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Tödliche Geiselnahme: "Er zielte direkt auf meinen Kopf"

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Von: Haakon Nogge

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Geiselnahme Viernheim
Groß-Einsatz im hessischen Viernheim, nachdem ein Mann sich dort in einem Kino verschanzt hatte. © dpa

Viernheim - Amok-Alarm im südhessischen Viernheim: Dort hatte sich ein bewaffneter Mann in einem Kinocenter verschanzt. Der Mann wurde erschossen, die Geiseln wurden unverletzt befreit.

Bei einer Geiselnahme in einem Kino im südhessischen Viernheim hat die Polizei den Täter erschossen. Die befreiten Geiseln und andere Menschen wurden am Donnerstagnachmittag in dem Komplex neben einem großen Einkaufszentrum nicht verletzt, wie eine Polizeisprecherin sagte. In mehreren Medienberichten war zuvor von Verletzten die Rede gewesen.

Nach Angaben eines Sprechers der Polizei Darmstadt gibt es bislang keine Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund. Bei dem Mann soll es sich um einen verwirrten Einzeltäter gehandelt haben, wie es aus Sicherheitskreisen hieß. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin gibt es weder Hinweise auf einen islamistisch-terroristischen Hintergrund noch auf Mittäter.

Noch nicht bekannt war, wie viele Geiseln der maskierte Täter genommen hatte. „Ich gehe aufgrund der Witterung davon aus, dass das Kino spärlich besetzt war“, sagte der Polizeisprecher. Seines Wissens nach habe der Geiselnehmer vier Schüsse abgegeben, bevor er von der Polizei getötet wurde. Wo genau sich dies in dem Kino abspielte, war nicht bekannt. Das Kino ist rund zehn Kilometer von Mannheim entfernt - es liegt am Autobahnkreuz Viernheim.

Die Sprecherin sagte, die Polizei habe den Mann im Kinokomplex lokalisieren können, dann sei es zu „einer Bedrohungssituation“ gekommen. Daraufhin seien von der Polizei Schüsse abgegeben worden.

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) sagte im Landtag in Wiesbaden, gegen 14.45 Uhr sei ein erster Notruf eingegangen. Gemäß der Erstmeldung habe der Täter eine Langwaffe - also ein Gewehr - bei sich gehabt. Ob es sich um eine scharfe Waffe handelte, sei unklar, sagte Beuth. Der Täter habe einen verwirrten Eindruck gemacht.

Einsatzkräfte sperrten das Kino weiträumig ab. Hubschrauber kreisten über dem Gelände, schwerbewaffnete Polizisten waren vor Ort. Ein Spezialeinsatzkommando war per Hubschrauber von Frankfurt nach Viernheim geflogen. Gegen 18.00 Uhr teilte die Polizei dann mit, die Bedrohungslage in dem Kinocenter sei beendet.

Zunächst konnte der Täter nach Angaben der Polizei nicht identifiziert werden. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das Hessische Landeskriminalamt nahmen die Ermittlungen auf.

Augenzeuge: "Er zielte direkt auf meinen Kopf"

Dem 21-jährigen Kino-Mitarbeiter Guri Blakaj steht der Schreck noch ins Gesicht geschrieben. „Wenn man eine Waffe an den Kopf bekommt, hat man Angst“, sagt er. Nach Blakajs Schilderung war den Mitarbeitern am Nachmittag ein Mann mit Sturmhaube und einer langen Waffe aufgefallen. „Zuerst dachte ich, das ist ein verkleideter Kunde“, sagt Blakaj. Viele Besucher verkleideten sich passend zu den Filmen, die sie besuchten. „Erst als er dann zu uns kam mit der Waffe und uns aufgefordert hat, uns auf den Boden zu legen, da hab' ich gemerkt: Es ist ernst.“

Dann habe der Mann die Angestellten gefragt, ob die Türen zu seien. Blakaj habe sie geschlossen. „Die letzte Tür hat geklemmt, da hat er mit der Waffe direkt auf meinen Kopf gezielt.“ Geld habe er nicht gewollt. Der Täter habe ihn dann nach oben in die Personalräume geschickt. Im Aufzug habe er gehört, wie auf einen Kollegen geschossen wurde. Der sei aber unverletzt geblieben. Zu der Zeit hätten sich etwa 30 bis 40 Menschen in dem Kino aufgehalten.

Durch die Überwachungskamera hätten er und seine Kollegen verfolgt, wie der Täter durchs Foyer gelaufen sei. Er wirkte verwirrt, sagt Blakaj. Wie die Polizei ihn überwältigte, habe er nicht mitbekommen. Den Täter beschreibt Blakaj als „klein, schwarzhaarig und 18 bis 22 Jahre alt“.

Die Tat weckt Erinnerungen an einen Vorfall in den USA aus dem Jahr 2012. Während der Mitternachts-Preview eines „Batman“-Films tötet ein 24-Jähriger in einem Kino in Aurora (Colorado) 12 Menschen und verletzt 70.

dpa

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