundesländer Bremen, Saarland, Schleswig-Holstein und NRW für die relativ hohen Impfquoten am Mittwoch auf Twitter: „Wenn wir Impfquoten wie in diesen Ländern in ganz Deutschland erreichen, wird es ein sicherer Winter für uns alle“.
Die Impfkampagne gegen den Erreger Sars-CoV-2 hatte in Deutschland Ende vergangenen Jahres begonnen. Mittlerweile können sich Menschen unabhängig von der zuvor gültigen Prioritätenliste um einen Termin bemühen.
Erstmeldung vom 8. September, 6.12 Uhr: Berlin - Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist die 7-Tage-Inzidenz deutschlandweit auf 82,7 (Vortag: 83,8, Vorwoche: 75,7) gesunken. Doch in den Bundesländern entwickelt sich das Infektionsgeschehen sehr unterschiedlich, wie aus den Daten des Covid-19-Dashboards am Mittwochmorgen hervorgeht.
Bremen weist mit 117,6 die höchste Inzidenz aus. Allerdings liegt das Bundesland auch bei der Impfquote an der Spitze. 76 Prozent der Bevölkerung sind mindestens einmal geimpft. 71 Prozent davon vollständig! Kein Bundesland hat das bisher geschafft. Warum Bremen trotzdem aktuell hohe Infektionszahlen meldet, ist zunächst noch unklar. Die Stadt selbst bezeichnet das Infektionsgeschehen als diffus. Viele wüssten nicht, wo sie sich angesteckt hätten. Es habe infizierte Reiserückkehrer gegeben, aber auch viele Seeleute seien positiv auf Corona getestet worden. Die Sommerferien in Bremen sind am 1. September zu Ende gegangen.
Zum Vergleich: Deutschlandweit sind 61,6 Prozent der Bevölkerung laut den Daten des Impfdashboards geimpft. Bremen legte jedoch von Beginn der Impfkampagne an ein hohes Tempo vor. Im Osten wird vergleichsweise wenig gegen Covid-19 geimpft. Schlusslicht bei der Impfquote ist Sachsen. Angesichts der steigenden Zahlen zu wenig, warnen Experten. Um die vierte Corona-Welle* noch zu bremsen, sei eine Impfquote von 80 bis 90 Prozent nötig.
Bundesland | 7-Tage-Inzidenz (8. September 2021) laut RKI | Impfquote vollständig* (Stand 8. September) |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 91,0 | 60,4 |
Bayern | 77,5 | 59,5 |
Berlin | 81,0 | 61,3 |
Bremen | 117,6 | 71,4 |
Brandenburg | 37,5 | 55,8 |
Hamburg | 78,9 | 65,1 |
Hessen | 113,6 | 60,6 |
Mecklenburg-Vorpommern | 36,4 | 60,2 |
Niedersachsen | 71,6 | 63,4 |
Nordrhein-Westfalen | 109,4 | 64,2 |
Rheinland-Pfalz | 103,0 | 61,6 |
Saarland | 89,2 | 67,7 |
Sachsen | 32,2 | 52,4 |
Sachsen-Anhalt | 25,3 | 58,1 |
Schleswig-Holstein | 49,1 | 65,7 |
Thüringen | 38,3 | 56,2 |
*Quelle: Impfdashboard.de
„Die Impfquote ist in ganz Deutschland zu niedrig, insbesondere aber in den östlichen Bundesländern“, erklärte Ärztepräsident Klaus Reinhardt laut der Nachrichtenagentur dpa. Das sei mit Blick auf den Herbst und Winter bedenklich.
Viele Ungeimpfte seien keine überzeugten Impfverweigerer, sagte der Präsident der Bundesärztekammer. „Um diese Unentschlossenen zu erreichen, muss die Impfkampagne in Deutschland komplett neu aufgestellt werden.“ Die Aufforderung „Ärmel hoch“ habe anfangs genützt. „Jetzt aber brauchen wir viel zielgenauere Kommunikationsmaßnahmen und niedrigschwellige Impfangebote.“ Gefragt seien kreative Konzepte.
Binnen eines Tages verzeichnete das RKI 13.565 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 13.531 positive Corona-Tests gewesen. Zudem wurden weitere 35 Todesfälle verzeichnet (Vorwoche: 23).
Hospitalisierungsrate oder auch Hospitalisierungs-Inzidenz ist die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Das RKI gibt die Hospitalisierungs-Inzidenz in seinem Lagebericht vom Dienstagabend mit 1,69 an (Montag 1,64). Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. Wegen der großen regionalen Unterschiede ist kein Grenzwert, ab wann die Lage kritisch ist, vorgesehen.
Die Berechnung der 7-Tage-Inzidenz erfolgt nach RKI-Angaben auf Basis des Meldedatums an das lokale Gesundheitsamt. Zwischen einer Infektion und der Krankenhauseinweisung vergehen demnach im Schnitt etwa zehn Tage, dieser Wert spiegelt die Infektionslage also merklich verzögert wider. (ml mit dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA