Streeck: Jeder muss sich auf eigene Corona-Infektion einstellen - Virologe gibt Ausblick auf den Sommer 2022
Virologe Hendrik Streeck meint, dass sich jeder Deutsche auf eine Corona-Infektion einstellen muss. Sein Ausblick auf 2022 ist trotzdem positiv, jedoch müssen wir mit weiteren Wellen im Herbst und Winter rechnen.
Bonn - Nach Einschätzung des Bonner Virologen Hendrik Streeck sollte sich jeder Bürger darauf vorbereiten, in seinem Leben mal positiv auf das Coronavirus getestet zu werden. „Wir müssen uns - so glaube ich - damit abfinden, dass jeder in Deutschland mit dem Virus in den nächsten Jahren immer mal wieder in Kontakt kommen wird“, sagte Streeck der Deutschen Presse-Agentur: „Allerdings sollten Infektionen, die bei Geimpften, Genesenen und gerade in den Sommermonaten auftreten, keine großen Probleme bereiten.“ Auch wenn man nicht jeden schweren Verlauf verhindern könne, sagte Streeck.
Streeck gibt Politik Schuld an vierter Corona-Welle: „Es gab auch mehr Wahl- als Impfwerbung“
„Eine Infektion nach einer Impfung stellt die Immunantwort gegen das Virus auf eine noch breitere Basis“, erklärte der Virologe. Das solle kein Aufruf dazu sein, sich zu infizieren. „Aber jeder muss sich darauf vorbereiten, in seinem Leben doch mal positiv auf Corona getestet zu werden.“

Trotz der Impfstoffe lief 2021 nicht wie viele gehofft haben. Streeck sieht hier vor allem die Politik in der Verantwortung: „Ich glaube in der Tat, dass wir uns unzureichend auf Herbst und Winter vorbereitet haben. Mit der Impfung kam das Gefühl auf, dass die Pandemie vorbei ist. Das wurde auch so kommuniziert. Die Botschaft war: Lass‘ dich impfen, dann ist Corona für dich vorüber. Das war ein fatales Signal. Es wurde nicht klargemacht, dass auch Geimpfte noch in der Pandemie sind. Und: Es gab auch mehr Wahl- als Impfwerbung.“
Streeck glaubt an einen guten Corona-Sommer 2022 - Herbst und Winter-Wellen bleiben trotzdem
Streecks Ausblick auf das nächste Jahr ist, trotz der Tatsache, dass sich wohl jeder mal mit Corona infizieren wird, positiv: „Wir werden wieder einen ruhigen Sommer haben. Im März oder April werden die Zahlen wieder deutlich fallen.“ Allerdings geht er davon aus, dass wir „erstmal weiterhin unsere Wellen haben werden in den Herbst- und Wintermonaten.“ Wie genau diese aussehen werden, hänge von vielen Faktoren ab, „etwa von den Varianten, die noch kommen.“
Laut dem Virologen müssten wir einen Sommerreifen- und einen Winterreifen-Modus entwickeln. „Im Sommer lässt sich entspannter mit vielen Dingen umgehen, im Herbst oder Winter sind Masken oder ähnliche Schutzmaßnahmen wichtig - das muss ins Bewusstsein. Ich kann aber unmöglich vorhersagen, ob es im nächsten Winter weiterhin der Fall sein wird“, erklärt er. Gesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet derweil zum Jahreswechsel mit vielen Omikron-Infektionen. (md mit dpa)