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„Kriminelles Milieu“: Hunderte Verfahren wegen Corona-Testbetrug - Schaden von mindestens 49,5 Millionen Euro

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Von: Marc Dimitriu

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Bayern, München: Ein Schild mit der Aufschrift „Kostenloser Corona-Schnelltest“ steht vor einem Testzentrum.
Bayern, München: Ein Schild mit der Aufschrift „Kostenloser Corona-Schnelltest“ steht vor einem Testzentrum. © Peter Kneffel/dpa

In vielen Corona-Testzentren wurden falsche Abrechnungen gestellt. Bundesweit wurden über 600 Verfahren wegen Betrug eingeleitet.

Berlin - Im ersten Corona-Pandemie Jahr machten zahlreiche Testzentren in Deutschland auf. Gefühlt schossen sie überall aus dem Boden. Schnell brauchte man dafür auch kein medizinisches Personal mehr. Oft übernahmen Studenten oder Minijobber die Aufgaben. Bei der großen Anzahl an Testzentren ist es demnach auch kein Wunder, dass es nicht immer mit rechten Dingen zuging.

In ganz Deutschland haben Behörden mindestens 642 Verfahren wegen Abrechnungsbetrugs bei Corona-Testzentren eingeleitet. Das ergab eine bundesweite Umfrage des Handelsblatts (Montagsausgabe) unter Staatsanwaltschaften und Landeskriminalämtern. Größtenteils stehen die Ermittlungen aber noch ganz am Anfang, weshalb sich auch der Gesamtschaden durch Testbetrug noch nicht beziffern lässt. Doch allein in fünf Verfahren in Bochum, Offenburg, Freiburg und Mannheim beträgt der mutmaßliche Schaden dem Bericht zufolge 49,5 Millionen Euro.

Corona-Testbetrug: Mehr als die Hälfte der Fälle kommen aus Berlin - „kriminelles Milieu“

Mehr als die Hälfte der Fälle kommen laut der Umfrage aus Berlin, wo das Landeskriminalamt (LKA) 347 Verfahren einleitete. In Baden-Württemberg ist die Fallzahl laut LKA dreistellig. Das Stuttgarter Gesundheitsministerium zeigte sich besorgt, dass „halbseidene Betreiber bis hinein ins kriminelle Milieu“ Teststellen betrieben und rechnet mit einer hohen Dunkelziffer in Großstädten.

Bayerns Justizministerium teilte mit, im Freistaat seien 60 Ermittlungen wegen mutmaßlichem Testbetrug eingeleitet worden. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nannte es einen „Skandal, wenn hier betrogen wird“, gerade, weil es „um die Gesundheit von Menschen geht“.

Corona-Tests: Geldwäscheverdacht - Ermittlungen gegen Betreiber

Für die Prüfungen der Abrechnungen von Testzentren sind die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) der Länder zuständig. Die KV Niedersachsen teilte dem Handelsblatt mit: „Die allermeisten Anbieter von Teststellen erfüllen ihre Aufgabe ordnungsgemäß.“ Bei manchen Auffälligkeiten handle es sich auch um schlichte Eingabefehler.

Häufig werden laut Handelsblatt Ermittlungen gegen Betreiber von Testzentren eingeleitet, weil Banken einen Geldwäscheverdacht melden. Auch Hinweise aus der Bevölkerung führten demnach zu Verfahren. Mehrere Behörden berichteten, dass Menschen per Mail negative Ergebnisse erhalten hätten, noch während sie in der Schlange vor der Teststation warteten. (md mit AFP)

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