Eklat um Tagesschau-Wortwahl: „Entbindende Person“ statt Mutter – ARD reagiert nach Kritik-Welle
Die Tagesschau ersetzte in einem Artikel das Wort „Mutter“ durch „entbindende Person“. Die Wortwahl sorgt für viel Diskussionen, die Redaktion reagiert.
München – Ist der Begriff „Mutter“ problematisch? Die Tagesschau-Redaktion hat das Wort in einem Artikel vom 1. April gemieden und stattdessen durch eine Formulierung ersetzt, die laut eigener Aussage keine Personen diskriminieren sollte. Die Wortwahl sorgte im Netz jedoch für so viel Wirbel und Kritik, dass die ARD die Schreibweise jetzt wieder zu „Mutter“ geändert hat.
„Entbindende Person“ statt Mutter in der Tagesschau: Wortwahl sorgt für Wirbel im Netz
Am 1. April erschien auf der Online-Seite der Tagesschau ein Artikel über einen Gesetzesentwurf der Familienministerin Lisa Paus, der nach der Geburt eines Kindes auch für den zweite Elternteil zwei Wochen bezahlte Freistellung vorsieht. In dem Text wollte die Redaktion ihrer eigenen Aussage nach niemanden diskriminieren und hat deshalb statt „Mutter“ das Wort „entbindende Person“ gewählt. Im Wortlaut hieß es unter anderem: „Der Partner oder die Partnerin der entbindenden Person soll künftig zwei Wochen nach der Geburt freigestellt werden.“

Die Tagesschau erklärte ihre Wortwahl anschließend auf eine Anfrage der Bild. „Bei der Bezeichnung ‚entbindende Person’ handelt es sich nicht um einen Begriff aus dem Gesetzentwurf. Der Begriff wurde gewählt, um niemanden zu diskriminieren“, hieß es in dem Statement der Redaktion. Wer damit diskriminiert würde, wurde nicht beantwortet. Naheliegend ist aber, dass durch die Wortwahl auch Transgender- sowie nicht-binäre Personen mit eingeschlossen werden sollten. Nicht-binäre Personen definiert die Bundeszentrale für Politische Bildung wie folgt: „Nicht-binäre Menschen haben eine Geschlechtsidentität, die weder-noch, also weder ganz/immer weiblich, noch ganz/immer männlich ist.“
„Entbindende Person“ statt „Mutter“? Bayerns Minister Markus Söder übt scharfe Kritik
„Es ist eine akkuratere Beschreibung. Schließlich können auch Väter (trans* Männer) gebären“, bestärkt ein User auf Twitter die Formulierung der Tagesschau. Weitere machen darauf aufmerksam, dass die Formulierung auch von Vorteil sein kann, wenn zwei Frauen ein Kind bekommen. „Wenn zwei Frauen ein Kind bekommen, sind beide die Mutter. In dieser Konstellation ist es eine angebrachte Verdeutlichung, diejenige Frau, die das Kind austrägt, als entbindende Person zu bezeichnen“, kommentiert ein weiterer Nutzer einen Tweet der Bild zu dem Thema.
Doch es gibt auch viel Kritik. „April Scherz?“, fragt die ehemalige deutsche Politikerin Rebecca Harms unter demselben Tweet der Bild. „Lasst uns gemeinsam die Tagesschau streichen. Ein kleiner Schritt für den einzelnen, ein großer Schritt für Deutschland“, heißt es in einem weiteren Kommentar. Auch Bayerns Innenminister Markus Söder meldete sich nach dem Aufschrei zu Wort. „Das kann doch nicht ernst gemeint sein? Der Woke-Wahn muss von der ARD korrigiert werden. Für so einen Unsinn braucht es keine Zwangsgebühren“, kritisiert Söder die Redaktion scharf.
Aufschrei nach Tagesschau-Wortwahl: NDR-Sprecherin äußert sich zu Kritik
Mittlerweile hat die Redaktion der Tagesschau die Wortwahl im Artikel geändert und statt „entbindende Person“ nun doch „Mutter“ geschrieben. Am Ende des Textes gibt lediglich eine Anmerkung Hinweis darauf, dass die Schreibweise einmal anders gewesen war:
Anmerkung der Redaktion: In dem Text wurden die Formulierungen „entbindende Person“ und „gebärende Personen“ durch „Mutter“ ersetzt, da sie zu Missverständnissen geführt haben. Zudem wurde die Formulierung „Arbeitgebende“ durch „Arbeitgeber“ ersetzt.
Auf Anfrage von BuzzFeed teilte eine Sprecherin der Rundfunkanstalt mit, dass die Tagesschau in ihrer Berichterstattung „nach wie vor das Wort ‚Mutter‘“ gebrauche und „zu keiner Zeit Anweisungen gegeben habe, es ‚nicht zu verwenden‘“. Aufgrund des Wirbels sei das Wort wieder geändert worden, da die Vermittlung der Nachricht im Fokus stehen soll. Texte würden laut der Sprecherin demnach geändert werden, wenn die „Diskussion über Begriffe die Nachricht selbst in der öffentlichen Darstellung überlagert“. (nz)