RKI-Bericht zeigt ungewöhnlich hohe Zahl an Atemwegserkrankungen
Zweieinhalb Jahre lang drehte sich im Gesundheitssystem fast alles um Corona. Mittlerweile aber dominieren andere Viren. Mehr als jeder zehnte Bürger ist bereits betroffen.
München - In Deutschland leidet derzeit mehr als ein Zehntel der Bevölkerung an akuten Atemwegserkrankungen. Das geht aus dem neuesten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Dieser befasst sich mit den Daten aus Kalenderwoche 48, also vom 22. November bis zum 4. Dezember.
Laut der Online-Befragung GrippeWeb sei die Zahl der an akuten Atemwegserkrankungen auf 9,5 Millionen Fälle gestiegen - dies entspricht 11,4 Prozent der Menschen im Land. Damit liege die Rate „aktuell sehr deutlich über dem Bereich der vorpandemischen Jahre und übersteigt das Niveau, das zum Höhepunkt der starken Grippewelle in der Saison 2017/18 beobachtet wurde“. Allein in der nun untersuchten Woche seien 0,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre und 0,4 bis 0,8 Prozent aller Bürger ab 15 Jahren erkrankt.
RKI-Wochenbericht: Grippewelle in Deutschland – Influenzaviren in mehr als der Hälfte der positiven Fälle
Zwei Millionen Arztbesuche wegen akuten Atemwegserkrankungen seien verzeichnet worden, diese Zahl werde sonst nur in Spitzenwochen starker Grippewellen in Deutschland erreicht. Dabei wurden laut dem RKI unterschiedliche virale Erreger festgestellt. Am häufigsten tauchten Influenzaviren auf - in 51 Prozent der positiv getesteten Proben. Es folgen Respiratorische Synzytialviren (RSV) mit 15 Prozent, Rhinoviren (neun Prozent), humane saisonale Coronaviren (fünf Prozent), Sars-CoV-2 (vier Prozent), Parainfluenzaviren (zwei Prozent) und humane Metapneumoviren (zwei Prozent).
Es komme auch oft zu einer „Ko-Zirkulation verschiedener Atemwegserreger“. Insgesamt betont das RKI: „Die Anzahl der Krankenhauseinweisungen mit schwerer akuter Atemwegsinfektion liegt insgesamt auf einem hohen Niveau, vergleichbar zum Wertebereich auf dem Höhepunkt früherer Grippewellen.“
Von den RSV-Viren sind vor allem Kinder bis vier Jahre betroffen. In dieser Altersklasse liege die Zahl der akuten respiratorischen Infektionen „erneut deutlich über den Werten der Vorjahre und liegt aktuell über dem Niveau, wie es bisher zum Höhepunkt starker RSV-Wellen (Saison 2018/19 und im Jahr 2021) beobachtet wurde“. Ein deutlicher Anstieg sei seit einiger Zeit bei allen Personen unter 35 Jahren zu verzeichnen.
Corona im dritten Winter seit Pandemiebeginn: Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 220 in Deutschland
Positive Nachrichten gibt es von Sars-CoV-2. Derzeit bahnt sich anders als in den vergangenen beiden Wintern kein alarmierender Anstieg der Corona-Fallzahlen in Deutschland an. Das RKI schreibt, nach bislang sieben Corona-Wellen „zeichnete sich eine Plateaubildung ab, bei der ein leichter Aufwärtstrend noch nicht abschließend bestätigt werden kann“.
Bundesweit sei die Sieben-Tage-Inzidenz um acht Prozent gestiegen, sie liegt nun bei 220. Der stärkste Anstieg ist demnach mit 15 Prozent bei den 20- bis 24-Jährigen festzustellen
Die Zahl der mit Sars-CoV-2 infizierten Menschen mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung wird auf zwischen 300.000 und 600.000 geschätzt. 120.000 Bürger hätten aufgrund einer akuten Atemwegserkrankung mit zusätzlicher Covid-19-Diagnose einen Arzt aufgesucht.

Corona in Deutschland: Omikron-Variante BA.5 macht mehr als 90 Prozent der Fälle aus - BQ.1.1 legt zu
Die Zahl der Ausbrüche stieg in medizinischen Behandlungseinrichtungen auf 191 mit 1175 Fällen und in Alten- und Pflegeheimen auf 280 mit 2727 Fällen. Es gab in diesem Zusammenhang 26 neue Todesfälle in medizinischen Behandlungseinrichtungen und 69 in Alten- und Pflegeheimen.
Vorherrschend bleibt weiter die Omikron-Variante BA.5, die in Kalenderwoche 47 in 90,6 Prozent aller positiver Proben entdeckt wurde. Davon macht die unter Beobachtung stehende Sublinie BQ.1.1 fast 13,6 Prozent aus, womit sie nur von BF.7 (25,6 Prozent) übertroffen wird. Neben BA.5 wurden lediglich die weiteren Omikron-Mutationen BA.2 (6,5 Prozent) und BA.4 (1,1 Prozent) nennenswert häufig nachgewiesen.
Die Hospitalisierungsinzidenz gibt das RKI mit 2,9 an. So habe es bundesweit 2400 neue Krankenhausaufnahmen wegen schwerer akuten Atemwegserkrankungen und Covid-19-Diagnose gegeben. Dem Divi-Intensivregister zufolge werden 989 Menschen mit einer Covid-19-Diagnose auf Intensivstationen behandelt - das ist ein Anstieg von zehn Prozent.
Die Belegung von Intensivbetten durch Covid-19-Fälle sinkt seit Anfang November. Hier gelten zehn Prozent als Grenzwert der Reaktionsfähigkeit der Kliniken, aktuell beträgt der Anteil freier Betten 11,6 Prozent. In Österreich haben einige Kliniken mittlerweile die Anordnung bekommen, bestimmte Patienten abzuweisen. (mg)