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Schlechte Schnelltest-Bilanz: Fast ein Drittel der positiven Ergebnisse falsch - RKI liefert Einordnung

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Von: Marcus Giebel

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Eine Person in Schutzkleidung hält einem Mann ein Wattestäbchen vor das Gesicht
Einmal den Mund öffnen, bitte: Schnelltests sollen in der Pandemie mehr Normalität ermöglichen. © Sebastian Kahnert/dpa

Für viele Menschen gehört der Schnelltest aktuell zum Alltag. Um einen Hauch von Normalität zu leben. Doch die damit versprochene Sicherheit kann trügerisch sein.

München/Hamburg - Sie sollen eigentlich für Gewissheit und damit letztlich mehr Sicherheit sorgen. Neben den Impfungen nährten auch die Corona-Tests die Hoffnung auf einen Ausweg aus den ewigen Lockdown-Monaten. Seit einigen Wochen sind Selbsttests unter anderem in Drogerien und Supermärkten erhältlich. Viele Arbeitgeber bieten Corona-Tests ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen an, die aus welchem Grund auch immer nicht im Home Office arbeiten können. Und wer sich etwa auf das in der Corona-Zeit zur Mode gewordene Termin-Shopping vorbereitet, braucht ebenfalls ein negatives Ergebnis.

Doch die Schnelltests scheinen nicht annähernd so zuverlässig zu sein, wie es bei ihrer Einführung den Anschein hatte. Die Gefahr eines negativen Ergebnisses wegen einer geringen Viruslast im Körper ließ sich nie wegdiskutieren. Doch eine Untersuchung offenbarte nun auch einen erheblichen Anteil von falsch-positiven Tests.

Falsche Corona-Testergebnisse: In Hamburg schlugen binnen drei Wochen 31,5 Prozent der positiven Tests falsch an

So bilanzierte der Hamburger Senat zwischen dem 22. März und dem 11. April insgesamt 2035 positive Schnelltest-Ergebnisse, die bei den Gesundheitsämtern gemeldet worden seien. Die danach angesetzten PCR-Tests bestätigten die Befunde jedoch nur in 68,5 Prozent der Fälle. Heißt im Umkehrschluss: 31,5 Prozent der positiven Schnelltests spuckten ein falsches Ergebnis aus.

Die Regierung von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) reagierte mit der Offenlegung auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Mittlerweile würden wöchentlich mehrere hunderttausend Tests gemacht, heißt es weiter. Eine aktuellere flächendeckende Untersuchung scheint unmöglich. „Ein vollständiges Monitoring aller in der Stadt durchgeführten Schnelltests über die Testzentren hinaus ist aufgrund der Vielzahl von unterschiedlichen auch privatwirtschaftlichen und anderen Bereichen, die diese Tests durchführen, nicht umsetzbar“, erklärte der Senat.

Video: Wie verhalte ich mich nach einem positiven Testergebnis richtig?

Falsche Corona-Testergebnisse: RKI weist auf Problematik der Schnelltests hin

Das Robert-Koch-Institut betont selbst, dass die Schnelltests im Vergleich zu PCR-Tests „sowohl infizierte Personen schlechter (niedrigere Sensitivität) als auch nicht-infizierte Personen schlechter (niedrigere Spezifizität)“ erkennen würden. Weiter heißt es: „Die Aussagekraft von Antigen-Schnelltests hängt stark vom Anteil der Infizierten unter den getesteten Personen (Vortestwahrscheinlichkeit) sowie von der Sensitivität und der Spezifizität der Tests ab.“

Kurze Begriffserklärung: Unter Sensitivität wird „der Anteil der Personen mit positivem Testergebnis unter den Infizierten“ verstanden. Die Spezifizität meint den „Anteil der Personen mit negativem Testergebnis unter den Nicht-Infizierten“.

Grundsätzlich gelte, dass bei wenigen tatsächlich Infizierten unter den Getesteten die „positiven Testresultate unzuverlässig“ seien, bei vielen Infizierten jedoch „positive Testresultate zuverlässig“ seien, „die negativen Testresultate dafür weniger“. Kurz zusammengefasst seien also „Testansatz“ und „Verbreitung des Virus“ ausschlaggebend. (mg)

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