Spahn sagte, die Lage sei so ernst wie noch zu keinem Zeitpunkt in der Pandemie.
Update vom 26. November, 17.50 Uhr: Die Luftwaffe der Bundeswehr beteiligt sich seit Freitag erstmals an der Verlegung von Corona-Intensivpatienten innerhalb Deutschlands. Ein Sanitätsflugzeug vom Typ A310 MedEvac flog am Freitag ins bayerische Memmingen, um von dort sechs schwer Erkrankte nach Nordrhein-Westfalen zu bringen. Damit sollen die Krankenhäuser in von Corona besonders schwer betroffenen Regionen entlastet werden.
Die sechs Intensivpatienten sollten am frühen Abend am Flughafen Münster-Osnabrück eintreffen. In Nordrhein-Westfalen ist die Corona-Lage bei weitem nicht so schlimm wie in Bayern, einem der am stärksten betroffenen Bundesländer. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen liegt in NRW mit 274,2 deutlich unter dem Bundesschnitt (438,2). Nach den Zahlen vom Freitag hat das Land noch 362 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit für sehr schwere Fälle frei.
„Bei uns ist die Situation so, dass wir helfen können, und das tun wir“, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Landtag. „Das ist für Nordrhein-Westfalen selbstverständlich.“ Für die Übernahme der Patienten war eine Rechtsänderung notwendig, die von Landesregierung und Landtag am Freitag im Blitztempo verabschiedet wurde.
Update vom 26. November, 17.26 Uhr: Die Bundesländer sind uneins in der Frage, ob die Ministerpräsidenten angesichts der Corona-Lage schon früher als geplant zu einem weiteren Krisengespräch zusammenkommen sollten. Hamburg, Berlin und Schleswig-Holstein machten am Freitag klar, dass sie keine Notwendigkeit für ein Vorziehen der für den 9. Dezember geplanten Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) sehen. Dagegen sprachen sich die Länderchefs von Baden-Württemberg und Hessen wie zuvor schon ihre Kollegen aus Bayern und dem Saarland für ein früheres Treffen aus. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, das Beste wäre eine MPK mit dem Bund schon in den nächsten Tagen.
Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst (CDU), zeigte sich offen für ein Vorziehen. „Wenn es die Bereitschaft gibt, gemeinsam entschlossen zu handeln, dann wird es an keinem Termin mangeln, und ich werde zügig einladen“, sagte er im ZDF.
Update vom 26. November, 14.46 Uhr: In Deutschland laufen die Intensivstationen weiter voll. 4.300 Covid-19-Patienten liegen aktuell auf einer Intensivstation. Davon müssen 2.213 Corona-Fälle beatmet werden. Das geht aus den Daten des DIVI-Intensivregisters hervor (Stand: 26. November, 14.50 Uhr).
„In Kürze werden wir den Höchststand von 5723 intensivpflichtigen Covid-19-Patienten vom 4. Januar 2021 erreicht haben“, sagte der frühere Präsident der Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, am Freitag, wie die Nachrichtenagentur afp berichtet. Angesichts des exponentiellen Wachstums der Infektionszahlen werde dieser Wert bald wohl deutlich überschritten.
Der Impfstatus eines schwer erkrankten Covid-Patienten darf aus Sicht von Intensivmedizinern bei der Entscheidung über die weitere Behandlung keine Rolle spielen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) betont diese Maxime in der aktualisierten Fassung ihrer Empfehlungen dazu, wie bei knappen Ressourcen während der Corona-Pandemie möglichst viele Menschen gerettet werden können. Die ärztliche Hilfspflicht gelte unabhängig davon, wie das Verhalten des Betroffenen vorher war, sagte Georg Marckmann, Vorstand des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin in München am Freitag.
„Es ist so, dass wir den Lungenkrebs des Rauchers genauso behandeln wie die koronare Herzerkrankung des Übergewichtigen. Und genauso werden wir natürlich auch die Covid-Erkrankung von jemand behandeln, der sich nicht geimpft hat“, sagte Marckmann. „Wie ein Kollege das mal sehr treffend auf den Punkt gebracht hat: „Wir sind Retter, keine Richter.“
Mit den seit Wochen steigenden Zahlen an Neuinfektionen steigt die Zahl der Covid-Patienten, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen. In einigen Regionen stoßen die Kliniken bereits an Kapazitätsgrenzen, so dass erneut die Frage aufkommt, welche Patienten im Falle begrenzter Ressourcen behandelt werden müssen. Fachleute sprechen in diesem Fall von Triage oder Priorisierung. Im März 2020 hatten acht medizinische Fachgesellschaften Empfehlungen ausgearbeitet, die nun aktualisiert werden.
Wichtigstes Entscheidungskriterium bleibe die Erfolgsaussicht einer Behandlung. Dabei müssten alle bedürftigen Patienten gleich behandelt werden - Nicht-Covid-Patienten etwa mit einem Herzinfarkt- oder Schlaganfall oder auch Krebspatienten dürften gegenüber Covid-19-Patienten nicht benachteiligt werden, betonen die Experten.
Update vom 26. November, 14.38 Uhr: In Deutschland ist bisher kein Fall mit der neuen Coronavirus-Variante verzeichnet worden. Doch B.1.1.529 ist bereits in Europa angekommen: In Belgien ist der erste Fall mit neuer der neuen Coronavirus-Variante B.1.1.529 festgestellt worden. Das gab das Gesundheitsministerium bekannt.
Update vom 26. November, 13.40 Uhr: Die Corona-Zahlen steigen weiter an, die Meinungen über den Corona-Winter in Deutschland gehen auseinander. Während viele Experten einen sofortigen Lockdown fordern, sich die Intensivstationen füllen und sich die Zahl der Todesfälle täglich weiter erhöht, scheint die Ampel-Koalition mit den aktuellen Maßnahmen zunächst zufrieden zu sein. Während Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bereits bei der Pressekonferenz am Vormittag zu einem raschen Handeln der Politik aufgefordert hat, siehe Update von 11.10 Uhr, dränt nun der nächste Ministerpräsident auf eine vorgezogene Bund-Länder-Runde.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann erklärte am Freitag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Ich plädiere sehr für eine rasche Ministerpräsidentenkonferenz“. „Die neue Virusvariante, die sich zuspitzende Lage auf den Intensivstationen in vielen Regionen, das weiter nicht gebremste exponentielle Wachstum - all das macht schnelles Handeln notwendig.“ Der Grünen-Politiker betonte, dass der 9. Dezember als Termin für das nächste Krisentreffen zu spät sei. „Und es zeigt sich immer deutlicher, dass die Länder dringend das volle Instrumentarium für weitgehende Beschränkungen brauchen.“
Update vom 26. November, 13.30 Uhr: Die Rationierung des Impfstoffs von Biontech hatte für Kritik gesorgt. Nun erklärt das baden-württembergische Gesundheitsministeriums: offenbar wird auch das Vakzin von Moderna rationiert.
Update vom 26. November, 11.10 Uhr: Angesichts der dramatischen Lage bei den Corona-Infektionen dringt der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf stärkere Kontaktbeschränkungen und die Absage von Großveranstaltungen. Die Lage sei „dramatisch ernst, so ernst wie noch zu keinem Zeitpunkt in dieser Pandemie“, sagte Spahn am Freitag bei der wöchentlichen Pressekonferenz zur Corona-Lage. „Die Zahl der Kontakte muss deutlich runter“, fügte er hinzu.
Der Minister rief die Verantwortlichen in Bund und Ländern zum raschen Handeln auf. Der Weckruf sei „noch nicht überall angekommen“. Manche sagten, sie wollten erst einmal zehn Tage schauen, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden, sagte Spahn mit Blick auf die entsprechenden Pläne der Ampel-Koalition. Die Pflegfachkräfte hätten aber „keine zehn Tage zum Schauen“.
Update vom 26. November, 10 Uhr: Wegen der neu aufgetretenen Variante des Coronavirus schränkt die Bundesregierung den Flugverkehr mit Südafrika drastisch ein. Das Land gelte ab der Nacht zum Samstag als Virusvariantengebiet, teilte das Bundesgesundheitsministerium am Freitag mit. „In der Folge dürfen Fluggesellschaften nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern.“ Zudem müssten alle Eingereisten für 14 Tage in Quarantäne - auch wenn sie vollständig geimpft sind.
Ursprungsmeldung vom 26. November 2021: Berlin - Die Corona*-Lage in Deutschland spitzt sich immer weiter zu, seit Wochen meldet das Robert Koch-Institut Rekordwerte innerhalb der Pandemie. Und auch am Freitag, 26. November 2021, verzeichnete das RKI einen neuen Höchstwert bei den Neuinfektionen. Doch auch die verzeichneten Todeszahlen steigen drastisch an.
Nach offiziellen Angaben des RKI wurden in den vergangenen 24 Stunden 76.414 Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Vor genau einer Woche hatte der Wert noch bei 52.970 Neuinfektionen gelesen. Und auch die Sieben-Tage-Inzidenz klettert erneut auf einen neuen Höchstwert, am Freitag gab das RKI diesen mit 438,2 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 419,7 gelegen, vor einer Woche bei 340,7 (Vormonat: 113,0). Die Zahl der verzeichneten Todesfälle steigt im Vergleich zur Vorwoche drastisch an, deutschlandweit wurden den aktuellen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 357 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 201 Todesfälle.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 5,79 an (Mittwoch: 5,74). Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 in den Bundesländern können dort jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängt werden.
Eine neue Corona-Variante breitet sich in Südafrika aus. Die Variante soll für den „exponentiellen“ Anstieg der Corona-Fälle im Land verantwortlich sein.