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Lauterbach warnt vor Long-Covid bei Kindern - Kinderarzt zeichnet jedoch anderes Bild

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Von: Franziska Schwarz

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Karl Lauterbach geht durch die Westlobby des Reichstagsgebaeude bei der 228. Sitzung des Deutschen Bundestag in Berlin.
Warnt vor Corona-Langzeitfolgen bei Kindern: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach © Imago

Corona-Langzeitfolgen treffen auch die Jüngsten, warnt der SPD-Gesundheitsexperte. Was ein Kinderarzt nun aus seinem Arbeitsalltag berichtet, klingt da anders.

Berlin - „Die Zahlen sind noch vom unteren Ende“: Karl Lauterbach warnt weiter vor „Long Covid“ bei Kindern. Sieben Prozent der jungen Infizierten entwickelten Symptome - das sei „keine Kleinigkeit“ hatte der SPD-Gesundheitsexperte nun im Talk mit Maybrit Illner (ARD) gesagt. Auf Anfrage der Bild erklärte er anschließend, woher er seine Zahlen nimmt: „Sie beziehen sich auf Studien des britischen Office for National Statistics wie auf eine große italienische Studie, die sogar 12 Prozent Langzeitfolgen für Kinder errechnet hat, die an Covid-19 erkrankt waren.“

„Long Covid“ bezeichnet das dauerhafte Auftreten von Symptomen wie Erschöpfung und Atemproblemen nach einer Corona-Infektion. RKI-Chef Lothar Wieler hatte jüngst in einer gemeinsamen PK mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf die Gefahren auch für Kinder hingewiesen.

Corona-Langzeitfolgen bei Kindern: Kinderärzte wiegeln ab

Aber übertreibt Lauterbach womöglich, fragt die Boulevard-Zeitung nun provokant - und bei Kinderärzten nach. „Sie müssen schon mit einer sehr, sehr großen Lupe suchen, um Fälle von Long Covid bei Kindern zu entdecken“, zitiert sie Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Wir betreuen kein einziges Kind mit Langzeitfolgen aus einer Covid-Erkrankung“, sagt er über seine eigene Praxis in Berlin.

Einem weiteren Kinerarzt ist der Bild zufolge seit Beginn der Pandemie ein einziger Verdachtsfall untergekommen - „und da waren wir uns letzten Endes nicht mal sicher, ob es sich bei der Abgeschlagenheit des Kindes nicht eher um eine Post-Shutdown-Folge, also eine psychische Folge des Lockdowns gehandelt hat.“

RKI-Zahlen zu Covid-19 bei Kindern: Bereits mehr als 200.000 Fälle bei Unter 14-Jährigen

Dennoch: Laut RKI-Dashboard (Stand: 8. Mai) wurden bislang insgesamt 213.473 Covid-19-Fälle bei den Unter-14-Jährigen erfasst. Mal angenommen, sieben Prozent davon entwickeln Langzeitfolgen, wie Lauterbach warnt - dann wären das immerhin 14.943 Kinder. „Darauf ist die Pädiatrie im Vergleich zur Versorgungssituation bei Erwachsenen nach überstandener Infektion noch nicht vorbereitet“, hatte Markus Hufnagel vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Freiburg bereits Ende März gegenüber der dpa gewarnt. Damals stiegen die Infektionszahlen unter Jugendlichen und Kindern merklich.

Zwar hatte Hufnagel damals keine Prozentzahl an betroffenen Kindern genannt, aber erläutert: „Das Krankheitsbild ist sehr variabel.“ Darunter seien chronische Erschöpfung, generelle Leistungsminderung und Gelenk- und Muskelschmerzen, aber auch Hautveränderungen. Da für Kinder und Jugendliche noch keine Corona-Impfstoffe zugelassen sind, zählen sie zu den Gruppen, die noch eine Weile empfänglich für das Virus sein werden. (frs mit Material der dpa)

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