Inszenierungsvorwürfe nach Greta-Video in Lützerath – Polizei spricht jetzt Klartext
Bei einer Demo nahe Lützerath wurde Klimaaktivistin Greta Thunberg von der Polizei weggetragen. Videos und Fotos sorgen in den sozialen Netzwerken für Diskussionen, ob alles inszeniert wurde.
Aachen – Nach der Räumung von Lützerath gingen die Proteste der Klimaaktivisten und Braunkohlegegner am Dienstag weiter. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg (20) wurde von der Polizei bei Protesten nahe Lützerath weggetragen. Auf Fotos ist diese Szene dokumentiert. In den sozialen Netzwerken verbreiten sich Videos mit Kommentaren, die der Polizei und der Klimaaktivistin eine „Show“ vorwerfen. Mit „Behind the scenes“ (auf Deutsch: Hinter den Kulissen) kommentiert ein Twitter-Nutzer das Video. Der Clip kursiert mit den Vorwürfen, das sei alles nur gestellt oder hollywoodreif im Netz. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück.

„Die Polizei hat es nicht nötig, für ein Foto mit Frau Thunberg zu posieren.“
„Die Polizei hat es nicht nötig für ein Foto mit Frau Thunberg zu posieren“, sagt Dana Zimmermann, Sprecherin der Polizei Aachen auf Anfrage des Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA. Zudem unterstreicht die Polizeisprecherin, dass es sich nicht um eine Festnahme gehandelt habe, sondern eine Personengruppe von der Polizei in Gewahrsam genommen worden sei, um Personalien zu erheben. „In so einem Fall, werden von allen Menschen, die Personalien erhoben, auch bei Politikern oder anderen Klimaaktivisten.“ Dass Fotografen oder andere das Geschehen dokumentieren, sei der Pressefreiheit geschuldet.
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Nach Räumung von Lützerath: Greta Thunberg protestiert mit Kohle-Gegnern und Klimaaktivisten
Greta Thunberg hatte sich unter einen angemeldeten Demonstrationszug gemischt, der am Dienstagmorgen von Keyenberg Richtung Holzweiler gestartet war. Zwei Teilnehmergruppen hielten sich nach Angaben der Polizei jedoch nicht an die vereinbarte Route und brachen aus der Kundgebung aus. Einige stürmten Richtung Abbruchkante des Tagebaus Garzweiler. Der Aufenthalt dort sei gefährlich und verboten. Ein Teilnehmer sprang über die Kante in den Tagebau und harrte dort bis zur Rettung aus.
Greta Thunberg wurde zur Feststellung der Identität in Gewahrsam genommen
Einen Teil der Demonstranten – darunter auch Greta Thunberg – schloss die Polizei mit einer Kette in der Nähe des Tagebaus Garzweiler ein. Es handelte sich um etwa 30 bis 50 Personen, die in Gewahrsam genommen wurden. Sie setzen sich dann laut der Polizeisprecherin auf den Boden und durften sich dann nicht mehr frei bewegen.

Während die Personalien erhoben werden, müsse der erste auf den letzten warten, bis dieser fertig ist, erklärt Polizeisprecherin Zimmermann. Alle mussten warten, bis die Einsatzkräfte die Beteiligten mit einem Bus aus dem Gefahrenbereich bringen konnten. Dann wurden die Demonstranten mit dem Bus zum Bahnhof gebracht und entlassen.
Von dem Polizeieinsatz gibt es Fotos, auf denen Greta Thunberg lächelt, als sie weggetragen wird. „Wenn Frau Thunberg lächelt, kann ich das nicht beeinflussen“, sagt Zimmermann. Die Polizeisprecherin betont, dass sich die Beamten während ihrer Arbeit haben fotografieren lassen. Mit einer Person habe das nichts zu tun. Schon Klimaaktivistin Luisa Neubauer hatte sich bei der Lützerath-Räumung einer Sitzblockade angeschlossen und wurde dafür heftig kritisiert.
Thunberg meldete sich am Mittwochmorgen via Twitter und bestätigte, dass sie von der Polizei nach dem Gewahrsam am Abend wieder freigelassen wurde. „Klimaschutz ist kein Verbrechen“, schrieb sie. In den Kommentaren zu ihrem Post greifen Nutzer prompt den Vorwurf der Inszenierung vor der Kamera wieder auf und machen sich über die Aktionen der Klima-Szene lustig. Greta Thunberg selbst schweigt bislang dazu. (ml)