„Ihr dachtet, es wäre ein Notfall“ – Selbsternannte Klimaschützer missbrauchen Notruf-App

Umweltaktivisten setzen falsche Notrufe über eine App ab. Einsatzkräfte sind in Essen mehrfach zu „Notfällen“ gerast. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.
Essen – Polizei und Feuerwehr sind am Dienstag mehrmals zu dringenden Notfällen in Essen (Nordrhein-Westfalen) ausgerückt. Die dringenden Einsätze im Stadtgebiet gingen über die Notfall-App „nora“ ein. Vor Ort stellten sich die Notrufe als falsch heraus, teilt die Polizei Essen am Mittwoch mit. Eine Gruppe von selbsternannte Umweltaktivisten habe sich zu den Taten bekannt.
Essen (NRW): Selbsternannte Klimaschützer missbrauchen Notruf-App „nora“
Nach den ersten Fake-Notrufen am Dienstagabend (20. Dezember) rückten Polizei und Feuerwehr gegen 20 Uhr aus: Ein vermeintlicher Gasaustritt in einem Wohnhaus und eine blutüberströmte Person waren den Angaben zufolge über die Notruf-App gemeldet worden. Beides Fehlalarme! Am Einsatzort seien die Beamten weder auf einen Verletzten getroffen, noch konnte ein Gasaustritt festgestellt werden.
Im Laufe des Abends setzte die selbsternannten Klimaaktivisten laut Polizei weitere Notrufe zu einem vermeintlichen Einbruch mit bewaffneten Tätern und einen weiteren vermeintlichen Gasaustritt. In allen Fällen seien zahlreiche Rettungskräfte zu den Einsatzorten aufgebrochen und hätten für mögliche andere Einsätze nicht bereitgestanden, so die Polizei.
Polizei und Feuerwehr rücken zu falschen Notfällen aus: So rechtfertigen sich die Klimaschützer
Nach dem ersten Notruf kontaktierte der App-Nutzer per Chat die Leitstelle mit folgender Nachricht: „Ihr dachtet, es wäre ein Notfall, doch der wahre Notfall – die drohende Klimakatastrophe – durch die Millionen von Menschen sterben werden, wird von unseren Politikern konsequent ignoriert. Wir werden diese Form des Protests fortsetzen, bis unsere Bundesregierung effektive Gesetze erlässt, um die Klimakatastrophe zu verhindern.“
Missbrauch von Notruf-App: Polizei verfolgt Spur nach Süddeutschland
Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen des Missbrauches von Notrufen aufgenommen, heißt es weiter in der Mitteilung. Nach ersten Erkenntnissen stehe eine Gruppe von Umweltaktivisten aus Süddeutschland im Verdacht, die Notrufe abgesetzt zu haben. „Die Ermittlungen laufen“, sagte eine Pressesprecherin der Polizei Essen auf Anfrage von Merkur.de von IPPEN.MEDIA.
Die Protestgruppe der „Letzte Generation“ distanziert sich ausdrücklich von dem Missbrauch der Notruf-App „nora“. „Das waren wir nicht! Unser Protest folgt dem eindeutigen Konsens, mit Namen und Gesicht zu unseren Handlungen zu stehen. Wir geben keine anonymen Erklärungen ab“, kommentiert die „Letzte Generation“ auf Twitter noch am Mittwochabend. Dazu teilen die Klimaaktivisten die Pressemitteilung der Polizei Essen*.

Notruf-Missbrauch ist eine Straftat
Wer die Notruf-App missbräuchlich nutzt, macht sich strafbar, betont die Polizei. „Werden bewusst falsche Notrufe über die Notruf-App nora abgesetzt, hat dies dieselben Konsequenzen wie ein telefonischer Notrufmissbrauch über die Rufnummern 112 und 110.“
Die Warn-App „nora“ ist eigentlich für Menschen mit eingeschränkten Sprach- und Hörfähigkeiten gedacht, die so einen Notruf absetzen können, ohne sprechen zu müssen. Mit der Notruf-App können Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst überall in Deutschland erreicht werden.
Die Klimaaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ sorgten erneut mit einem friedlichen Protest für Schlagzeilen: Sie sägten dem Weihnachtsbaum vor dem Brandenburger Tor die Spitze ab. *Dieser Text wurde am 22. Dezember mit dem Twitter-Statement der „Letzten Generation“ aktualisiert. (ml)