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Wie gefährlich ist „Centaurus“? - Das ist über die Corona-Variante BA.2.75 bekannt

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Von: Michelle Brey

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Eine neue Corona-Variante rückt in den Fokus: BA.2.75. Was ist über die Mutation bekannt - und was nicht? Ein Überblick.

München - Mitten im Sommer erlebt Deutschland 2022 eine Corona-Welle: Mit einer Inzidenz von über 700 (Stand: 12. Juli) liegen die Zahlen im Vergleich zu den beiden Vorjahren auf einem hohen Niveau. Das ist einerseits darauf zurückzuführen, dass aktuell größtenteils keine Corona-Schutzmaßnahmen mehr gelten. Andererseits hat es Deutschland 2022 mit einer noch ansteckenderen Virusvariante (BA.5) zu tun als noch 2020/2021. Hinzu kommt eine Vielzahl an Tests, die etwa 2020 in der Art und Weise noch nicht durchgeführt wurden.

DatumSieben-Tage-Inzidenz
12. Juli 20202,7
12. Juli 20216,4
12. Juli 2022702,4

(Datenquellen: Situationsberichte Robert-Koch-Institut)

Die aktuell hohen Corona-Inzidenzen schlagen sich auf die Kliniken nieder - auch in Bayern. Auf den Intensivstationen bietet sich ein ähnliches Bild. Viele Mitarbeiter sind krank, dabei liegen doppelt so viele Covid-Patienten dort wie im vergangenen Sommer. Inmitten dieser Lage erregt nun abermals eine neue Corona-Variante die Aufmerksamkeit der Wissenschaft: BA.2.75. Was ist bekannt über die Mutation? Ein Überblick.

Corona in Deutschland: Neue Virus-Variante BA.2.75 - Was ist bekannt?

Erstmals entdeckt wurde die Coronavirus-Variante BA.2.75 Anfang Juni in Indien. Bestätigte Fälle gibt es auch in anderen Ländern. So etwa in Deutschland, Kanada, Neuseeland, Australien und Großbritannien. Noch sei die Zahl an bekannten Fällen „minimal“, so äußerte sich Ullrich Elling vom Insitut für Molekulare Biotechnologie in Wien gegenüber dem ZDF. Er bezifferte die Zahl auf 70 Fälle, die Dunkelziffer sei jedoch „mit Sicherheit höher“.

Dem Viren-Experten zufolge ist BA.2.75 eine Sublinie der Omikron-Variante BA.2. Diese dominierte vor BA.5 hierzulande das Infektionsgeschehen. „BA.2.75 hat zusätzlich zu den 29 Mutationen, die die BA.2-Linie ohnehin schon im Spike-Protein hat, noch weitere acht Mutationen. Es ist davon auszugehen, dass eine derartige Fülle an neuen Mutationen die Eigenschaften, den Immunschutz zu unterlaufen, weiter verstärken wird“, erklärte Elling gegenüber dem ZDF.

Ähnlich äußerte sich der britische Virologe Tom Peacock via Twitter. Er schrieb, dass der Erreger mehrere Mutationen am sogenannten Spike-Protein aufweise, mit dem das Virus menschliche Zellen entert. Einzeln betrachtet lasse keine der Veränderungen wirklich aufhorchen, aber wenn alle zusammen auftauchten, sei es eine andere Sache.

Corona-Variante: RKI listet BA.2.75 noch gar nicht auf

Im wöchentlichen Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) spielt die Variante BA.2.75 zunächst noch keine Rolle (Stand: 7. Juli). Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Mutation ist dort noch nicht gelistet - und weder eine „Variant of Concern“ (VOC) noch „Variant of Intrest“ (VOI).

„Variant of Concern“ und „Variant of Interest“ - Was ist das?

Laut RKI erfolgt die Definition als VOC, „wenn Hinweise auf eine erhöhte Übertragbarkeit, einen schwereren Krankheitsverlauf und/oder eine immunevasive Wirkung vorliegen“. VOIs weisen demnach „charakteristische Mutationen auf, welche mit einer erhöhten Übertragbarkeit, Virulenz und/oder veränderter Immunantwort assoziiert sind.“

Das RKI richtet sich bei der Bewertung von Virusvarianten (VOC, VOI) nach der WHO.

BA.2.75: Wie gefährlich ist die offenbar „Centaurs“ getaufte neue Virusvariante?

Keinerlei Antworten gibt es zum aktuellen Stand (12. Juli) also zu der Gefahr, die von der Virusvariante ausgeht. Hintergrund: Aufgrund der geringen Anzahl an bekannten Fällen gibt es kaum aussagekräftige Daten. Aussagen, ob BA.2.75 gefährlicher sei als vorherige Varianten, seien daher „zum jetzigen Zeitpunkt völlig unmöglich“, wie Elling gegenüber dem ZDF sagte. Details - etwa zur Hospitalisierung oder dem Krankheitsverlauf - sind daher noch nicht vorhanden. Auch die WHO-Wissenschaftlerin äußerte sich gegenüber dem britischen Guardian zurückhaltend, gab zunächst an, dass es noch zu wenig Proben gäbe. Laut dem Bericht sei die Variante „Centaurus“ getauft worden.

BA.2.75 durch PCR-Test nachzuweisen? - Experten sind sich einig

In Labortests (PCR) müsste laut Experten auch BA.2.75 nachweisbar sein. Es gebe keinen Hinweis, dass BA.2.75 nicht per PCR detektiert werden könne, erwiderte die Schweizer Virologin Isabella Eckerle bei Twitter auf eine entsprechende Behauptung. Auch Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel erklärte gegenüber der dpa, bei PCR-Tests schienen Nachweisprobleme unwahrscheinlich zu sein, da diese Tests typischerweise mehrere Zielgene hätten.

Coronavirus-Variante: Setzt sich BA.2.75 durch?

Es sei „durchaus möglich, dass BA.2.75 eine global erfolgreiche Variante wird“, so Neher. Es sei jedoch „zu früh, dies mit Sicherheit zu sagen“, blieb er in der Einschätzung zurückhaltend. Es wird also wohl noch einige Wochen dauern, bis es datenbasiertes Wissen über die Variante geben wird. Sicher scheint hingegen eines: Nach der Sommerwelle wird das Coronavirus weiterhin eines der vorherrschenden Themen sein. Denn, wie Virenexperte Elling gegenüber dem ZDF sagte: „Ob BA.2.75 oder eine andere Variante, nach BA.5 kommt wieder eine Welle.“ (mbr mit dpa)

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