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Hamsterkäufe: Virologe widerspricht der Bundesregierung und gibt Risikogruppen dringenden Rat

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Von: Marcel Görmann

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Virologe Professor Alexander Kekulé kritisiert in seinem Podcast auch die Politik.
Virologe Professor Alexander Kekulé kritisiert in seinem Podcast auch die Politik. © Screenshot Anne Will/dpa/Michael Kappeler

Alle regen sich über Hamsterkäufe und leere Regale auf: Virologe Professor Alexander Kekulé schränkte nun aber ein - und gab bestimmten Bevölkerungsgruppen einen anderen Rat.

München - In seinem neuen MDR-Podcast „Kekulés Corona-Kompass“ widerspricht der Professor Alexander Kekulé teilweise der Bundesregierung. Er wählt deutliche Worte in der ersten Folge des Podcasts: „Wir sind in einer ganz schwierigen Situation, stehen mit dem Rücken zur Wand!“ Danach vergleicht er die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus mit einer Not-OP. 

Erschütternde Rechenbeispiele in der Coronavirus-Krise für Deutschland

Die Prognose von Kanzlerin Angela Merkel, wonach 60-70 Prozent der Bevölkerung mit dem Coronavirus in Kontakt kommen werden, bezeichnete er als „harte Ansage“, die weltweit Erschütterung ausgelöst habe. „Auf Deutschland umgerechnet würde das heißen (...) 250.000 bis eine halbe Million Menschen würden an dieser Krankheit sterben“, rechnet der 61-jährige Virologe vor. Eine andere Rechnung Kekulés im Podcast lautet: „Etwa 10 Prozent müssten ins Krankenhaus, jeder 20. muss auf die Intensivstation, jeder 200. etwa stirbt“. Italien hat es unterdessen wesentlich härter getroffen.

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Virologe Kekulé über die Corona-Krise: 200 Fälle als „Punkt ohne Wiederkehr“

Irgendwann würde dann die Herden-Immunität greifen - die Frage ist nur, wann das passiert. Wenn es gelingt, die Ausbreitungswelle über drei Jahre zu verteilen, würde das deutsche Gesundheitssystem das „irgendwie hinkriegen“, sagt Kerkulé. Aus der Krise würde aber eine Katastrophe werden, wenn eine massenhafte Ansteckung nicht innerhalb von drei Jahren, sondern in wenigen Monaten ablaufe. 

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Video: Zu wenig Lebensmittel wegen Hamsterkäufen?

Klar ist für Kekulé aber auch: Die Maßnahmen setzen die Bevölkerung „psychologisch enorm unter Druck“ und seien auch wirtschaftlich nicht über Jahre durchzuhalten. „Wir können natürlich nicht die Menschen in Deutschland sechs Monate in die Häuser stecken ...“. 

Ziel der Maßnahme müsse nun sein, die Zahl der Fälle so stark zu drücken, das man wieder auf das Stadium vor rund sechs Wochen zurückkehrt. Man geht von rund 200 Fällen als Grenze aus - darüber sei der „Punkt ohne Wiederkehr“, ein „Kipppunkt“ und die Ausbreitung nicht mehr zu stoppen. „Man kann das mit dem Austreten einer Zigarette vergleichen, bevor sie einen Waldbrand verursacht.“ 

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Die Frage sei nun, ob man wieder zu einem Zustand zurückkomme, in dem man wirklich alle Fälle individuell nachverfolgen kann. Das werde sich nun klären: „Entweder sind wir eine Minute vor 12 oder eine Minute nach 12!“

Virologe Kekulé: Gewisse Bevölkerungsgruppen sollten in der Corona-Krise Vorräte anlegen

Dann ging Kekulé auf das Thema Hamsterkäufe ein - und äußerte Kritik an der pauschalen Ansage deutscher Politiker. Er könne nur „dringend befürworten“, dass gewisse Bevölkerungsgruppen aufgrund der sich steigenden Ansteckungsgefahr Vorräte anlegen. Dazu zählt er: „Menschen, die sehr betagt sind, in Deutschland würde ich mal sagen die Altersgruppe 70+ (...), Menschen mit Atemwegserkrankungen und auch Menschen mit Herzerkrankungen jeder Art, Diabetes gehört noch dazu.“

Sie müssten in den nächsten Wochen „besonders geschützt werden“ - und nun Vorsorge treffen. „Sie sollten sich natürlich Vorräte zu Hause anlegen, wenn sie nicht jemanden haben, der ihnen das bringt, vor allem Medikamente.“

Alexander Kekulé lehrt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 

Lesen Sie auch: Virologe Kekulé schätzt die Corona-Dunkelziffer in Deutschland - wenn sie zutrifft, wäre es besorgniserregend. Dass aber besonders Kerkulé manchmal falsch liegt, berichtete jetzt eine Wissenschaftsjournalistin in einem Youtube-Video.

Markus Söder informiert am Dienstag ab 12.30 Uhr in deiner Pressekonferenz zum Corona-Stand in Bayern. Ein Virologe machte bei „Hart aber fair“ eine beunruhigende Prognose* - er schwört die Deutschen auf einen „langen Zeitraum der Entbehrung“ ein. 

Unterdessen etabliert sich in Corona-Zeiten in Deutschland eine neue soziale Aktion, die den Zusammenhalt in der Bevölkerung zeigt. Auch der Epidemiologe Gérard Krause war unterdessen beim Talk von Anne Will zu Gast.

Den zweiten Schicksalsschlag binnen etwas mehr als einen Jahres muss TV-Moderator Frank Plasberg verkraften.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes

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