Drei tote Jugendliche in Deutschland nach Sekundärinfektion - RKI weist auf Anstieg hin

Drei Kinder sterben infolge einer Influenza-Infektion. Das Robert-Koch-Institut erklärt die Hintergründe in seinem Wochenbericht.
München - Das Coronavirus oder die Grippewelle (Influenza) machen im Winter 2022/23 nicht wenigen Menschen zu schaffen. Das Robert-Koch-Institut berichtete nun von drei Todesfällen, denen eine Influenza-Infektion vorausging. Das geht aus dem aktuellen ARE-Wochenbericht des RKI hervor. „ARE“ steht für „akute respiratorische Erkrankungen“, also für akute Atemwegserkrankungen. Hintergrund der Todesfälle seien sogenannte Sekundärinfektionen.
RKI berichtet von drei toten Jugendlichen in Deutschland - und nennt Hintergründe
Zum Jahreswechsel seien aus Sachsen-Anhalt drei Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen berichtet worden, schrieb das RKI. Die Gemeinsamkeiten: Alle zeigten Symptome einer bakteriellen Meningitis (Hirnhautentzündung). Gleichzeitig konnte bei allen drei Influenza-A-Viren nachgewiesen werden. „Die drei Todesfälle weisen auf einen Anstieg schwerer Erkrankungen durch bakterielle Sekundärinfektionen nach Influenza-A-Infektion hin“, so die Schlussfolgerung.
Das RKI geht also davon auf, dass die drei Jugendlichen sich zuerst mit Influenza A daraufhin mit einem bakteriellen Erreger infizierten. In zwei Fällen sei in der Blutkultur „Streptococcus pyogenes“ und in einem Fall „Staphylococcus aureus“ nachgewiesen worden. Streptokokken und Staphylokokken sind beides bakterielle Erreger.
Sekundärinfektionen durch bakterielle Erreger wie diese, so das RKI in seinem Bericht, würden insbesondere während der Grippe- und Erkältungszeit auftreten. Diese bakteriellen Erreger (so zum Beispiel Gruppe-A-Streptokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Staphylococcus aureus) „sollten neben Meningokokken differentialdiagnostisch bei schwerwiegenden bakteriellen Infektionen, wie einer Meningitis oder Sepsis berücksichtigt werden“. Das RKI vermutet, dass eine erste Infektion mit Influenzaviren, wie im Fall der drei Jugendlichen, das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf durch bakterielle Erreger erhöht.
Grippewelle und Sekundärinfektionen in Deutschland
Die Aktivität der akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE-Aktivität) werde seit einigen Wochen „maßgeblich durch die mit Beginn der Grippewelle in der 43. KW 2022 anhaltende Influenzaviruszirkulation bestimmt“, schreibt das RKI. Im Zusammenhang damit sei auch die Zahl der bakteriellen Sekundärinfektionen mit teils schweren Krankheitsverläufen angestiegen.
Diese Ursache nannte auch Dr. Christoph Specht, Allgemeinmediziner und Medizinjournalist, gegenüber RTL.de. Er mutmaßte zudem, dass wir nach Corona insgesamt anfälliger für Infektionen seien. Genaue Zahlen, wie viele Sekundärinfektionen es in aktuell Deutschland gibt oder wie groß der Anstieg tatsächlich ist, nannte das RKI nicht.
Sekundärinfektionen in Deutschland: Problematisch, wenn zu viel Zeit vergeht
Man könne nur hoffen, dass der Anstieg an Sekundärinfektionen nun wieder abnehme, sagte Dr. Specht. „An sich wären ja viele bakterielle Infektionen gut behandelbar, wenn man sie frühzeitig entdeckt und dann das richtige Antibiotikum auswählt.“ Es sei allerdings problematisch, wenn zu viel Zeit vergehe „und die Bakterien schon im Körper wüten können“.
Leicht zu erkennen, sei eine Sekundärinfektion nicht, so der Experte gegenüber RTL.de. „Man stellt ja zunächst einmal eine Diagnose, zum Beispiel eine Virusinfektion und in diesen Fällen Influenza. Das erklärt dann viele der Symptome. Wenn dann aber noch andere Symptome hinzukommen, die passen, ist man natürlich geneigt, die auch der Influenza zuzuschreiben.“ Um wirklich sicherzugehen und eine bakterielle Sekundärinfektion zu erkennen, müsse man einen Abstrich beim Arzt machen lassen. (mbr)