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München: Mann ersteigert Nazi-Gegenstände zum Verbrennen - überraschende Wendung

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Ein Mitglied der Bundespolizei hält am 16.06.2017 im Interpol-Hauptquartier in Buenos Aires (Argentinien) eine Sanduhr mit Hakenkreuz. Das Auktionshaus Hermann Historica versteigert ähnliche Nazi-Devotionalien. Foto: Natacha Pisarenko/AP/dpa
Ein Mitglied der Bundespolizei hält am 16.06.2017 im Interpol-Hauptquartier in Buenos Aires (Argentinien) eine Sanduhr mit Hakenkreuz. Das Auktionshaus Hermann Historica versteigert ähnliche Nazi-Devotionalien. Foto: Natacha Pisarenko/AP/dpa © Natacha Pisarenko

Ein Geschäftsmann hat in München Gegenstände aus dem Besitz Adolf Hitlers ersteigert. Eigentlich wollte er sie  verbrennen - jetzt hat er sich um entschieden.

Update vom 25. November, 13 Uhr: Die Auktion von Nazi-Gegenständen in Grasbrunn bei München hatte in der vergangenen Woche für Aufsehen gesorgt. Nun kommt heraus, dass ein libanesischer Geschäftsmann zehn der Gegenstände ersteigert hat - im Gesamtwert von 600.000 Euro. Das bestätigte das Auktionshaus Hermann Historica gegenüber der dpa

Versteigerung von Nazi-Gegenständen: Geschäftsmann wollte Sachen zunächst verbrennen

Darunter seien Hitlers Faltzylinder, eine Ausgabe von "Mein Kampf", eine Zigarrenkiste und eine Schreibmaschine gewesen, erklärte der in der Schweiz lebende Abdallah Chatila dem israelischen Armeesender. Er fügte hinzu, dass er zunächst mit dem Gedanken gespielt habe, die Gegenstände zu verbrennen. „Aber ich denke, es ist sehr wichtig, sie aufzubewahren, weil es die Erinnerung am Leben erhalten wird, damit künftige Generationen sehen, dass Hitler wirklich existiert hat.“

Aus diesem Grund entschied sich Chatila dazu, so viele Nazi-Gegenstände wie möglich zu ersteigern und der israelischen Organisation Keren Hajesod zu übergeben, die Spenden für Israel sammelt. Eine Sprecherin der Organisation bestätigte gegenüber der dpa, dass man die Gegenstände entgegennehmen und "mit großer Sorgfalt behandeln und mit den relevanten Einrichtungen entscheiden, was mit ihnen zu tun ist."

Nach Kritik an Versteigerung: Ansturm bei der Auktion von Nazi-Gegenständen

Update vom 20. November 2019, 20.57 Uhr: Hitlers Zylinder und Eva Brauns Cocktailkleid: Eine Auktion von Gegenständen aus dem Besitz von ranghohen Nationalsozialisten hat ein stärkeres Interesse geweckt als von den Organisatoren erwartet. Eigentlich hätte die Versteigerung von 800 Objekten gegen 18.00 Uhr beendet sein sollen, doch zu diesem Zeitpunkt seien erst rund 500 Lose unter den Hammer gekommen, sagte Bernhard Pacher, Geschäftsführer von Hermann Historica im bayerischen Grasbrunn, am Mittwoch den 20. November 2019. „Wir hatten noch nie zuvor so viele Kunden, die im Internet und im Saal mitbieten“, sagte er. Deshalb stellte er sich auf eine Verlängerung bis etwa Mitternacht ein.

München: Ansturm bei Auktion von Nazi-Gegenständen

Die Auktion hatte im Vorfeld großes Aufsehen erregt und Kritik ausgelöst. „Mit einigen Dingen sollte man einfach keinen Handel treiben“, schrieb Rabbi Menachem Margolin von der European Jewish Association (eja) in Brüssel in einem Brief an das Auktionshaus. Der Verband der Juden Europas forderte darin die Absage der Versteigerung. Auch in den Medien hatte es eine Debatte gegeben.

Pacher wehrte sich gegen die Vorwürfe. „Der mit Abstand größte Teil der Kunden, der bei uns einkauft, sind Museen, staatliche Sammlungen und private Sammler, die sich wirklich akribisch mit dem Thema auseinandersetzen“, sagte er.

München: Auktion von Nazi-Gegenständen weckt großes Interesse

Auch am Abend der Versteigerung bekräftigte Pacher: „Wir wollen keine Kellernazis hervorlocken.“ Soweit er das beurteilen könne, habe dies auch geklappt. Dennoch sei der Andrang deutlich größer gewesen als erwartet. Mehr als 500 Interessenten hätten online mitgeboten - fünf Mal so viele wie sonst üblich. Im Saal mit Platz für 50 Menschen hätten Bieter stehen müssen.

Für die Einlieferer - private Sammler und Händler - sei das fantastisch, denn die Preise seien entsprechend höher, sagte Pacher. So zeigte sich der Auktionator überrascht, dass etwa eine Luxusausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ für 130.000 Euro den Besitzer gewechselt habe - doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt.

München: Hitlers Zylinder und Eva Brauns Cocktailkleid versteigert

Auch ein Cocktailkleid von Hitlers Gefährtin Eva Braun ging mit 4.600 Euro fast doppelt so teuer weg wie erwartet. Hitlers Faltzylinder hingegen entsprach mit 50.000 Euro etwa den Erwartungen der Veranstalter. Spitzenreiter am frühen Abend war: ein Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes - eine Kriegsauszeichnung zum Umhängen; für 135.000 Euro.

München: Ansturm bei Auktion von Nazi-Gegenständen
In dem Münchner Auktionshaus kommen an diesem Tag zahlreiche Nazi-Devotionalien unter den Hammer - auch das Kleid von Eva Braun. © Matthias Balk/dpa

Es ist nicht die erste Auktion dieser Art bei Hermann Historica. Das Münchner Auktionshaus ist seit mehreren Jahren wegen seiner Versteigerungen von Nazi-Gegenständen umstritten. 2016 etwa ging eine Uniformjacke von Hitler für 275.000 Euro an den Höchstbietenden.

Nazi-Gegenstände werden versteigert - Kritik von Verband der Juden

Zahlreiche Gegenstände aus der Zeit des Nationalsozialismus kommen in einem Auktionshaus in Grasbrunn bei München unter den Hammer. Darunter sind auch viele ehemalige Besitztümer von Adolf Hitler und seinen engsten Vertrauten.

Der Verband der Juden in Europa kritisierte die Versteigerung im Vorfeld. «Mit einigen Dingen sollte man einfach keinen Handel treiben», schrieb Rabbi Menachem Margolin von der European Jewish Association in einem Brief an das Auktionshaus Hermann Historica.

Dessen Geschäftsführer Bernhard Pacher wehrte sich daraufhin: «Der mit Abstand größte Teil der Kunden, der bei uns einkauft, sind Museen, staatliche Sammlungen und private Sammler, die sich wirklich akribisch mit dem Thema auseinandersetzen.» Es liege nicht an seinem Auktionshaus, zu beurteilen, was Käufer mit Relikten aus der Nazi-Zeit machen. Doch: «Es liegt an uns, zu verhindern, dass es die falschen Leute kriegen.» Er kündigte strenge Kontrollen für die Auktion an und rechnete auch mit Protesten vor dem Auktionshaus.

dpa

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