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Notärztin Felderle fordert wieder mehr PCR-Tests zum Corona-Nachweis

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Tübinger Notfallärztin Lisa Federle setzt sich seit Beginn der Corona-Pandemie zum Schutz von älteren Menschen ein (Archivfoto).
Tübinger Notfallärztin Lisa Federle setzt sich seit Beginn der Corona-Pandemie zum Schutz von älteren Menschen ein (Archivfoto). © Ulmer/imago

Mehr PCR-Test fordert die Tübinger Notfallärztin Lisa Federle. Bei ihren Patienten beobachtet die Medizinerin gerade viele falsche, negative Corona-Schnelltests.

Tübingen – Viele Menschen machten sogar mehrere Corona-Schnelltests, die negativ ausfielen, und hätten dennoch offensichtliche Symptome, sagte die Notfallärztin Lisa Federle der Nachrichtenagentur dpa. Machten die Betroffenen danach einen PCR-Test, falle das Ergebnis derzeit häufiger als früher positiv aus, so Federle weiter. „Ich würde mir deshalb wünschen, dass wieder verstärkt PCR-Tests gemacht werden und die Zuverlässigkeit dieser Tests stärker hervorgehoben wird“, so die Ärztin.

Corona-Schnelltests: Notärztin Federle hat aktuell Zweifel an der Zuverlässigkeit

Die Tübinger Ärztin Lisa Federle hat sich zu Beginn der Corona-Pandemie einen Namen gemacht. Federle setzte im Kreis Tübingen auf einen Sonderweg, weil damals im Jahr 2020 eine bundeseinheitliche Corona-Teststrategie fehlte: kostenlose Schnelltests sowohl in Altenheimen und auf der Straße. Das sogenannte Tübinger Modell mit den massenhaften Corona-Schnelltests wurde auf ganz Baden-Württemberg ausgeweitet. Besser als nichts – lautete das Motto.

Nun schildert Federle, dass Schnelltests bei ihren Patienten derzeit oft nicht zuverlässig seien. Federle befürchtet, dass die Schnelltests einen in falscher Sicherheit wiegen könnten, da viele Menschen derzeit einen Schnelltest machten und dann etwa ihre Großmutter besuchten. Es sei zu vermuten, dass die Corona-Impfung, die Technik des Abstreichens sowie die veränderte Virusvariante einen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Schnelltests hätten, sagte Federle.

Lisa Federle: Deutschlands bekannteste Notärztin

Bereits im Jahr 2015, während der Flüchtlingskrise, baute Lisa Federle ein Wohnmobil zu einer rollenden Arztpraxis um und behandelte Menschen vor den Heimen. In der Corona-Pandemie setzte sie von Anfang an auf eine umfangreiche Teststrategie, um vor allem die Menschen in den Pflegeheimen zu schützen. Tübingens Modellversuch „Öffnen mit Sicherheit“ im Februar 2021 katapultierte sie dann endgültig ins Rampenlicht.

Video: Lisa Federle - Deutschlands bekannteste Notärztin

Corona-Schnelltests zuverlässig, oder nicht? Nasen- oder Rachenabstrich? Hat die Impfung einen Einfluss?

Aus Sicht von Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, ist es bei Corona-Schnelltests extrem wichtig, wie der Abstrich vorgenommen wird. Grundsätzlich solle man erst im Rachen und dann in beiden Nasenlöchern abstreichen, erklärte sie auf dpa-Anfrage.

„Auch wenn manche Corona-Schnelltests etwa nicht für den Abstrich im Rachen zugelassen sind, spricht aus immunologischer Sicht nichts dagegen, sie so zu nutzen“, sagte Falk, die auch dem Corona-Expertenrat der Bundesregierung angehört. Beim Thema Rachen- oder Nasen-Abstrich galt bisher sich vor allem bei Schnelltests im Wohnzimmer an die Anweisung aus den Testkits zuhalten.

Falk betonte, es sei wichtig, dass den Menschen bewusst sei, was ein Corona-Schnelltest leisten könne und was nicht. Ein Schnelltest zeige nicht so gut an, ob jemand gerade infiziert sei. Aber er zeige recht zuverlässig, wenn jemand infektiös sei, erklärte Falk. „Also, ob jemand über eine hohe Viruslast verfügt und damit andere anstecken könnte.“

Falk betont: Schnelltest schlagen bei Omikron-Variante an

Einen direkten Einfluss der Corona-Impfung auf die Zuverlässigkeit des Schnelltests sieht Falk aber nicht. Es lasse sich zudem erkennen, dass auch die Omikron-Varianten des Coronavirus derzeit keinen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Schnelltests hätten. „Nach rund neun Monaten mit den Omikron-Varianten sehen wir, dass die Schnelltests bei infektiösen Menschen immer noch gut anschlagen.“

Corona-Schnelltests schlagen bei Omikron an – aber Antigen-Tests haben eine unterschiedliche Qualität

Corona-Schnelltests funktionieren je nach Hersteller unterschiedlich. Es sei deshalb wichtig, sich über die Qualität der Tests zu informieren, sagte Falk. Eine Übersicht dazu gebe es etwa beim Paul-Ehrlich-Institut.

Virologin Sandra Ciesek machte schon im September auf das Problem bei den Antigentests (AG-Test) aufmerksam. „AG-Test ist leider nicht gleich AG-Test- hier mal ein Bsp: 3 verschiedene AG-Tests, nur 2 sind positiv, der rechte (gern verkauft in Supermärkten) ist falsch negativ“, schreibt Ciesek auf Twitter und postet dazu ein Foto von drei Corona-Schnelltests.

Ihr Fazit zu den Schnelltest aus dem Supermarkt fasst die Corona-Expertin auf Twitter in drei Punkten zusammen:

Der PCR-Test sei übrigens wie zu erwarten bei dem Patienten positiv gewesen. Schlagen Antigen-Schnelltests bei einer Corona-Infektion zuverlässig an? Es gab schon im Frühjahr einige Zweifel, besonders bei Omikron. Virologin Ciesek fasste damals schon die wichtigsten Punkte zusammen und räumte mit einem Irrglauben auf. (dpa/ml)

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