Ursprungsmeldung vom 29. September 2021: Berlin - Das Hausrecht hat der, dem der Laden gehört. Mit „2G“ macht er oder sie sich aber nicht beliebt. Denn es bedeutet, dass Ungeimpfte draußen bleiben müssen. Die Evidenz ist anekdotisch, doch Anekdoten merkt man sich nun einmal gut. Der Branchenverband der Gastronomen bestätigt den Eindruck jetzt indirekt.
Viele Gastronomen nutzen nach dessen Einschätzung die Möglichkeit, nur gegen Corona-Geimpfte und -Genesene in ihre Lokale zu lassen, nicht, um Auseinandersetzungen mit Impfunwilligen aus dem Weg zu gehen. Das sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges den RND-Zeitungen vom Mittwoch. Mehrere Bundesländer erlauben Betreibern, Nicht-Geimpften den Zugang zu ihren Gaststätten zu verbieten.
„Die Anfeindungen, die Gastwirte erleben, sind teilweise schon heftig“, berichtete Hartges aus dem Alltag. Die Gastwirte wollten keine kontroversen Diskussionen vor dem Restaurant-Eingang mit den Gästen, die nicht geimpft seien und kein Verständnis zeigten für die Entscheidung des Unternehmers. „Die optionale 2G-Regel dient nach Ansicht vieler unserer Mitgliedsunternehmen insbesondere dazu, die Impfquote zu erhöhen. Deshalb haben sie den Eindruck, dass hier eine kontroverse Debatte auf ihrem Rücken ausgetragen wird“, fügte sie hinzu.
Richtig sei, dass Clubs und Diskotheken mancherorts mit der 2G-Regel überhaupt erst die Möglichkeit bekämen, endlich wieder zu öffnen, sagte Hartges. Vorteile gebe es zum Beispiel auch für kleine Restaurants, weil Abstandsregeln und damit Kapazitätsbegrenzungen entfielen, wenn nur Geimpfte und Genesene hinein dürften.
Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist unterdessen leicht gestiegen. Nach jüngsten RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen liegt sie nun bei 61,0 (Vortag: 60,3). Es wurden binnen 24 Stunden 11.780 Neuinfektionen und 67 Todesfälle verzeichnet.
Für ein vorübergehendes Phänomen hält der Virologe Christian Drosten hält die derzeitige Beruhigung der Corona-Zahlen. Es sei bereits zu sehen, dass in ostdeutschen Bundesländern die Inzidenz offenbar unabhängig vom Ferienende wieder Fahrt aufnehme. „Ich denke, da deutet sich jetzt die Herbst- und Winterwelle an, die wir im Oktober wohl wieder sehen werden“, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité in der aktuellen Folge des Podcasts „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info.
Der vorherige Anstieg der Inzidenz sei insbesondere auf das Testen an Schulen nach Ende der Sommerferien und eingeschleppte Fälle zurückzuführen gewesen - und war nach Drostens Einschätzung noch nicht unbedingt der Beginn der Winterwelle.
Das Schließen der Impflücken müsse gesamtgesellschaftliches Ziel sein, betonte Drosten weiter. Es gelte, noch Ungeimpfte zu überzeugen oder anderweitig dazu zu bringen, sich impfen zu lassen. Dies sei keine wissenschaftliche Aufgabe mehr, sondern eine politische. Den derzeitigen Impffortschritt wertete der Virologe als unzureichend. (dpa/frs) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA