Morddrohungen gegen Inhaber von veganer Fleischerei – „Gehören an den Strick“
Den Inhabern eines Ladens für vegane Produkte schlägt online ein Tsunami an Hass und Morddrohungen entgegen. Daneben werden sie von offizieller Stelle gerügt.
Dresden – Nach Fleisch schmecken, aber kein Fleisch enthalten: Das ist das Werbeversprechen einer veganen Fleischerei im Nordosten Dresdens. Ganz neu ist die Idee nicht. Bereits im September 2022 stellte Rewe seine ersten veganen Fleischtheken vor. Doch einen wesentlichen Unterschied gibt es: Die drei Inhaber des neu eröffneten Ladens werden überhäuft von Morddrohungen, Hassmails und anstandsloser Kritik.
Morddrohungen gegen Inhaber von veganer Fleischerei – „Gehören an den Strick“
„Die Vegane Fleischerei“, der Name ist Programm. Im Namen und in ihrem Sortiment vereinen die drei Dresdner bewusst augenscheinliche Widersprüche und bieten ihren Kunden garantiert tierfreie Wurst, Braten, Steak oder Salami an. Damit treffen sie den Zeitgeist, vegan zu essen wird stetig populärer. So war an Weihnachten veganer Gänsebraten so beliebt wie noch nie. Und doch gibt es eine wenig repräsentative, aber umso lautere Gruppe im Netz, die ihrem Unmut über den Namen des Ladens und deren Waren kundtut.

„Wir wussten, dass es Leute ärgern wird, wenn wir Fleischerei heißen“, gestand Nils Steiger, einer der Mitgründer gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Doch die Intensität der Reaktionen, damit haben sie nicht gerechnet. Neben vieler Unterstützung brach auf Facebook und Twitter ein regelrechter Sturm an Kritik los und überschüttete die Gründer mit Häme, Hetze und Hass.
Daneben bekommen sie E-Mails eben wie von einem Mann, der sich „ein baldiges Ableben unseres sinnlosen Daseins gewünscht hat“, so Steiger weiter. Ein anderer sagte, dass „wir alle an den Strick gehören“. Dagegen waren Vorschläge, den Namen ihres Marktes in „Gemüseladen“ umzubenennen. Oder die Rüge einer Schweizer Fleischerinnung, immerhin eine angenehme Art der Kritik.
Nachrichten aus ganz Deutschland, Holland oder Österreich: Ab sofort Strafanzeige als Konsequenz
Mit negativen Bemerkungen aus dem näheren Umfeld haben sie derweil gerechnet, erklärte Steiger. Doch die riesige Menge Nachrichten, im harmlosen Fall aufgeladen mit Spott und Hohn, kommen aus ganz Deutschland sowie der Schweiz, Österreich und Holland. „Das haben wir nicht gedacht“, sagte er. Nachdem die Betreiber anfangs die Kommentare und Nachrichten nur gelöscht hatten, ziehen sie jetzt einen Schlussstrich. Ab sofort werden sie justiziable Drohungen anzeigen.
Indessen mussten die drei Inhaber bereits einen Seitenhieb einstecken. Wenige Wochen nach der Eröffnung hat die Lebensmittelüberwachung interveniert. Die Einrichtung kritisierte die mögliche Irreführung des Kunden bei zwölf verschiedenen Artikelnamen, welche „Die Vegane Fleischerei“ zu nahe am tierischen Original beließ.