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Corona-Zahlen steigen rasant: Streeck spricht von „Doppelspitze“ - Phänomen war bereits im Vorjahr zu sehen

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Von: Max Partelly

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Im März erreichen die Corona-Neuinfektionen neue Rekordwerte, nachdem sie zum Monatsstart noch gefallen sind. Virologe Streeck überrascht diese Entwicklung nicht.

Bonn - Noch zu Beginn des März sah die Entwicklung der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus vielversprechend aus. Nach Rekordwerten im Februar fielen die Zahlen und die Hoffnung auf einen ruhigen Frühling mit einem noch entspannteren Corona-Sommer machte sich breit. Dann stiegen die Zahlen aber wieder - und brechen nun erneut Rekorde.

Für den Virologen Hendrik Streeck ist diese sogenannte Doppelspitze keine große Überraschung. Im Interview bei ntv spricht er über den Frühling, welche Entwicklung er erwartet und davon, was er vom Festhalten mancher Bundesländer an den Maßnahmen zur Eindämmung hält.

Doppelspitze für Streeck nicht überraschend: „Hatten das ja genau auch im letzten Jahr“

Die hohen Inzidenzen in Deutschland seien keine große Überraschung, erklärt Streeck in dem Interview. Schließlich habe es im vergangenen Jahr ebenso eine solche Doppelspitze in den Infektionszahlen gegeben. Diese würden „dann auch wieder runtergehen und sehr stark auch runtergehen“ Einen Termin möchte der Virologe nicht nennen: „Wann das genau so ist, kann man natürlich nicht vorhersagen, aber wir hatten das ja genau auch im letzten Jahr.“

Auch der saisonale Effekt mit wärmerem Wetter werde Streecks Einschätzung nach dafür sorgen, dass die Infektionszahlen wieder abnehmen. Der Fokus müsse aber auch weniger auf den reinen Infektionszahlen liegen: „Das Wichtige ist, dass wir auf die Krankenhausbelegung schauen. Wie viele Menschen eigentlich im Krankenhaus behandelt werden müssen oder sogar auf der Intensivstation behandelt werden müssen.“ Hier sei ein leichter Anstieg zu erkennen, aber „nicht so ein dramatischer wie wir es bei den Infektionszahlen haben“.

Jeder müsse sich noch einmal in Erinnerung rufen, wie man eine Infektion vermeidet. Eine Situation, die zur Überlastung des Gesundheitssystems führen könnte, sieht Streeck aktuell aber nicht.

Verlängerung der Maßnahmen in manchen Bundesländern für Streeck „gar nicht so falsch in diesem Moment“

Bezüglich der möglicherweise bald endenden Corona-Maßnahmen merkt Streeck an, dass es zunächst jedem selbst überlassen sei, beispielsweise eine FFP2-Maske zu tragen. Diese sei - so seine Einschätzung - „wirklich auch mehr ein Eigenschutz.“ Bei einigen Bundesländern verweist er auf sehr hohe Inzidenzen, „wo man gerade nicht wirklich auf die Maske verzichten will“. Die 2G- beziehungsweise 3G-Regelung stellt Streeck als schwierig zu bewerten dar. Hier wisse man nicht genau, wie effektiv diese bei der Eindämmung des Virus tatsächlich helfen.

Angesichts der Option der Bundesländer, die Maßnahmen im Fall der Fälle zu verlängern, meint er: „Einige Länder haben ja auch mittlerweile angekündigt, dass sie das Maske Tragen oder auch einige der Maßnahmen bis zum 2. April verlängern - was möglich ist. Also ich glaube da auch ein bisschen mit unterschiedlichen Vorgehen zu arbeiten, ist gar nicht so falsch in diesem Moment.“

Zwei Faktoren sorgen laut Virologe für Doppelspitze der Neuinfektionen

Als Erklärung der erneut ansteigenden Zahl an Neuinfektionen sieht Streeck zwei Faktoren. Einerseits sei die Doppelspitze im Frühjahr kein neues Phänomen: „Wir hatten auch letztes Jahr die zweite und die dritte Welle, die sich abgewechselt haben.“ Bei respiratorischen Erkrankungen sei dies häufig der Fall.

Als zweiten Faktor nennt er den neuen Omikron-Subtyp BA.2, welcher nach aktuellen Erkenntnissen noch ansteckender ist als BA.1. „Zusätzlich haben wir die BA.2 Subvariante, die sich im Moment noch mal stärker verbreitet, ja auch einen leichten Übertragungsvorteil gegenüber der anderen BA.1 Subvariante hat und daher ist das etwas, was man beobachten muss.“ Erschreckend sei dies nicht, wiederholt Streeck, man müsse lediglich das Augenmerk auf die Krankenhausbelegung legen.

Virologe Streeck über falsches Bild von der Impfung: Grippeähnlicher Verlauf kann immer noch mild sein

In Bezug auf symptomatische Verläufe trotz einer Immunisierung mit einem der in Deutschland verfügbaren Impfstoffe meint Streeck, dass die Kommunikation hierbei nicht optimal war. Viele Menschen würden bei einem milden Verlauf an einen asypmtomatischen Verlauf denken. Dabei bieten die Impfstoffe primär einen Schutz vor einem schweren Verlauf - einem Verlauf, der im Krankenhaus behandelt werden muss.

Die Annahme, die laut Streeck fälschlicherweise kommuniziert wurde, ist, dass eine Impfung vor einer Infektion schütze. Das sei so natürlich falsch. Darauf seien die Impfstoffe auch nie getestet worden, erklärt er. Der schwere Verlauf, der zu einer nötigen Behandlung im Krankenhaus führt, sei es wogegen die Impfstoffe schützen. Auch eine Corona-Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen, die man zuhause auskurieren kann, sei immer noch ein milder Verlauf. (mda)

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