Merkels Corona-Prognose: Virologe Streeck äußert deutliche Einwände - „Das klingt nach Apokalypse“
Angela Merkel rechnet mit bis zu 20.000 Corona-Neuinfektionen in Deutschland - pro Tag. Hendrik Streeck hält das für plausibel - ordnet die Prognose aber entschieden ein.
- Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Virologe Hendrik Streeck erwartet sehr viele Corona-Infektionen in den kommenden Monaten.
- Der Mediziner bestätigt die düstere Covid-19-Prognose von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
- Streeck relativiert allerdings mit Blick auf die erwartet hohen Corona-Infektionszahlen in Deutschland.
München/Berlin - Die kalten Monate kommen spürbar auf Deutschland zu, und die Politik zeichnet ein ebenso nüchtern kaltes Coronavirus-Szenario für die Bundesrepublik.
Coronavirus in Deutschland: Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet 19.200 Neuinfektionen täglich
„Mir macht die Berliner Situation ausdrücklich Sorgen. Ich befürchte, das ist am Rande der Nicht-mehr-Kontrollierbarkeit“, sagte zum Beispiel Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor einer Kabinettssitzung seiner Regierung in München. Und damit rund 560 Kilometer südlich der Hauptstadt.
Zuletzt war an die Öffentlichkeit gedrungen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bis Weihnachten bundesweit sogar mit 19.200 Coronavirus-Neuinfektionen täglich rechne. Diese doch recht düstere Prognose bestätigte nun Virologe Hendrik Streeck - und relativierte gleichzeitig.
Hendrik Streeck: Virologe kann sich 20.000 Corona-Neuinfektionen täglich in Deutschland vorstellen
Er sei wahrscheinlich, dass die Infektionszahlen „massiv nach oben gehen werden“, erklärte der Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn in einer ARD-Extra-Sendung vom Montag (5. Oktober) - meinte aber weiter: „20.000 Neuinfektionen pro Tag, das klingt erstmal nach Apokalypse. Das sind enorme Zahlen. Aber im Grunde sollte uns das keine Angst machen. Weil ein milder Verlauf oder ein Verlauf ohne Symptome trägt nicht so stark zum Infektionsgeschehen bei.“
Was Streeck damit meint? „Die Infektionszahlen sagen nur bedingt etwas aus, weil nur ein geringer Anteil wirklich eine medizinische Versorgung braucht“, erzählte der Wissenschaftler weiter. Heißt: Weniger Covid-19-Infizierte müssen in Krankenhäuser oder dort gar auf die Intensivstation an Beatmungsgeräte.
Corona-Pandemie in Deutschland: 447 Coronavirus-Patienten liegen auf Intensivstationen
Laut Tagesbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) aus Berlin lagen Stand Montag, 6. Oktober, 447 Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen. Gegenüber dem Vortag stieg die Zahl stationärer Coronavirus-Patienten im ganzen Land um 23. Demnach mussten 210 Patienten beatmet werden.
Wie das RKI zuletzt zudem wiederholt erklärt hatte, werden die Infizierten immer jünger, und die Verläufe der Infektionen sind demzufolge weniger schwer. Oder aber Symptome werden erst gar nicht bemerkt.
Zusammengefasst: Geht es nach Experte Streeck, sind die Prognosen von Kanzlerin Merkel richtig - ein vermeintliches Schreckensszenario vermeidet der Virologe trotzdem vehement. Und auch Virologin Ciesek hat eine vorsichtige Prognose abgegeben und appelliert an die Bevölkerung. (pm)