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Virologen-Vergleich: Wieso man lieber auf Drosten statt auf Kekulé und Streeck hören sollte

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Nun bekannte Gesichter: Die Virologen-Professoren Hendrik Streeck, Alexander Kekulé und Christian Drosten (von links nach rechts).
Nun bekannte Gesichter: Die Virologen-Professoren Hendrik Streeck, Alexander Kekulé und Christian Drosten (von links nach rechts). © dpa / Christophe Gateau, dpa / Federico Gambarini, ZDF/Mediathek

Die bekannte Youtuberin Nguyen-Kim vergleicht Deutschlands Virologen - zwei kommen dabei nicht gut weg. Dagegen gibt es Lob für Professor Drosten.

Noch vor einigen Tagen twitterte Mai Thi Nguyen-Kim, dass die Politik besser auf Virologen hätte hören sollen. Dass die Aussagen von Wissenschaftlern in Politik und Öffentlichkeit nicht immer verstanden werden, sei zum Teil auch Schuld der Wissenschaftler, so die promovierte Chemikern, die als Wissenschaftsjournalistin in Zusammenarbeit mit ARD und ZDF einen Youtube-Kanal betreibt. Nun nahm sie die prominentesten Viroligen unter die Lupe.

Während sich Wissenschaftler mit dem „Was?“ befassen, wünschen sich die Menschen eine Einordnung von ihnen, nämlich ein  „Was heißt das für mich?“. Hoch komplexe Aussagen müssten kommuniziert werden - ebenso wie ihre Bedeutung. Dabei legt Nguyen-Kim vor allem Wert darauf: Was eine wissenschaftliche Erkenntnis und was eine Folgerung, also eine Deutung, ist - das müsse klar differenziert werden. Unter dieser Fragestellung setzte sie sich mit den drei Virologen auseinander, die derzeit in den Medien am häufigsten vertreten sind.

Virologe Drosten als Corona-Experte: Er macht vieles richtig

Professor Dr. Christian Drosten* sei nicht nur ein absoluter Experte auf dem Fachgebiet der Coronaviren, sondern verstehe es auch, wissenschaftliche Tiefe in den Medien ausführlich genug darzustellen - etwa in seinem NDR-Podcast. Gleichzeitig mache er deutlich, wann immer etwas nicht seinem Fachgebiet entspricht oder man sich auf einer anderen Ebene als der der Wissenschaft bewegt. Sätze wie „Die Entscheidungen muss die Politik treffen“ seien von Drosten oft zu hören, so Nguyen-Kim.

„Zusammengefasst finde ich Herrn Drostens Wissenschaftskommunikation sehr gelungen, er geht verantwortungsbewusst mit seinem Expertenstatus um.“ Deshalb sei es auch wichtig, dass er weiterhin die Zusammenarbeit mit den Medien suche und sich nicht von Verkürzungen oder einem Kult um seine Person davon abbringen lasse. 

Virologe Streek als Coronavirus-Experte: Er verkürzt seine Aussagen

Professor Dr. Hendrik Streeck: „In seiner Kommunikation ist er nicht immer so vorsichtig wie Drosten. So treffe er mitunter verkürzende Aussagen, die das Vertrauen von Laien in die Wissenschaft erschüttern würden - etwa bei Markus Lanz, dass Modellrechnungen wie Kartenhäuser in sich zusammenbrechen könnten.

Die Ergebnisse aus seiner Studie seien auf einen Ort beschränkt - vieles in der Kommunikation seiner Studie durch die Medien habe nahe gelegt, dass die Ergebnisse für ganz Deutschland gelten würden. Außerdem seien daraus verfrüht Handlungsempfehlungen für die Politik abgeleitet worden. Dass Fehler in der Kommunikation vor allem der von ihm genutzten Agentur Storymachine  zu Laste gelegt wurden, mag Nguyen-Kim nicht als Argument gelten lassen. Streeck und sein Team müssten immer noch sicherstellen, dass ihre Ergebnisse richtig dargestellt würden. Und sie meint zusammenfassend: „Professor Streeck mag sauber und ordentlich in seiner Arbeit sein, in seiner Kommunikation ist er es leider nicht.“

Virologe Kekulé in der Coronavirus-Debatte: Sehr klare Handlungsempfehlungen - doch was ist mit seiner Expertise?

„Man kann nicht von der Hand weisen, dass Professor Kekulé virologische und epidemologische Fachexpertise hat“, so Nguyen-Kim über Professoren Dr. Alexander Kekulé, Virologe an der Universität Halle. Doch eine Recherche ihres Teams ergab, dass im Hinblick auf seine Expertise zur aktuellen Situation viele Fragen offen bleiben: „Wir hatten teilweise Probleme, die wissenschaftlichen Grundlagen für seine sehr klaren Ansagen nachzuvollziehen.“ 

Aufgefallen seien dabei etwa Vorschläge Kekulés, eine kontrollierte Durchseuchung von 34,5 Millionen Menschen innerhalb von drei Monaten erreichen zu wollen. Zusammenfassend meint Nguyen-Kim: „Wenn schon das ‚Was‘ (also die wissenschaftliche Grundlage) an sich nicht schlüssig ist, wäre ich sehr vorsichtig, so klare Handlungsempfehlungen* zu machen.“

Inhaltlich ähnlich wie Drosten, aber mit sehr klaren Handlungsempfehlungen, tritt jetzt eine Virologin vom Helmholtz-Zentrum in die Öffentlichkeit: Sie warnt vor gelockerten Maßnahmen, stellt aber einen anderen Ausweg dar. Ein schwedischer Epidemiologe äußert sich ganz anders - auch er klotzt nicht mit Empfehlungen an die Politik.

*Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

kat

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