Wegen der immer noch hohen Infektionszahlen fordert die Leopoldina bereits ab kommender Woche eine drastische Verschärfung der Corona-Regeln. Um die Anzahl der Neuinfektionen zu verringern, sollen die Feiertage und der Jahreswechsel für einen „harten Lockdown“ genutzt werden. In der Corona-Analyse der Leopoldina wird gefordert, in einem ersten Schritt die Schulpflicht ab kommendem Montag (14. Dezember) bis zu den Weihnachtsferien aufzuheben. Ab 24. Dezember bis mindestens 10. Januar sollte dann „in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen“.
15.30 Uhr: Ingo Hahn von der AfD kritisiert Söders Pressekonferenz vom Sonntag. Auf dieser hatte der CSU-Chef den strengeren Corona-Kurs angekündigt. „Brauchen Sie das Rampenlicht denn so sehr, dass Sie an einem Sonntag (...) doch nochmal vor die Presse treten müssen und den Bayern diesen besonderen Tag vermiesen müssen?“ fragt Hahn mit Blick auf Nikolaus und den zweiten Advent.
14.55 Uhr: Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann bezeichnet den verschärften Kurs als notwendig, kritisiert aber, dass die Maßnahmen teils überfällig seien. „Es fehlt auch neun Monate nach dem Ausbruch von Corona in Bayern eine konsequente und zielgerichtete Strategie,“ moniert er.
Die Grünen fordern außerdem „Betriebsferien über die Feiertage.“
14.39 Uhr: Die Regierungserklärung von Markus Söder ist beendet.
14.37 Uhr: Die Impfung sei ein Lichtblick, findet Söder. Sie würde aber nicht für jedem sofort zur Verfügung stehen. Es dürfe keine Impfmüdigkeit entstehen. „Es gibt große Sorge, es gibt auch Hoffnung. Wir wissen schon, was wir tun“, erklärt Söder. Man müsse den Blick für das Wesentliche behalten: „Kontakte reduzieren, Abstand halten und wenn es geht, daheim bleiben.“
14.30: „Je mehr wir tun, desto besser sind die Chancen,“ sagt Söder zu den Maßnahmen. Aber es gebe keine Garantie. Man müsse handeln, denn die Lage sei sehr ernst. „Ich weiß, das sind starke Einschränkungen. Manchen ist es viel zu viel, manchen übrigens zu wenig.“ Das Land sei gestresst und gespalten. Die Regierung müsse aber analysieren und handeln. „Es fällt keinem von uns leicht,“ erklärt er. „Geht es uns nicht viel besser, als allen anderen?“ fragt Söder aber. Die Einschränkungen anderswo seien strenger und länger, es gebe dort auch nicht so eine finanzielle Unterstützung wie in Deutschland.
In Deutschland grassiere noch ein anderes Virus neben Corona, das sich über Unwahrheiten artikuliere. Teilweise sogar von Ärzten selbst. Er zitiert einen Arzt aus Altötting, der Patienten auffordert in seiner Praxis keine Maske zu tragen.
14.28 Uhr: „Nicht absperren und einsperren, sondern offenlassen und die Sicherheit erhöhen“, sagt Söder über Alten- und Pflegeheime. Mitarbeiter sollten beispielsweise zweimal wöchentlich getestet werden. Infizierte Bewohner sollten rasch in geeignete Einrichtungen verlegt werden, um Infektionsketten zu durchbrechen.
14.25 Uhr: Zu Innenstädten und Geschäften: Die Distanz werde laut Söder nicht so gut eingehalten, wie noch im Frühjahr. "Wir hören und erleben es, das es nicht ganz so ist," erklärt er. Ansonsten müssen Konsequenzen gezogen werden. Ordnungsämter und Polizei sollen zukünftig noch mehr darauf achten.
Die Leopoldina empfehle laut Söder Geschäfte zu schließen. Dazu sagt Söder: Wenn es auf einer Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen werden sollte, werde man dies auch befürworten, erklärt er.
14.20 Uhr: „Weihnachten ist das emotionalste Fest in Deutschland,“ so Söder. „Keiner soll an Weihnachten allein sein müssen, das wäre glaub ich falsch.“ Trotzdem gilt: „Aufpassen und Vorsicht, aufeinander Acht geben.“ Sollten die Zahlen bis dahin aber dramatisch steigen, würde man sich das nochmal anschauen.
Die Empfehlung der Leopoldina sei, auch bei Schulen deutlich zu reduzieren. Ab morgen sollen die Kontakte in Bayern deshalb deutlich reduziert werden.
14.15 Uhr: „Daheim bleiben, Kontakte reduzieren“, erklärt Söder zum bayerischen Zehn-Punkte-Plan. Der Katastrophenfall werde ausgerufen, weil zuständige Behörden so schnell und einfach zusammenarbeiten könnten. „Corona ist die größte Katastrophe, die unsere Generation je erlebt hat,“ rechtfertigt er die Ausrufung des K-Falls. Zusätzlich gebe es allgemeine Ausgangsbeschränkungen in ganz Bayern. Man solle nur noch bei triftigen Gründen aus dem Haus gehen. Im Frühjahr hatte es Kontaktbeschränkungen gegeben.
Neben der Ausgangsbeschränkung wird es in Hotspots (Inzidenz ab 200) eine nächtliche Ausgangssperre geben. Diese gilt von 21 bis 5 Uhr. Das sei eine deutliche Verschärfung zum Frühjahr. Diese würde beispielsweise dann auch in München gelten. Dort liegt die Inzidenz seit heute über 200.
14.11 Uhr: „Sollen wir jetzt bis zum 10. Januar einfach warten?“ fragt Söder. Man solle lieber früher als später handeln, findet er. Zwischen Weihnachten und dem 10. Januar liegen die Weihnachstferien. Ferien seien bisher immer eher Infektionstreiber gewesen. Dies sei aber kein bayerischer Alleingang. Denn in der Ministerpräsidentenkonferenz wurde beschlossen, dass Hotspots verschärfen dürfen.
„Wir sind ein Land mit hoher Mobilität“, sagt Söder. 86 Prozent der Menschen seien fast täglich unterwegs, wie beispielsweise Pendler. Auch die Grenznähe spiele eine Rolle beim Infektionsgeschehen im Freistaat. „Wenn in den Nachbarregionen eine sehr hohe Inzidenz besteht“, sei es möglich, dass ein Übertrag stattfindet. Möglicherweise sei aber auch ein bisschen Sorglosigkeit eingekehrt, so Söder. Deshalb werde womöglich die zweite Welle etwas unterschätzt. Neben Appellen brauche es deshalb auch Regeln.
14.08 Uhr: Die Zahl der Todesfälle würde steigen. Alle vier Minuten würde ein Mensch in Deutschland an Corona sterben, alle 20 Minuten in Bayern. „Todesfälle sind keine statistische Frage, das sind alles Schicksale, alles Familien“, erklärt Söder. „Wie können da manche so herzlos und kalt reagieren?“ fragt der CSU-Chef. Das Grundgesetz garantiere den Schutz des Lebens, als Ministerpräsident wolle er diesen Auftrag erfüllen. „Kein Kranker, kein Älterer sollte sich allein gelassen fühlen. Jeder ist uns wichtig,“ erklärt er.
14.06 Uhr: „Der Teil-Lockdown war ein Teilerfolg,“ so Söder. Dies sei aber zu wenig. „Wir haben 24 Hotspots“, so Söder über die Situation in Bayern, dort liege die Inzidenz über 200. Die zweite Welle sei schlimmer als die erste. „Überall gibt es Stimmen von Medizinern, die eindringlich warnen.“ Diese Hilferufe dürfe man nicht ignorieren.
14.03 Uhr: Ministerpräsident Markus Söder beginnt mit seiner Regierungserklärung. „Die Lage ist leider sehr ernst. Es gibt keinen Anlass zur Entwarnung oder gar zur Sorglosigkeit. Wir müssen nachlegen!“ Man dürfe sich nichts schönreden, man müsse „besonnen und entschlossen handeln“.
Er kommt auf die Leopoldina zu sprechen. Die aktuelle Entwicklung gebe demnach Anlass zur Sorge. Es sei unbedingt notwendig, die zu hohe Anzahl an Neuinfektionen durch einen harten Lockdown zu verringern. „Das ist eine eindrückliche Warnung der Leopoldina“, so Söder.
Die Zustimmung des Landtags für den verschärften Corona-Kurs in Bayern sei nötig, dieser habe das letzte Wort. Dann würde der strengere Corona-Kurs ab Mitternacht in Kraft treten.
14 Uhr: Landtagspräsidentin Ilse Aigner eröffnet die Sitzung.
Update vom 8. Dezember, 13.48 Uhr: In rund zehn Minuten soll die Regierungserklärung von Markus Söder beginnen. Diese können Sie hier im Live-Stream und Ticker verfolgen.
Update vom 8. Dezember, 12.54 Uhr: Heute stimmt der Landtag über den verschärften Corona-Kurs für Bayern ab. Zuvor gibt Markus Söder eine Regierungserklärung ab. Diese können Sie um 14 Uhr hier im Live-Stream und Ticker verfolgen.
Erstmeldung vom 8. Dezember, 9.09 Uhr: München - Anders als in den Monaten zuvor stellt die bayerische Staatsregierung ihren neuen Corona*-Kurs vor dem Inkrafttreten zur Abstimmung. Die Zustimmung des Landtags gilt als sicher, doch es dürfte auch Kritik geben. Zu Beginn der Sitzung gibt Ministerpräsident Markus Söder* außerdem eine Regierungserklärung ab.
Am Sonntag (6. Dezember) rief Söder sein Kabinett zu einer Sondersitzung zusammen. Grund waren die nach wie vor hohen Corona*-Infektionszahlen im Freistaat. Anschließend verkündete der CSU*-Chef eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen. Diese sollen - nach der Zustimmung des Landtags - am Mittwoch (9. Dezember) in Kraft treten.
Die Freien Wählern akzeptieren den härteren Lockdown nur mit zusammengebissenen Zähnen. Sie reden lieber über Lockerungen - Söder aber schon über die nächsten Verschärfungen.*
Obwohl die Zustimmung schon aufgrund der Befürwortung der Regierungsfraktionen von CSU und Freien Wählern sicher ist, sieht Söder darin keine „Symbolpolitik“. Vielmehr sei es die Verantwortung des Landtags, das letzte Wort zu haben.
Die neuen Regeln sehen vor: Nur aus driftigen Gründen darf man dann die eigene Wohnung noch verlassen. Der Plan sieht auch die erneute Ausrufung des Katastrophenfalls* für den Freistaat vor. Außerdem auch den Wechsel von Schülern in höheren Klassen in den Hybrid- beziehungsweise kompletten Distanzunterricht sowie ein landesweites Verbot für den Konsum von Alkohol unter freiem Himmel. Einen Überblick über die Regeln finden Sie hier.
Söder kündigte außerdem bereits an, dass es im Handel und in der Öffentlichkeit mehr Kontrollen zur Einhaltung der Auflagen geben soll. Der Landkreis Regen kündigte bereits am Montagabend an, dass alle Schüler, auch Grundschüler, ab Mittwoch Distanzunterricht bekommen sollen. Dort war die Zahl der Neuinfektionen* besonders hoch.
Von Seiten der Opposition dürfte es trotz meist grundsätzlicher Zustimmung zum verschärften Kurs auch Kritik geben. Grüne, SPD und FDP hinterfragen dabei aber nur einzelne Maßnahmen oder den Zeitpunkt und fordern bisweilen gar weitergehende Vorgaben wie eine generelle Maskenpflicht auf allen Straßen (SPD) oder Betriebsschließungen über Neujahr (Grüne). Einzig die AfD lehnt jegliche Corona*-Schutzmaßnahmen seit Monaten pauschal ab. Aus ihrer Sicht fehlt es an einer wissenschaftlichen Grundlage.
Söder hatte bereits am Montag betont, dass der teils schludrige Umgang mit den Corona*-Auflagen ein Grund für die weiterhin hohen Infektionszahlen ist. Dennoch sei es aus seiner Sicht legitim, dass die Kontaktbeschränkungen über Weihnachten gelockert werden. Auch nächtliche Besuche in Gottesdiensten sind dann erlaubt, allerdings gelten auch hier strengere Vorgaben wie permanente Maskenpflicht und Gesangsverbot. (kam/dpa) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.
Niemand sagt dem Coronavirus so energisch den Kampf an wie der Bayer Markus Söder. Trotzdem gibt es im Freistaat mehr Infektionen als anderswo. Ein Kommentar von Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis.*
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