Droht ein Lockdown im Herbst? Forscher stellen Prognose auf

Der Frühling ist da, der Sommer kommt und Corona? Beim Feiern in Clubs, in Restaurants oder im Urlaub geht gerade alles. Was droht uns im Herbst? Forscher der TU Berlin stellen eine aktuelle Prognose vor.
Berlin – Beim Thema Corona-Pandemie haben viele von uns gerade den Pausenknopf gedrückt. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie scheint die Zeit vorbei, sich über Neuinfektionen oder andere Corona-Zahlen allzu viele Gedanken zu machen. Die Omikron-Welle in Deutschland ebbt ab.
Wie entwickelt sich die Corona-Pandemie in den nächsten Monaten? Sieht die Lage nach dem Sommer auch noch so entspannt aus? Eine aktuelle Prognose veröffentlichte jetzt das Team um Mobilitätsforscher Kai Nagel von der TU Berlin. Dabei werden wahrscheinliche Szenarien für den weiteren Pandemieverlauf simuliert. Die Aussichten für den Herbst 2022 nach dem Sommer sind eher ernüchternd. Besonders, wenn eine Mutation auftritt, die gefährlicher als die Delta-Variante ist. Die wesentlichen Punkte der möglichen Szenarien des „MODUS-COVID Berichts“:
Corona-Herbst 2022 - Diese Szenarien sind möglich
- Herbst-Szenario 1: Es bleibt weiter bei einer Omikron-ähnlichen Variante. Dann berechnet das Modell eine Herbstwelle, die nach den Sommerferien beginnt. Die Belastung für das Gesundheitssystem wird dabei so ähnlich sein, wie derzeit. „Das günstigste Szenario“ - nach den Modellberechnungen der Forscher.
- Herbst-Szenario 2: Eine neue Coronavirus-Variante mit einer Immunflucht tritt auf. Die Welle würde dann mit dem Auftreten der Immunflucht-Variante beginnen. Handelt es sich dabei um eine Variante, mit milden Krankheitsverläufen, wie bei Omikron, wäre der Schutz durch Impfungen und Infektionen deutlich weniger effektiv. Die Inzidenz würde bei einem solchen Szenario etwa zwei bis drei Mal höher liegen als in der aktuellen Omikron-Welle.
- Herbst-Szenario 3: Eine neue Immunflucht-Variante mit schweren Verläufen tritt auf – „so gefährlich wie die Delta-Variante“. Dann wäre die Inzidenz vergleichbar mit Szenario 2. Aber, die Hospitalisierungsrate wäre deutlich höher. Zwischen neun bis dreizehn Mal höher, so die Berechnungen der Forscher. In diesem Fall würde das Gesundheitssystem nach den Berechnungen an sein Limit stoßen – eine Überlastung drohen.
Corona-Herbst 2022: Bitte Prognose der Forscher
Durch eine Impfkampagne alleine könnten sich dem Forscherteam zufolge die Herbst-Szenarien 2 und 3 nicht eindämmen lassen. Die Wissenschaftler gehen in ihrem Modell davon aus, dass der bisherige Impfstoff kaum bei der Übertragung wirke. Durch mehrfaches Boostern lasse sich die Schutzwirkung vor schweren Krankheitsverläufen aber erhöhen.
„Unsere Simulationen ergeben, dass solche Wellen durch breite Impfkampagnen deutlich eingedämmt werden und die Belastung des Gesundheitssystems erheblich reduziert werden kann“, teilt der Berliner Forscher Kai Nagel in einer Zusammenfassung mit. „Sollte allerdings eine neue Mutation auftreten, die so gefährlich wie die Delta-Variante ist, wird laut unseren Simulationen das Gesundheitssystem selbst mit einer solchen Impfkampagne sehr viel stärker als derzeit belastet.“
Falls das „eher ungünstige“ Herbst-Szenario 3 eintrete, könnte nur eine „utopische“ Impfquote von 100 Prozent, und zwar für alle ab dem 5. Lebensjahr – eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern. Um das Infektionsgeschehen schnell zu bremsen, seien deutliche Gegenmaßnahmen nötig. Es müsste wieder Maßnahmen wie die Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen sowie eine Teststrategie geben. (ml)