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Kinderkliniken am Limit: Mutter berichtet von Suche – Sohn wird erst 200 Kilometer entfernt behandelt

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Von: Patrick Freiwah

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Deutsche Kliniken – speziell jene für Kinder – haben auch aufgrund der RSV-Welle Engpässe. Die Überlastung ist kein neues Phänomen, scheint jedoch dramatisch.

München - Während Deutschland von einem Temperatursturz heimgesucht wird, grassieren mehrere Infektionswellen, an der zahlreiche Menschen erkranken. Die Folgen sind unweigerlich auch in den medizinischen Einrichtungen zu spüren: vermehrte Aufenthalte in Notaufnahmen und anderen Stationen, Überlastung wegen überbelegten Zimmern und die Verlegung kranker Babys und Kinder in entfernte Krankenhäuser.

Eine enorme Häufung von Atemwegsinfekten bringt derzeit offenbar speziell Kinderkliniken in teilweise dramatische Engpass-Situationen. Einen gewichtigen Anteil daran haben RSV-Infektionen („Respiratorisches Synzytial-Virus“). Medizinische Einrichtungen schlagen Alarm, weil besonders Krankenhausabteilungen für Kinder extrem überfüllt seien. Die Vereinigung „Divi“ spricht gar von einer „katastrophalen Lage“ in den entsprechenden Intensivstationen.

Kinderkliniken am Limit: Mutter berichtet von Suche – Sohn wird erst 200 Kilometer entfernt behandelt

Gegenüber Merkur.de nahm Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek zur RSV-Welle Stellung, doch die Überlastung ist nicht auf den Freistaat begrenzt: Ein Beispiel aus Niedersachsen veranschaulicht die derzeitige Situation in den Kinderkliniken der Republik. T-Online.de berichtet von einer Mutter aus Hannover, die ihren nach einem Sturz verletzten Sohn nicht in einem einzigen von sechs im Umkreis befindlichen Krankenhäusern behandeln lassen konnte, obwohl eine behandelnde Ärztin eine „mindestens 24-stündige stationäre Überwachung“ angeraten hatte, um eine mögliche Hirnblutung auszuschließen.

Der Grund sei, dass es bei den möglichen Kinderkliniken keine freien Kapazitäten mehr gegeben habe. Letztlich sei das Kind (auch aus privaten Gründen) ins etwa 200 Kilometer entfernte Hagen gebracht worden, wo es nach längerer Anreise schließlich ein glückliches Ende gegeben habe. Auch aus Baden-Württemberg gibt es Berichte über große Probleme aufgrund des RS-Virus.

Kind im Krankenhausbett: Viele deutsche Kliniken haben derzeit Engpässe aufgrund des RS-Virus (Symbolbild)
Kind im Krankenhausbett: Viele deutsche Kliniken haben derzeit Engpässe aufgrund des RS-Virus (Symbolbild). © Nacho Gutierrez/Imago

Überlastete Kinderkliniken auch wegen RS-Virus: Lauterbach meldet sich zu Wort

Und was gedenkt das zuständige Bundesgesundheitsministerium gegen die aktuelle RS-Virus-Misere zu tun? Karl Lauterbach setzt auf rasche Unterstützungsmaßnahmen für überlastete Einrichtungen. „Die Kinder brauchen jetzt unsere volle Aufmerksamkeit“, gab der Gesundheitsminister in Berlin zu Protokoll. Die Nachrichten von überfüllten Kinderpraxen und Kinderstationen seien „sehr besorgniserregend“, führte der SPD-Politiker (59) aus. „Wir werden mit einer Situation konfrontiert, wo in Deutschland weniger als 100 Intensivbetten für Kinder zur Verfügung stehen.“

Pflegepersonal solle teilweise aus Erwachsenen- in Kinderstationen verlegt werden, dazu gibt es einen Appell in Richtung Krankenkassen: Diese sollen die Vorgaben zur Personalbesetzung in den Kliniken vorerst nicht prüfen und mögliche Sanktionen deswegen aussetzen. Zudem bittet Lauterbach alle Eltern und Kinderärzte, nicht unmittelbar nötige Vorsorgeuntersuchungen, wenn möglich zu verschieben.

Bereits im vergangenen Jahr stellte das RS-Virus vielerorts eine große Herausforderung für medizinische Einrichtungen dar - zuweilen herrschte in bayerischen Kinderkliniken Alarmstimmung. (PF)

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