Wie oft müssen wir uns gegen Corona impfen? Streeck warnt vor „Phänomenen, die wir so noch nicht hatten“

„Horror-Visionen aller Art wurden nicht wahr“, appelliert der Virologe Hendrik Streeck bei Merkur.de an alle Impfunwilligen. Der Bonner fordert weiter zu Impfungen auf, mahnt aber vor einer zu hohen Frequenz.
München - Für viele Deutsche steht nun schon die vierte Impfung gegen das Coronavirus* an. Eine fünfte könnte in nicht allzu ferner Zukunft folgen - sobald der spezielle Omikron-Impfstoff voraussichtlich im Mai zur Verfügung steht. Doch wie viele Pikse im Jahr sind aus virologischer Sicht überhaupt gesund?
Bei Merkur.de äußert der Bonner Virologe Hendrik Streeck dazu Befürchtungen. Es sei wichtig zu bedenken: „Das Impfschema unserer Impfstoffe ist für zwei Impfungen zugelassen. Der Booster hilft eindeutig. Ein sehr häufiges und hochfrequentes Impfen immer wieder gegen die gleiche Variante sehe ich aber skeptisch.“ Streeck mahnt dabei vor „immunologischen Phänomenen“, die auftreten könnten, „die wir so noch nicht hatten und bei Impfungen schlecht erforscht sind“.
Wie oft müssen wir uns alle gegen Corona impfen? Streeck warnt vor „Phänomenen, die wir so noch nicht hatten“
Der Virologe weiter: „Da sprechen wir etwa von einer Toleranzentwicklung, also einer Art Hyposensibilisierung. Aber auch eine Ermüdung der T-Zellantworten ist möglich oder die Antigen-Erbsünde des Immunsystems, die - einfach gesagt - entstehen kann, wenn das Immunsystem verlernt, Unterschiede des Virus zu erkennen. Das ist natürlich alles theoretisch, weil nichts bisher erforscht ist. Das tritt, um das aber deutlich zu sagen, nicht nach der dritten Impfung auf.“
Dennoch dürfte auf bestimmte Risikogruppen in den Herbstperioden immer wieder Impfungen zukommen. Dies mache Sinn, befindet Streeck: „Das ist dann ja wie bei der Grippe. Das gilt aber sicherlich nicht für die Allgemeinbevölkerung.“
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Streecks drei Impf-Argumente für alle Ungeimpften
Streeck appelliert an die noch immer zahlreichen Ungeimpften im Land und nennt drei entscheidende Vorteile. Das stärkste Argument schlechthin ist, dass die Impfung einen vortrefflichen Schutz vor einem schweren Verlauf bietet. Denn - auch wenn ein schwerer Verlauf als jüngerer Mensch weniger wahrscheinlich ist, kann es passieren. Lieber gehe ich mit einer kugelsicheren Weste in eine solche Begegnung als ungeschützt. Das Immunsystem wird mit einer Impfung auf diesen Kampf vorbereitet.“ Zum zweiten seien die Impfstoffe sicher. Das sehe man an den inzwischen über einer Milliarde Menschen, die geimpft wurden. „Horror-Visionen aller Art wurden nicht wahr“, so der Virologe. Punkt drei: „Auch wenn das eigene Immunsystem stark ist, kann es trotz allem passieren, dass man durch eine Infektion Langzeitschäden bekommt. Mit einer Impfung wird dieses Risiko minimiert.“
Eine Impfpflicht lehnt der 44-Jährige bislang jedoch ab, auch wenn der neue Omikron-Subtyp für eine kleine Delle bei den bald zu erwartenden, sinkenden Infektionszahlen führen könnte.
Streeck forderte im Merkur.de-Interview die Politik zu neuen Wegen bei neuen Lockerungen auf, gibt einen Ausblick für den Sommer und den Herbst 2022. (mke) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA