Nach umkämpfter Lützerath-Räumung: RWE fordert Schadensersatz von „allen Störern“

Der Kohleausstieg 2030 statt 2038 klingt auf der Oberfläche gut. Aktivisten sehen im Deal der Regierung und RWE aber eine Täuschung und demonstrieren in Lützerath. Jetzt fordert RWE Schadensersatz.
Osnabrück - Nur wenige Tage ist der „Showdown“ in Lützerath her. Tausende Demonstranten trafen auf ein enormes Polizeiaufgebot. Grund dafür war die Räumung des Dorfes Lützerath und vor allem das Vorhaben, die Kohle, die sich unter dem Dorf befindet, im Anschluss auszugraben. In ganz Deutschland und über die Landesgrenzen hinaus kursierten Bilder von dem Aufeinandertreffen der Aktivisten und der Polizei. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Ausschreitungen vor und belegen ihre Vorwürfe mit entsprechendem Videomaterial.
In Deutschland entbrannte eine Diskussion um die Geschehnisse, in der sich Politiker, Aktivisten und Wissenschaftler auseinandersetzen. Jetzt meldet sich ein weiterer Akteur zu Wort, um den es unmittelbar geht: RWE. Der Energiekonzern fordert Schadensersatz, und zwar von den Aktivisten.
Nachspiel von Lützerath: RWE fordert Schadensersatz nach Räumung
Nach der Räumung von Lützerath hat der Energiekonzern RWE zivilrechtliche Schritte gegen Demonstranten angekündigt: „Natürlich müssen alle Störer mit einer Schadenersatzforderung rechnen“, sagte Konzernsprecher Guido Steffen der Neuen Osnabrücker Zeitung. Wie hoch diese ausfallen könnten, sei allerdings noch nicht zu beziffern. Es liege noch keine endgültige Schadensbilanz rund um die aufwendige Räumung vor.
Die Polizei hatte am 11. Januar damit begonnen, das von Klimaaktivisten besetzte Dorf an der Abbruchkante des rheinischen Tagebaus zu räumen. Nach Angaben von RWE kam es zu erheblichen Sachbeschädigungen, unter anderem an Fahrzeugen und Anlagen des Konzerns. Zudem seien mehrere Brunnen und Schaltanlagen zerstört worden.
Nachspiel von Lützerath: RWE forderte bereits 1,4 Millionen Euro von einem „Störer“
Zuletzt hatte RWE angekündigt, eine Person auf 1,4 Millionen Euro Schadenersatz zu verklagen, die sich 2021 an Gleise zum Kohlekraftwerk Neurath gekettet hatte. RWE musste deswegen nach eigenen Angaben das Kraftwerk herunterfahren.
Klar ist, dass die Demonstrationen von Lützerath noch nicht Geschichte sind. Dies konnte man mitunter auch daran erkennen, dass das Gesicht der internationalen Klimabewegung, Greta Thunberg, in Lützerath von der Polizei weggetragen wurde - und zwar nach den großen Demonstrationen. Mit Hinblick auf die Forderungen von RWE wird die Geschichte von Lützerath wohl noch weitere Wendungen haben. (dpa/lp)