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Erste deutsche Stadt macht es wie Schweden: Bürgermeister fürchtet Lockdown „weit über den November hinaus“

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Von: Patrick Mayer

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Die Universitätsstadt Tübingen richtet sich im Corona-Lockdown-Light mit dramatischen Worten an ihre Bürger. OB Boris Palmer stellt knallharte Forderungen an Risikogruppen.

Tübingen/München - Bayern verschärft in der Corona-Pandemie die Schutzmaßnahmen, Deutschland geht in den Lockdown Light über, doch eine schwäbische Universitätsstadt setzt zusätzlich auf einen eigenen Weg, um die Coronavirus-Infektionen zu reduzieren und bestenfalls einzudämmen: Tübingen.

Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Tübingen setzt in der Corona-Krise auf den schwedischen Weg

Boris Palmer (Die Grünen), Oberbürgermeister der Mittelstadt am Neckar (circa 90.000 Einwohner), hat sich in einem eindringlichen öffentlichen Appell an die Bürger gewandt und die Corona-Risikogruppen in die Pflicht genommen.

Die schwäbische Verwaltung setzt auf Eigenverantwortung bei besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen, in diesem Fall spricht man mittlerweile vom sogenannten schwedischen Weg.

Palmer verwies in der Mitteilung der Stadt auf den am 2. November in Kraft getretenen Lockdown-Light. „Es ist ungewiss, ob die dadurch vermiedenen Kontakte ausreichen, die Dynamik der zweiten Welle zu brechen. Schulen, Kitas und viele Betriebe sind anders als im April nicht geschlossen. Es bleiben also sehr viel mehr Kontakte erhalten als im ersten Lockdown“, heißt es in dem Statement der Stadt Tübingen.

Corona: Tübingen-OB Boris Palmer befürchtet deutlich längeren Lockdown

Mehr noch, Palmer befürchtet offenbar einen deutlich längeren Corona-Lockdown: „Und jetzt wird es nicht Sommer, sondern Winter. Es ist daher zu befürchten, dass die Maßnahmen weit über den November hinaus verlängert und sogar verschärft werden müssen.“ Ausgerechnet Boris Palmer!

Der 48-jährige schwäbische Politiker hatte Anfang Mai für Riesen-Wirbel gesorgt, als er in einem Interview zum Coronavirus meinte: „Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären - aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen.“ Mehrere Grünen-Politiker hatte daraufhin seinen Austritt aus der Partie gefordert - doch Palmer blieb.

Zuletzt stieg nicht nur die Zahl der Covid-19-Infektionen in Deutschland allgemein, betroffen sind vor allem verstärkt ältere Menschen über 70, die alleine wegen ihres Alters als Risikogruppe eingestuft werden.

Das fordert Boris Palmer von den Corona-Risikogruppen in Tübingen

„In Tübingen haben wir schon seit Monaten versucht, die Strategie der Kontaktreduktion durch eine zweite Säule zu ergänzen: den besonders intensiven Schutz der Risikogruppen. Schulen und Kitas offenzulassen, ist für das Wohl unserer Kinder elementar wichtig. Damit wird es bei den Jüngeren aber unvermeidlich eine größere Zahl von Corona-Infektionen geben“, heißt es in seiner Mitteilung weiter: „Den Kindern und Jugendlichen wird das nach allem, was wir heute wissen, wenig anhaben können. Ganz anders sieht es aus, wenn sie die Infektion an die Generation der Großeltern weitergeben. Das müssen wir verhindern.“

Tübingen: Große Bedeutung in der Coronavirus-Pandemie in Württemberg

Die Universitätsstadt hat in Württemberg mit ihren vielen und großen Kliniken sowie Forschungseinrichtungen regional eine große Bedeutung in der Coronavirus-Pandemie. (pm)

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