Er durfte gar nicht lenken: Traktor-Drama mit 17 Verletzten - Polizei ermittelt gegen minderjährigen Fahrer

Der Unfall eines Traktorgespanns in Egmating hat auch rechtliche Konsequenzen: Die Polizei ermittelt gegen den 17-jährigen Fahrer. Der hätte das Gespann nicht lenken dürfen.
Egmating – Bürgermeister Ernst Eberherr ist ratlos. „Wir haben sechs Straßen, ausgerechnet die steilste hat er sich ausgesucht“, sagt er über die Route, die der 17-jährige Fahrer des Traktorgespanns genommen hatte, das am Mittwochabend in Egmating (Kreis Ebersberg) verunglückt ist. 36 junge Menschen waren auf einer „Maibaum-Tour“ von Ort zu Ort unterwegs, der nächste Stopp sollte die Feier in Neubiberg werden. Soweit kam die Gruppe nicht: Die beiden Anhänger kippten um, mehrere Personen wurden verletzt.
Traktor-Unfall in Ebersberg: Anhänger nach Maibaum-Feier umgekippt - 17 Verletzte
Inzwischen hat die Polizei ermittelt, dass ein Burschenverein aus München zu der Tour eingeladen hatte. Die Zahl der Verletzten, die Ebersbergs Kreisbrandrat zunächst mit 37 angab, wurde korrigiert: Zwei Männer im Alter von 25 und 36 Jahren sind schwer verletzt und in stationärer Behandlung. 15 weitere Personen mussten behandelt werden, die meisten erlitten Schürfwunden und Prellungen. Drei junge Frauen wurden unter einem der Anhänger eingeklemmt, sie konnten sich befreien, nachdem die Ersthelfer den Wagen angehoben hatten.
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Traktor-Drama in Egmating: Funktionierten die Bremsen richtig?
Die Polizei vermutet, dass die „Bremsleistung der Zugmaschine für diese Situation nicht ausreichend“ war. Ob sich das bestätigt, wird ein unfallanalytisches Gutachten zeigen, das in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft München II in Auftrag gegeben wurde.
Nach Traktor-Unfall: Ermittlungen gegen Fahrer (17) - er hätte nicht lenken dürfen
Gegen den 17-jährigen Fahrer des Gespanns wird nun ermittelt, wegen fahrlässiger Körperverletzung und verschiedener straßenverkehrsrechtlicher Verstöße. Die rechtliche Lage ist komplex: Für einen Traktor gelte ein bestimmter Einsatzzweck, erklärt Jürgen Kopp, Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Fahrlehrer. „Der Einsatzzweck eines landwirtschaftlichen Fahrzeugs ist ein landwirtschaftlicher, und das ist hier auf keinen Fall gegeben.“
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Auch der Führerschein des 17-Jährigen lasse lediglich einen landwirtschaftlichen Einsatz zu. Ein Traktor dürfe zwar zu bestimmten Zwecken zwei Anhänger ziehen, sagt Kopp. Personen dürfe man dabei aber „nur zu landwirtschaftlichen Arbeiten befördern, zum Beispiel bei der Ernte“.
Nach Maibaum-Drama in Egmating: Traktor-Unfall bei Brauchtumsveranstaltung?
Auch Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern spricht von einer unübersichtlichen Situation. „Vieles steht und fällt mit der Frage, ob es sich bei der Tour um eine Brauchtumsveranstaltung handelt oder nicht“, sagt er. „Denn für Brauchtumsveranstaltungen gäbe es Ausnahmeregelungen.“ Allerdings, so Kreipl weiter, hätten die Veranstalter dann einen wichtigen Punkt übersehen: „Das Mindestalter für Fahrzeugführer bei Brauchtumsveranstaltungen liegt bei 18 Jahren.“
Traktor-Unfall mit 17 Verletzten: Verantwortung allein beim Fahrer (17)?
Jürgen Kopp glaubt nicht, dass es sich bei dem Ausflug um eine Brauchtumsveranstaltung gehandelt hat. Er sagt: „Eine Brauchtumsveranstaltung muss beantragt und genehmigt werden. Da gibt es viele Auflagen zur Sicherheit, wie bei historischen Festumzügen.“ Dass die Verantwortung einem 17-jährigen Fahrer aufgebürdet wurde, „hat zumindest ein Gschmäckle“. Ob und inwiefern der Verein zur Rechenschaft gezogen werden kann, ist noch nicht klar. Die Verantwortlichen wollten sich auf Nachfrage nicht äußern.
In Egmating überwiegt derweil die Erleichterung: „Man muss von einem Wunder sprechen, dass doch nicht mehr passiert ist“, sagt Bürgermeister Ernst Eberherr.
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