Long Covid: Deutsche Forscher finden neue Corona-Spätfolgen – über die bisher wenig bekannt war

Eine Corona-Infektion kann Spätfolgen haben. Forschende haben Millionen Datensätze zu Covid-19 in Deutschland ausgewertet. Dabei zeigt sich ein Zusammenhang, über den bisher wenig bekannt war.
Dresden – Nach einer überstandenen Covid-19-Infektion bleiben Risiken. Einige Corona-Erkrankte haben mit schweren Langzeit-Folgen zu kämpfen. Das Thema Long Covid ist noch nicht abschließend geklärt. Mehr als 200 Symptome werden inzwischen mit dem Begriff Long Covid oder auch Post Covid in Verbindung gebracht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sorgte mit einer Aussage mit den Folgen auf das menschliche Immunsystem in einem Interview für Aufsehen und ruderte aber dann zurück. „Studien zeigen mittlerweile sehr deutlich, dass die Betroffenen es häufig mit einer Immunschwäche zu tun haben, deren Dauer wir noch nicht kennen“, stellte Lauterbach auf Twitter klar. Kritiker warfen dem Bundesgesundheitsminister vor, Panik zu verbreiten.
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Autoimmunerkrankung: Risiko nach Corona-Infektion bei Ungeimpften deutlich erhöht
Bisher fehlten belastbare Daten zu Corona-Infektionen und Folgerisiken. Jetzt haben deutsche Forscher einen riesigen Datensatz von Krankenversicherten zu Corona ausgewertet. Ihre Analyse zeigt, dass Menschen nach überstandener Covid-19-Infektion deutlich häufiger eine Autoimmunerkrankung entwickeln als andere.
„In allen Alters- und Geschlechtsgruppen traten Autoimmunkrankheiten in der Zeit nach der Infektion signifikant häufiger auf“, sagt Prof. Jochen Schmitt vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden laut einer Mitteilung. Patienten mit einem schwereren Corona-Verlauf hatten ein besonders hohes Risiko. Zu den Autoimmunerkrankungen zählen unter anderem Rheuma, aber auch Gefäßschädigungen, Darmentzündungen und Diabetes Typ 1. Die Ergebnisse der Studie wurden bisher nur als Preprint veröffentlicht und müssen noch von unabhängigen Experten begutachtet werden.
- Corona-Spätfolgen: Autoimmunerkrankungen können Covid-Spätfolgen sein. Das zeigt eine Analyse von Wissenschaftler des Dresdner Universitätsklinikums, die als Preprint veröffentlicht wurde.
- Deutsche Forscher werteten dafür 38,9 Millionen Daten von gesetzlich Versicherten der AOK Plus, Barmer, DAK-Gesundheit, IKK classic, der Techniker Krankenkasse und von Betriebskassen aus.
- In der Analyse wurden Abrechnungsdaten der Jahre 2019 bis Juni 2021 ausgewertet. Es geht dabei um Daten der ersten und zweiten Welle des Wildtyps Sars-CoV-2 und vor Impfbeginn.
Die Forscher weisen darauf hin, dass sich die Ergebnisse auf die Nachverfolgung jener Betroffenen mit einer Infektion mit dem Wildtyp des Virus beziehen. Entsprechende Erkenntnisse über andere Varianten des Virus gebe es derzeit nicht.
Um die Zusammenhänge zwischen Covid-19 und den Erkrankungen zu verstehen, sei weitere Forschung notwendig, betonen die Wissenschaftler des Dresdner Universitätsklinikums. Doch die Ergebnisse der Studie würden eindrücklich zeigen, welche wichtigen Erkenntnisse aus Patientendaten gewonnen werden könnten. Künftige Analysen sollten einen Fokus auf chronische Erkrankungen legen, die in der Pandemie entstanden sind. Bis zu 65 Millionen Menschen leiden laut einer im Fachmagazin Nuture veröffentlichten Studie an Long Covid. Autopsien zeigen zudem: Corona befällt den ganzen Körper – eine mögliche Erklärung für Long Covid.(ml)