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Corona: Medikament gegen das Virus gefunden? Virologe Drosten zerpflückt französische Studie

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Von: Alexander Kaindl

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Experte in der Virologie: Prof. Christian Drosten.
Experte in der Virologie: Prof. Christian Drosten. © AFP / TOBIAS SCHWARZ

Gibt es gegen das Coronavirus bereits ein Medikament? Virologe Prof. Christian Drosten hat sich dazu geäußert - und ist dabei sehr deutlich geworden.

Berlin - Das Coronavirus* legt die Gesellschaft weiterhin lahm. Inzwischen sind in Europa und auch in Deutschland geschlossene Grenzen, Ausgangssperren oder abgesagte Veranstaltungen schon an der Tagesordnung. 

Wie geht es weiter? Diese einfache Frage ist nicht zu beantworten, beinahe stündlich gibt es neue Entwicklungen, die alarmieren.

Prof. Christian Drosten* informiert die Menschen in dieser Zeit an jedem Wochentag über das Coronavirus. Auch am Donnerstag (19.März) war er wieder im Norddeutschen Rundfunk zu hören.

Coronavirus: Malaria-Medikament hilfreich? Virologe Christian Drosten klärt auf

Zuletzt hatte er sich bereits gegen Kritik gewehrt, in der Donnerstags-Ausgabe sprach er nun über mögliche Hoffnungen, die ein Malaria-Medikament zuletzt geweckt hatte. Derzeit wird in Frankreich geforscht, ob das Coronavirus damit zu stoppen ist.

Diese Hoffnungen musste Drosten jetzt relativieren. Er erklärte zunächst: „Das Chloroquin ist ein altbekanntes Malaria-Medikament, eins, das nicht frei von Nebenwirkungen ist. Wir wissen schon lange, dass Chloroquin gegen das alte Sars-Coronavirus in Zellkultur wirkt.“ 

Das klingt erstmal nach guten Nachrichten. Doch es folgt das große Aber - schließlich geht es ja einerseits um eine Zellkultur und andererseits um die Lunge des Menschen, wo ein Medikament wirken soll. Drosten verdeutlicht: Eine Substanz, die in Zellkultur gegen ein Virus hilft, muss nicht automatisch auch einen Patienten heilen. „Das ist alles viel, viel komplizierter“, sagt er und fügt an: „Ein Medikament muss da hinkommen, wo das Virus ist - in die Lunge.“ 

Coronavirus: Schnelle Heilung durch Malaria-Medikament? Virologe Drosten hat da keine Hoffnung

Die helfende Substanz müsse möglicherweise erst einmal verstoffwechselt werden und dann ist da ja auch noch der Umstand, dass die infizierte Stelle im Körper ganz anders zu bewerten ist als jene in der Zellkultur-Schale. 

Die Tests in Frankreich bewertete Drosten ebenfalls als kritisch. Schließlich gab es bei der Zusammensetzung der Gruppen durchaus Gesichtspunkte, über die sich diskutieren lasse - Stichwort „Alter“ bei den verschiedenen Kohorten. Außerdem werde das Virus im Hals gemessen und nicht in der Lunge. „Und das ist die größte Fehl-Annahme der gesamten Studie“, macht Drosten deutlich. Außerdem hat er erkannt: „Was gemessen wird, hat gar nichts mit dem Krankheits-Ausgang zu tun. Es ist nur ein Anfangs-Anzeiger, wie die Krankheit losgeht.“ Für Drosten sei aber eben der Ausgang derzeit das beste Mess-Kriterium, um eine Behandlung zu beurteilen.

Coronavirus: Christian Drosten erklärt aktuellen Stand - Hoffnungen auf Malaria-Medikament erstmal zerschlagen  

Er möchte den Kollegen in Marseille aber keineswegs Vorwürfe machen. „Sie meinen es auch nur gut“, erklärt er. „Ich möchte nicht sagen, Chloroquin wirkt nicht. Aber so wie diese Studie gemacht wurde, sind wir kein Stück schlauer.“ Die Wahrheit habe eine zweite und eine dritte Ebene, man müsse vorsichtig sein.

Und vor allem: Die Entwicklungen überschlagen sich, es sei noch zu vieles unklar, um endgültige Wahrheiten auszusprechen.

*Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

akl

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