„Katastrophale Zustände“: Schüler berichtet von Corona-Chaos in Regionalzug - Bahn reagiert überraschend

In überfüllten Zügen sind die Corona-Abstandsregeln nur schwer einzuhalten - das bekommt ein Schüler auf der Fahrt nach Rosenheim beinahe täglich zu spüren.
- Jonas Bettger fährt beinahe täglich mit der Südostbayernbahn (SOB) zur Berufsschule nach Rosenheim.
- Trotz Corona gebe es in den Zügen keine Chance, die Mindestabstände einzuhalten, beklagt der Schüler.
- Wegen der Überfüllung der Züge wandte er sich bereits mehrmals an die Bahn - doch er erhielt nur wenig zufriedenstellende Antworten.
Rosenheim - Dichtes Gedränge und nur Stehplätze: Gerade zu Stoßzeiten kann es in der Bahn schon einmal voll werden. In Zeiten von Corona* ist dies jedoch nicht nur lästig, sondern kann auch gefährlich werden. Stehen Fahrgäste Seite an Seite in überfüllten Waggons, sind Abstandsregeln kaum noch einzuhalten. Dabei ist der Corona-Druck an Schulen ohnehin schon hoch.
Jonas Bettger, der die 13. Klasse der Berufsoberschule (FOS/BOS) Rosenheim besucht, bekommt dies nahezu täglich zu spüren, wenn er mit der Südostbayernbahn (SOB) auf der Strecke Mühldorf-Rosenheim unterwegs ist. „Trotz Corona* musste ich feststellen, dass Abstände in der Bahn auf den viel frequentierten Fahrten nicht möglich sind und entsprechend auch nicht eingehalten werden“, so der Schüler, der sich an unsere Redaktion wandte.
Rosenheim: Schüler berichtet von Corona-Chaos in Regionalzug - Zu einer Zeit ist Bahn besonders voll
Während die Corona-Regeln* in der Schule gewissenhaft eingehalten werden würden, sei dies auf den Fahrten mit der Bahn schlicht nicht möglich. „Die FOS hatte ja mittlerweile einen bestätigten Corona-Fall. Schüler halten daher in der Schule viel Abstand und tragen die Maske überall“, erklärt Bettger. In der Bahn allerdings sei „all das dann wieder hinfällig, nachdem das Platzangebot mancher Fahrt reichlich unterdimensioniert ist."

Besonders bedenklich sei eine Zugfahrt mit Ankunft um 13.26 Uhr am Rosenheimer Bahnhof. Bettger spricht von „katastrophalen Zuständen" im Zug. Zu dieser Zeit sei die Bahn besonders voll, weshalb sich der Schüler bereits mehrmals - schon vor der Corona-Krise - an die Südostbayernbahn (SOB) wandte. Großen Erfolg hatte er damit allerdings nicht.
„Katastrophale Zustände“: Schüler berichtet von Corona-Chaos in Regionalzug - Bahnsprecher antwortet auf Beschwerde
Als Antwort bekam der Schüler von einem Bahnsprecher unter anderem folgende Antwort: „Wir haben die Züge ab Rosenheim Hochschule anhand der uns vorliegenden Daten überprüft. Auf Basis dieser Daten können wir jedoch keine Überbesetzung feststellen. Das Problem, das Sie schildern, hat jedoch eher mit der Einstiegssituation bei den eingesetzten VT 628-Fahrzeugen zu tun als mit der Nachfrage. Diese Fahrzeuge sind nicht barrierefrei zugänglich; deshalb kann es bei hohen Einsteigerzahlen zu Verzögerungen führen. Wie bereits oben erwähnt, werden mit der nächsten Ausschreibung des Netzes diese Fahrzeuge durch modernere barrierefreie Fahrzeuge ersetzt, die einen beschleunigten Fahrgastwechsel ermöglichen.“
Auf Nachfrage unserer Redaktion zur Überfüllung der Züge in der Corona-Krise äußerte sich ein Bahnsprecher zunächst mit einer recht allgemeinen Erklärung: „In Coronazeiten ist Eigenverantwortung im öffentlichen Raum gefragt – und dazu gehört auch der ÖPNV. Eben weil die Abstandsregeln in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht immer und überall eingehalten werden können, hat der Freistaat Bayern eine Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase verfügt. Das begrüßen wir als Verkehrsunternehmen sehr und appellieren an die Verantwortung jedes einzelnen, andere hiermit zu schützen. Eine Abstandspflicht gibt es im ÖPNV ausdrücklich nicht. Eigenverantwortung heißt aber auch, bei einer zu vollen Bahn vielleicht einfach mal abzuwarten und die nächste Verbindung zu wählen. Geduld und Gelassenheit hilft uns allen in diesen Zeiten.“
Trotz Coronavirus überfüllte Regionalzüge - Bahnsprecher liefert Erklärung
Anschließend geht der Bahnsprecher noch auf die konkrete Situation ein. „Im vorliegenden Fall, der bei der SOB bekannt ist, handelt es sich um einen typischen Schülerzug. Er ist nur zwischen den Stationen Rosenheim Hochschule und Rosenheim so voll. Die Prüfung ergab, dass für eine Strecke mit einer Fahrzeit von 5 Minuten nicht ein zweiter Triebzug angehängt werden kann“, heißt es in der Erklärung.
Die Tatsache, dass der „typische Schülerzug“ laut Bahn nur während einer kurzen Zeitspanne überfüllt ist, dürfte in Hinblick auf die Abstandsregeln wohl wenig ändern. Indem Bettger die Geschichte seines täglichen Schulwegs in Zeiten von Corona* nun öffentlich macht, möchte er auf die Missstände aufmerksam machen und Schülern eine Stimme geben - denn wirklich ernst genommen wurden er und seine Mitschüler von der SOB seiner Ansicht nach bislang nicht. (nema)
Im Video: Die aktuelle Corona-Lage in Bayern - droht ein zweiter Lockdown?
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