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Corona-Impfung von Schwangeren und Stillenden: Fachverbände sehen nur Vorteile

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Von: Luisa Billmayer

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Eine Hebamme trägt Schutzausrüstung und untersucht eine schwangere Frau.
Ob schwangere Frauen gegen Corona geimpft werden dürfen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. © Caroline Seidel/dpa

Die STIKO will Schwangere trotz eines erhöhten Corona-Risikos nicht impfen. Die Fachverbände der Frauenärzte finden das falsch.

München - Schwangere haben ein erhöhtes Risiko, schwer an Corona* zu erkranken. Obwohl sie als besonders gefährdet gelten, werden sie in Deutschland nicht priorisiert geimpft. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung nicht. Elf medizinische Fachverbände, darunter auch der Berufsverband der Frauenärzte (BVF), fordern, dass schwangere und stillende Frauen priorisiert mit einem mRNA-Vakzin geimpft werden. Das geht aus einer gemeinsamen Pressmitteilung vom 5. Mai hervor.

Demnach machten wissenschaftliche Untersuchungen deutlich, dass während der Schwangerschaft ein hohes Risiko für Mutter und Kind bestehe. So sei die Wahrscheinlichkeit, dass eine intensivmedizinische Behandlung nötig ist, bei Schwangeren sechsmal so hoch wie bei Nicht-Schwangeren. Eine Beatmung wegen Covid-19* sei sogar 23-mal häufiger notwendig.

Corona-Impfung von Schwangeren und Stillenden: Fachverbände sehen nur Vorteile

„Eine COVID-19-Impfung ist für diese Gruppe besonders wichtig, weil erkrankte Schwangere prozentual häufiger schwere Krankheitsverläufe als gleichaltrige nicht schwangere Frauen zeigen“, erklärt Christian Albring, Präsident des BVF anhand dieser Erkenntnisse.

Die Verbände fordern, Schwangeren mRNA-Impstoffe anzubieten. In den USA seien 4.700 schwangere Frauen nach der Corona*-Impfung beobachtet worden. Dabei habe es „keinen einzigen Hinweis für vermehrte Komplikationen, wie etwa Frühgeburt, Fehlbildungen oder Wachstumseinschränkungen beim Säugling“ gegeben.

„Die Auswertung der wissenschaftlichen Daten zeigt uns, dass eine Impfung aller Schwangeren äußerst sinnvoll wäre. Denn allein das Frühgeburtsrisiko liegt bei COVID-19 positiv getesteten Frauen bis zu 80 Prozent höher, als bei gesunden Schwangeren. Hinzu kommen zahlreiche weitere Risiken für die nicht geimpfte erkrankte Mutter und ihr ungeborenes Kind“, macht Anton Scharl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe seinen Standpunkt deutlich. Wie stark das Risiko einer Frühgeburt oder einer Totgeburt durch eine Corona-Infektion ansteigt, hat ein britisches Forschungsteam untersucht.

Video: STIKO empfiehlt Corona-Impfung nicht für Schwangere

Außerdem sehen die Verbände durch das Stillen auch positive Effekte für Säuglinge. „Da nachgewiesen ist, dass durch die Impfung gebildete Antikörper über die Muttermilch transportiert werden, sind gestillte Neugeborene durch eine Nestimmunität geschützt“, erklärt Ekkehard Schleußner, von der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin. Laut 24vita.de* belegt eine Studie, dass im Gegensatz zu den Antikörpern die mRNA-Impfstoffe nicht über die Muttermilch übertragen werden.

Corona-Impfung in der Schwangerschäft: STIKO hält an Entscheidung fest

In Deutschland werden Schwangere aktuell nur in Einzelfällen geimpft. Die STIKO empfiehlt es aktuell nicht, obwohl Studienergebnisse schon länger auf schwere Verläufe bei Schwangeren hinweisen. Dass in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko besteht, ist schon länger bekannt. Die Bundesregierung hat das in ihrer Corona-Impfverordnung* berücksichtigt. So kann jede Schwangere zwei enge Kontaktpersonen benennen, die dann in der Gruppe 2 (erhöhte Priorität) geimpft werden können.

Über die Impfung der Schwangeren selbst schreibt die STIKO in einer Pressemitteilung vom 10. Mai: „Bisher liegen keine Erkenntnisse aus kontrollierten Studien zum Einsatz der COVID-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft vor. Alleine auf Grundlage der kürzlich publizierten Beobachtungen aus den USA wird die STIKO keine generelle Impfempfehlung für Schwangere aussprechen.“ Bei Vorerkrankungen* oder bei besonderen Lebensumständen sei jedoch eine Nutzen-Risiko-Abwägung möglich. Nach ausführlicher ärztlicher Aufklärung könne ab dem 4. Schwangerschaftsmonat ein mRNA-Impfstoff angeboten werden. Die Vakzine der Firmen Biontech* und Moderna* sind mRNA-Stoffe. (lb) *Merkur.de und 24vita.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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