Hochwasser in NRW: Pegelstände fallen - mit Ausnahme von fünf Bereichen

In Nordrhein-Westfalen bleibt die Hochwasser-Lage weiter kritisch. Die Steinbachtalsperre hält Wassermassen Stand. Abbruchkante in Erftstadt weiter riskant.
- Mindestens 47 Menschen starben in bei der Hochwasser-Katastrophe in NRW, weitere Personen werden noch vermisst (Update vom 19. Juli, 15.53 Uhr).
- Die Steinbachtalsperre in Euskirchen (NRW) hat trotz der Wassermassen bis zum Montag standgehalten.
- An der Kiesgrube in Erftstadt (NRW) herrscht weiter Lebensgefahr (Update vom 19. Juli, 13.34 Uhr).
- Alle Infos zur Hochwasser-Katastrophe in NRW finden Sie hier im News-Ticker.
Update vom 19. Juli, 21. 27 Uhr: In NRW sinken an allen Mesststellen die Pegelstände. Das teilte das Umweltministerium am Montag mit. Lediglich an drei Rur-Pegeln (Altenburg, Jülich und Zerkall) besteht weiter die Gefahr, dass einzelne Grundstücke überflutet werden. Zudem können an den Pegeln Stah/Rur und Bliesheim/Erft weitere Überflutungen von land- und forstwirtschaftlicher Fläche sowie Verkehrsbehinderungen nicht ausgeschlossen werden. Und auch die Lage an den Talsperren entspannt sich langsam laut der Mitteilung. Dennoch warnt NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser: „Aber für Entwarnungen ist es definitiv noch zu früh. Akute Hilfe ist weiterhin das Gebot der Stunde, die Abwehr weiterer Gefahren für Leib und Leben. In der Folge gilt es die Hochwasser-Katastrophe mit Kommunen und Wasserverbänden zu analysieren, wo in der Vorsorge nachgesteuert werden kann und muss“.
Hochwasser in NRW: Merkel kommt am Dienstag
Update vom 19. Juli, 19.53 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel kommt am Dienstag nach NRW, um sich ein Bild von den Schäden zu machen. Gemeinsam mit Armin Laschet wird sie am Mittag in Bad Münstereifel sein. Vor Ort will sich Merkel im Kreis Euskirchen ein Bild der Lage machen und mit Helfern und Betroffenen sprechen.
Update vom 19. Juli, 15.53 Uhr: Die Zahl der Todesopfer in NRW ist auf 47 gestiegen, teilte NRW-Innenminister Herbert Reul auf einer Pressekonferenz zur Hochwasser-Katastrophe mit. Reul befürchtet, dass es weitere Opfer geben werde. Derzeit sind mindestens 19.000 Einsatzkräfte im Flutgebiet, davon allein rund 16.500 der Feuerwehr und etwa 800 Kräfte vom Technischen Hilfswerk (THW). Besonders von dem Hochwasser betroffen seien Aachen, Euskirchen und der Rhein-Sieg-Kreis. Reul kündigte eine Analyse an.
Hochwasser in NRW: Kiesgrube in Erftstadt (Blessem) - Lebensgefahr an der Abbruchkante
Update vom 19. Juli, 13.34 Uhr: In Erftstadt-Blessem (NRW) ist die Lage weiterhin kritisch, auch wenn der Wasserstand weiter sinkt. In der Nähe der Abbruchkante an der Kiesgrube besteht weiter Lebensgefahr. „Ein weiteres Nachrutschen von Erdmassen ist jederzeit möglich“, sagte Bürgermeisterin Carolin Wetzel im „Morgenmagazin“ von WDR 2 (siehe unten Erstmeldung). Die betroffenen Stellen würden permanent mit Drohnen überwacht.
Einsatzkräfte der Feuerwehr sind am Sonntagabend Häuser im Stadtteil Blessem abgegangen, um Haustiere zu retten, teilte die Stadt Erftstadt am Montag mit. Es seien keine weiteren Personen gefunden worden, hießt es. Es gäbe aber weiterhin „Personen mit ungeklärtem Aufenthaltsort“. Die Bundesstraße B265 ist, laut Feuerwehr, komplett geräumt. Fünf Fahrzeuge aus einem Rückhaltebecken sollen im Laufe des Tages geborgen werden. Auch dort seien keine Personen in den Fahrzeugen gefunden worden.
Nach Hochwasser in NRW: Schrottsammler gehen auf Diebestour in Flutgebieten
Update vom 19. Juli, 13. 30 Uhr: Schrottsammler sind im NRW-Katastrophengebiet auf Beute aus. Die Polizei in Altena ist am Wochenende 13 Mal wegen Diebstählen durch verdächtige Schrottsammler ausgerückt. Verdächtigen ziehen seit Freitag auf der Suche nach Elektroschrott und Metallteile durch Flutgebiete, teilt die Polizei am Montag mit. Die Diebe sind mit Transportern, aber auch zu Fuß unterwegs. Am Samstagabend beispielsweise sei ein Mann zu Fuß durch Altena im Märkischen Kreis gelaufen und in einem Keller verschwunden. Der Keller sei durch einen Wasserschaden nicht mehr abschließbar gewesen. Kurze Zeit später tauchte der 20-Jährige mit einer Tüte wieder auf - voll mit Elektroteilen, wie sich bei einer Polizeikontrolle herausstellte. Die Polizei hat nach eigenen Angaben die Präsenz in dem Gebiet erhöht.
Hochwasser in NRW: Vermissten-Hotline komplett überlastet
Update vom 19. Juli, 13.19 Uhr: Die Hotline für Vermisste ist momentan komplett überlastet, schreibt die Bezirksregierung Köln auf Twitter. Der Grund dafür: „Aktuell melden sich unter dieser Nummer unzählige Personen, um zu melden, dass sie in Sicherheit sind und / oder NICHT vermisst werden. Dadurch kommt es zu einem enormen Anrufaufkommen, das die Hotline nicht bewältigen kann.“
Die Vermissten-Hotline sei jedoch für Betroffene der Flutkatastrophe eingerichtet. Besorgte Angehörige könnten sich dort melden, wenn sie jemanden vermissten, betont die Bezirksregierung Köln.
Hochwasser: NRW-Innenministerium will Unwetter-Warnungen weiter gegeben haben
Update vom 19. Juli, 13.10 Uhr: Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat nach eigener Darstellung in der vergangenen Woche Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an die Städte und Kreise weitergeleitet. Grundsätzlich gelte im Katastrophenschutz aber ein Örtlichkeitsprinzip, sodass über Schutzmaßnahmen vor Ort zu entscheiden sei, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.
Update vom 19. Juli, 12.32 Uhr: Entwarnung an der Steinbachtalsperre in Euskirchen. Nach dem Rhein-Sieg-Kreis (siehe unten Erstmeldung) gibt auch der Kreis Euskirchen die Orte Schweinheim, Flamersheim und Palmersheim nach und nach wieder frei. Nach Flamersheim (12 Uhr) wird das Betretungsverbot für Schweinheim um 14.30 Uhr aufgehoben. Wegen der unmittelbaren Gefahrenlage waren vier Ortschaften der Städte Euskirchen und Rheinbach mit mehr als 4. 500 Einwohner seit Tagen evakuiert.
Hochwasser-Katastrophe in Deutschland: Aufatmen in NRW - Steinbachtalsperre ist sicher
Euskirchen - Der Rhein-Sieg-Kreis gibt Orte unterhalb der Steinbachtalsperre wieder frei. Der Pegel der seit Tagen vom Hochwasser bedrohten Steinbachtalsperre hat nach Angaben des Rhein-Sieg-Kreises einen „unkritischen Wasserstand erreicht“.
Hochwasser in NRW: Damm an der Steinbachtalsperre hält
Damit bestehe akut keine Gefahr mehr, dass die Staumauer brechen könnte, teilte der Kreis am Montag mit. „Somit können die Evakuierungsmaßnahmen für Swisttal und Rheinbach aufgehoben werden.“ Gutachter waren um 8 Uhr am Montag zusammengekommen, um diese wichtige Entscheidung zu treffen.
Die Orte Swisstal und Rheinbach unterhalb der Steinbachtalsperre bei Euskirchen waren evakuiert worden, weil der Damm der Talsperre zu brechen drohte.
„Es wird weiterhin Wasser abgepumpt und abgelassen“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Ob der Wasserstand bereits jenseits der kritischen Marke sei, solle eine abschließende Expertenbewertung am Montagmorgen ergeben.
„Ein Dammbruch ist jetzt nicht mehr zu befürchten“, twittert die Bezirksregierung Kölm am Montagvormittag (19. Juli 2021). „Die Talsperre wird in den nächsten Tagen abgefischt und dann vollständig entleert.“ Wasserstand in der Talsperre sei in den letzten beiden Tagen unter Einsatz zusätzlicher Pumpleistungen abgesenkt worden. Experten gingen nun von einer stabilisierten Lage des Dammes aus.

Hochwasser-Katastrophe in NRW - Gefahr in Euskirchen noch nicht gebannt
Der Kreis Euskirchen hält die Warnung für die Orte Kirchheim, Schweinheim, Flamersheim, Ringsheim und Palmersheim noch aufrecht.
Bürgermeisterin von Erftstadt warnt – „weiteres Nachrutschen von Erdmassen ist jederzeit möglich“
In Erfstadt besteht in der Nähe der Abbruchkante der Kiesgrube akute Lebensgefahr. Zwar sei die Kiesgrube hinter dem Ortsteil Blessem weiträumig abgesperrt, sagte Bürgermeisterin Carolin Wetzel im „Morgenmagazin“ von WDR 2. „Ein weiteres Nachrutschen von Erdmassen ist jedoch jederzeit möglich.“ Die betroffenen Stadtteile würden permanent mit Drohnen überwacht. Mithilfe von Drohnen sowie Robotern, Suchhunden und Sonargeräten werde auch weiterhin unter Hochdruck nach Vermissten gesucht.

Die Hochwasser-Lage in Rheinland-Pfalz bleibt weiter angespannt. Die Zahl der Todesopfer ist auf 112 gestiegen. Heftige Unwetter haben im Berchtesgadener Land gewütet und auch die Eisbahn am Königssee schwer beschädigt. (dpa/ml) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA