Deutsche Corona-Intensivstationen: Krankenschwester schießt gegen Leugner - „Die sollen mal einen Tag ...“

Eine Krankenschwester erzählt vom dramatischen Kampf gegen das Coronavirus auf deutschen Intensivstationen. An Querdenker und Corona-Leugner hat sie eine Botschaft.
- Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Die Auslastung der Intensivbetten steht im Fokus.
- Tausende Patienten werden in der zweiten Corona-Welle in Deutschland wegen Covid-19 auf Intensivstationen behandelt - vor allem in NRW, Baden-Württemberg und Bayern ist die Lage ernst.
- Eine Krankenschwester schildert nun vom dramatischen Kampf gegen das Coronavirus - und hat eine klare Botschaft an die Querdenker.
München/Stuttgart - „Die Querdenker, die Skeptiker, die Kritiker. Die sollen mal einen Tag kommen und sich anschauen, was sich hier abspielt.“
Eine Krankenschwester aus einer deutschen Intensivstation hat sich in der Coronavirus-Pandemie mit einer emotionalen Botschaft an Skeptiker und Corona-Leugner gewandt.
Corona-Pandemie in Deutschland: Fast 3600 Patienten wegen Covid-19 auf Intensivstationen
Ihr Name: Ayse Yeter. Die 49-Jährige arbeitet als Stationsleiterin auf der Covid-19-Intensivstation des Klinikums Stuttgart im Stadtteil Bad Cannstatt.
18 Betten umfasst ihre Station. Kürzlich wurden zwei Betten frei - die jeweiligen Patienten hatten den Kampf gegen die heimtückische Lungenkrankheit verloren.
Der Deutsche Presse-Agentur (dpa) erzählte Yeter nun von dem dramatischen Einsatz, den sie und ihre Kollegen in Corona-Zeiten ausfechten. Denn: Immer mehr rücken im November die Intensivstationen in den Fokus.
Zur Einordnung: In der ersten Welle der Pandemie lag die Höchstzahl an Covid-19-Patienten, die zeitgleich in Deutschland intensiv medizinisch betreut werden mussten, bei 2900.
Intensivstationen in Deutschland: Corona-Patienten im Überblick (Stand 19. November)
Stand Donnerstagnachmittag, 19. November, lagen laut DIVI-Intensivregister des Robert-Koch-Instituts (RKI) dagegen 3.592 Menschen mit Coronavirus-Erkrankung auf den Intensivstationen der Bundesrepublik.
Corona-Patienten auf Intensivstationen | Covid-19-Patienten in Behandlung | intensiv medizinisch beatmete Patienten |
Deutschland insgesamt | 3592 | 2084 |
Nordrhein-Westfalen | 950 | 563 |
Bayern | 519 | 306 |
Baden-Württemberg | 409 | 230 |
Hessen | 309 | 185 |
Sachsen | 301 | 171 |
„Wir kümmern uns, wir betreuen, wir sind da“, sagte Krankenschwester Yeter der dpa: „Das ist immer noch ein Mensch, der da im Bett liegt.“
Sie verwies auf einen 76-jährigen Patienten. „Der Mann war ansprechbar“, erzählte sie, wie der Patient eingeliefert wurde. Nach kurzer Zeit mussten sie ihn ins künstliche Koma versetzen.

Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen: „Die Spanne reicht von 18 bis 100“
„Die ist einfach unberechenbar, diese Krankheit“, sagte Yeter weiter. Auch ihr Klinikvorstand schlägt Alarm. „Corona kennt keine Altersgrenze“, erklärte Jan Steffen Jürgensen: „In der ersten Welle haben wir vor allem die Älteren behandelt, jetzt reicht die Spanne tatsächlich von 18 bis 100.“
Das Klinikum Stuttgart hat reagiert: Die Zahl der Beatmungsgeräte wurde von 90 auf 324 gesteigert, die Aufwachstation vor den OP-Sälen in Bad Cannstatt ist für den Notfall umgerüstet, sollten die bisher 18 Intensivbetten nicht ausreichen.
Schließlich dauert die intensiv medizinische Behandlung von Corona-Patienten deutlich länger als bei einer schweren bakteriellen Lungenentzündung oder etwa bei einer Operation.
Coronavirus-Pandemie in Deutschland: 42.700 Intensivbetten für Covid-19-Patienten
Die Vorsorge-Maßnahmen aus Stuttgart sind exemplarisch. Wie die dpa weiter berichtet, wurde laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Zahl der für Covid-Patienten geeigneten Intensivbetten von 20.000 auf rund 30.000 Plätze gesteigert. Zusätzlich stünden demnach 12.700 Betten als Reserve bereit.
Der Einsatz an vorderster Corona-Front bleibt indes hart, mühsam und nervenzehrend. Krankenschwester Yeter hofft jetzt auf den Corona-Impfstoff: „An irgendetwas muss man ja glauben.“ (pm)