„Freedom Day“: Sandra Ciesek warnt vor Ende der Corona-Maßnahmen - und sieht gefährliche Frühlings-Lage

Auch wenn die Pandemie momentan zweitrangig scheint: Ein Ende der Corona-Maßnahmen sei nicht angebracht, sagt Virologin Sandra Ciesek.
Köln - „Die Pandemie ist mit Omikron nicht vorbei“, sagt die Virologin Sandra Ciesek in ihrem vorerst letzten alleine bestrittenen Coronavirus-Update beim NDR. Man müsse sich nur die täglichen Todeszahlen anschauen.
„200 Tote jeden einzelnen Tag sind für mich einfach zu viele, um es als harmlos oder irrelevant zu bezeichnen.“
Stattdessen müsse man das Gefühl haben, dass mehr als 200 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 pro Tag mittlerweile einfach hingenommen würden.
Video: Drosten und Ciesek beenden Corona-Podcast
Virologin Ciesek: Maßnahmen gehören auf den Prüfstand - Widerspruch bei Politikern
„Maßnahmen gehören immer wieder auf den Prüfstand und sollten angepasst werden an die aktuelle Situation“, sagt Ciesek. Dass jetzt bereits das Ende der Maßnahmen im Gespräch ist, ist für sie unhaltbar. „Wir haben einfach keinen stabilen Zustand. Und auch wenn man irgendein Datum versprochen hat - das Virus hält sich nicht daran.“
So geht Ciesek davon aus, dass die Infektionszahlen in Deutschland zunächst weiter steigen werden, bis „irgendwann ganz viele Menschen infiziert sind“ und es wärmer wird. Und sie sagt: „Ich hoffe einfach, dass der Frühling schnell kommt und mithelfen kann, das Virus auszubremsen.“ Bei Politikern, die aktuell vor einer Sommerwelle warnen, sieht Ciesek einen Widerspruch.
„Man kann nicht vor einer Sommerwelle warnen und gleichzeitig die Maskenpflicht abschaffen.“
Kein Freedom Day: Angesichts sich ausbreitender Infektionen bleiben einige Länder bei den Coronavirus-Maßnahmen, darunter Bayern*. Ciesek hält es für sinnvoll und einfach, sich weiter durch das Tragen einer Maske zu schützen.
Virologin Ciesek: Wie gefährlich sind die Mutation BA.2 und eine Delta-Omikron-Kombination?
Dass aktuell in Hongkong sowohl Infektions- als auch Todeszahlen steigen*, führt Ciesek nicht auf gefährlichere Mutationen*, etwa BA.2, zurück, sondern auf fehlende Immunisierung bei Menschen in höherem Alter. „Man sieht, wie wichtig die Priorisierung bei den Impfungen bei uns war, weil sie vor einem schweren Verlauf schützt“, sagt Ciesek. „Und Hongkong sollte uns eine Warnung sein, dass Omikron nicht harmlos ist, wenn man nicht immunisiert ist, vor allem in diesem Alter.“
Laut Ciesek geht auch keine Gefahr von so genannten Rekombinanten aus. Wie bei der „Deltakron“ genannten Variante, müssten sich dazu zwei Virus-Varianten in einem Wirt verbinden. Dies werde bisher nur vereinzelt nachgewiesen.
„Man müsste dafür aber nicht nur eine Doppelinfektion haben, sondern auch einzelne Zellen, die doppelt infiziert sind. Für Influenza ist das klassisch, bei Sars-CoV-2 wäre es möglich. Es ist aber nicht so, dass das täglich passiert.“
Man sei aber noch ganz am Anfang, dies zu verstehen. Ende März wird Sandra Ciesek mit Kollege Christian Drosten noch einmal im Coronavirus-Update auftreten, bevor die Serie mit den beiden Virologen endet, und dann andere Spezialisten sprechen werden. (kat) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA